Küng sorgt sich um 'verschlafenes Christentum'

16. April 2017 in Aktuelles


St. Pöltner Bischof im ORF-Interview: Zuehmende Zahl von Muslimen im Land als Herausforderung und Chance für die Christen wahrnehmen - "Wir müssen ein bisschen aufwachen"


St. Pölten (kath.net/KAP) Die zunehmende Zahl an Muslimen im Land ist für den St. Pöltner Bischof Klaus Küng (Foto) vor allem eine Herausforderung - und Chance - für die Christen im Land: "Mir macht es schon große Sorge, das verschlafene Christentum. Wir müssen ein bisschen aufwachen. Ich meine das jetzt nicht aggressiv, sondern im Sinne der Vitalität", so der Bischof im Interview mit dem ORF-Niederösterreich.

Die weltweiten Terroranschläge sind für Küng eine "echte Bedrohung", die zugleich auch "wirklich unsere Solidarität erfordert", mahnte der Bischof eine: "Das kann uns nicht kalt lassen." Er denke beispielsweise an die koptischen Christen, "die da beten und es explodiert eine Bombe". Aber: "Gleichzeitig ist für uns Christen tatsächlich irgendwo das Osterfest, die Hoffnung und dann auch vor allem auch der Karfreitag."

Küng sprach sich weiters für eine gesamt-europäisch koordinierte und solidarische Flüchtlingspolitik aus: "Ich glaube es ist richtig, dass man versucht europaweit gemeinsam vorzugehen. Es kann auch nicht sein, dass ein Land oder zwei Länder alles zu tragen haben. Das ist auch nicht verkraftbar, da kann man auch nicht helfen. Es braucht diese Gemeinsamkeit."

Der Bischof verwehrte sich zugleich gegen Pauschalaussagen im Hinblick auf Flüchtlinge: "Ich sehe da große Unterschiede und wage mir auch kein Allgemeinurteil zu. Ich erlebe schon auch Familien, die wirklich die Sprache lernen, die auch bemüht sind, sich hier zu integrieren." Ein anderes Problem bestehe aber darin, "dass die Menschen oft im eigenen Land abgehen".

Freilich sei klar: "Wenn die Leute überhaupt nichts zu essen haben und sie sehen im Fernsehen, wie gut es uns in Europa geht, dann kommen sie hierher. Das kann auch nicht die Lösung sein, sondern wir müssen ihnen dort helfen."

Seine Bilanz nach bald 13 Jahre als Diözesanbischof von St. Pölten falle positiv aus: "Ich bin dankbar, dass es gelungen ist einen Frieden herzustellen und auch zu erreichen, dass manche wieder miteinander reden können, was sie vielleicht vorher nicht mehr konnten. Zudem auch, dass eigentlich doch auch zahlreiche Heilungsprozesse passiert sind."

Zur Frage, ob dieses Osterfest für ihn das letzte als Diözesanbischof sein wird, meinte Küng wörtlich: "Eigentlich rechne ich damit, dass im Laufe dieses Jahres der Wechsel stattfinden wird. Ich arbeite ganz ruhig weiter und bin Gott sei Dank eigentlich gesund."

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