Mexikos Kirche gesteht Schutz von Missbrauchstätern ein

6. April 2017 in Weltkirche


Generalsekretär der Bischofskonferenz, Miranda Guardiola: Betroffene Kinder "Märtyrer", die "Verfolgung innerhalb der Kirche" erlitten haben - Kirche will Straflosigkeit aufbrechen


Mexiko-Stadt (kath.net/KAP) Erstmals hat die katholische Kirche in Mexiko öffentlich wiederholtes Fehlverhalten von Bischöfen im Umgang mit sexuellem Missbrauch von Minderjährigen durch Priester eingestanden. Betroffene Kinder seien "Märtyrer unserer Zeit", die Verfolgung innerhalb der Kirche erlitten hätten, sagte Alfonso Miranda Guardiola, der Generalsekretär der Mexikanischen Bischofskonferenz, laut Angaben der Tageszeitung "Milenio" bei einer nationalen Gebetsaktion für Missbrauchsopfer am Mittwoch (Ortszeit). Die Kirche entschuldige sich für die Verbrechen, nehme die volle Verantwortung dafür auf sich und fordere eine Bestrafung der Täter.

Miranda sprach von einer "klerikalen Struktur mit Anzeichen von Machtmissbrauch". Die Kirche habe sich schuldig gemacht, tatenlos zugesehen und verheimlicht zu haben und oftmals Komplize gewesen zu sein. Noch viel zu wenig sei bewusst, dass das gesamte kirchliche Wirken weniger wiege als die Zerstörung eines Menschenlebens. "Durch eine schlechte Tat, durch ein einziges Verbrechen und ein einzigen Missbrauch wird alles zerstört und umgeworfen", so der Generalsekretär. Den Opfern schulde die Kirche Gerechtigkeit: Priester müssten bei diesen Verbrechen auch die Konsequenzen tragen, es dürfe keine Straflosigkeit geben.

Die Gebetsaktion, die in der Päpstlichen Universität von Mexiko-Stadt stattfand, stellte die erste Aktivität des neu geschaffenen kirchlichen Zentrums für die Erforschung und interdisziplinäre Bildung für Kinderschutz dar.

Opfervertreter sprachen in ersten Reaktionen davon, dass nun den Worten auch Taten folgen müssten. Die Erklärung dürfe kein "Reinwaschen" sein, zudem könne keine Entschuldigung bereits geschehenes Leid wieder gutmachen. In Medien kolportierte Schätzungen sprechen von mindestens 1.000 Kindern, die in Mexiko durch Priester missbraucht wurden, wobei der Großteil nicht angezeigt wurde; allein zwischen 2006 und 2016 gab es Angaben der Opfervereinigung SNAP zufolge diesbezüglich 500 Anzeigen gegen Priester.

Copyright 2017 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


© 2017 www.kath.net