'Ein Leuchtturm des Glaubens'

24. März 2017 in Chronik


„Kirche in Not“ trauert um Miloslav Kardinal Vlk


München (kath.net/KIN) Die internationale Päpstliche Stiftung „Kirche in Not“ trauert um den früheren Prager Erzbischof Miloslav Kardinal Vlk, der am 18. März im Alter von 84 Jahren verstorben ist. „Kardinal Vlk war ein Leuchtturm des Glaubens in einem Land, das unter dem Kommunismus schwer zu leiden hatte“, sagte der Geistliche Assistent des Werkes, Pater Martin Barta. Vlk habe viele Menschen durch sein treues priesterliches Zeugnis entscheidend geprägt und sei nach der politischen Wende zu einer „Symbolfigur des Glaubens in einer Gesellschaft geworden, die den Weg zu Gott neu entdecken musste“, so Barta.

Eine langjährige Freundschaft verband Vlk mit „Kirche in Not“. „Diese Verbundenheit ist uns ein kostbares Vermächtnis, das wir im Herzen tragen“, sagte Barta. Pater Werenfried van Straaten, der Gründer von „Kirche in Not“, hatte seit den fünfziger Jahren immer wieder das Schicksal der Priester hinter dem Eisernen Vorhang zum Thema seiner Predigten gemacht. Vielen von ihnen war durch die kommunistischen Machthaber die Ausübung ihres Dienstes untersagt. Zu ihnen gehörte auch Vlk: Von 1978 bis zur Wende durfte er nicht in der Pfarrseelsorge wirken. In dieser Zeit arbeitete er unter anderem als Fensterputzer.

Als Vlk 1990 Bischof von Budweis und nur ein Jahr später Erzbischof von Prag wurde, unterstütze ihn „Kirche in Not“ beim Wiederaufbau seiner Diözese. Dazu zählten neben der Instandsetzung verfallener Kirchen vor allem die pastorale Erneuerung – zum Beispiel durch die Neuansiedlung von Ordensgemeinschaften oder die Förderung der Priesterausbildung. „Die Hilfe, die wir im zuteilwerden ließen“, sagte Barta, „hat er in einer anderen Währung erwidert: der des Gebetes. Das hat er immer wieder zum Ausdruck gebracht.“
In einem Gespräch mit „Kirche in Not“ aus Anlass seines 75. Geburtstages im Jahr 2007 sprach der Kardinal über seine Erfahrungen und die Lehren aus der Erfahrung der kommunistischen Diktatur: „Die Verfolgung hat uns geholfen, Gott treuer zu sein. … Nur Gott war unser Licht. In der Verfolgung gab es keine Literatur, keine Mittel. Man konnte nur Gott wählen und suchen. Dies war für mich eine große Gnade.“

Mit Sorge sah Vlk aber auch einen Verfall der Grundwerte in der europäischen Gesellschaft: einen mangelnden Respekt vor der menschlichen Würde, vor dem Leben, einen sich ausbreitenden Egoismus. „Eine Gesellschaft kann nicht auf Egoismus aufgebaut sein“, betonte er. „Die Kirche muss vor allem Zeugnis ablegen, denn das gelebte Zeugnis findet Beachtung und löst in den menschlichen Herzen einen Widerhall aus.“

„Kirche in Not“ werde Kardinal Vlk als großen Zeugen, des Glaubens in Erinnerung behalten, sagte Barta. „Wir hoffen und beten, dass sein Beispiel auch über seinen Tod hinaus Menschen dazu bewegen möge, den Glauben zu finden, der durch den Kommunismus radikal verwüstet wurde und der nun wieder zu einer zarten Blüte kommt.“

Waren im Jahr 1950 auf dem Territorium der heutigen Tschechischen Republik noch über drei Viertel der Einwohner katholisch, so sind es heute nur 10,4 Prozent. Weitere elf Prozent gehören einer anderen christlichen Konfession an. Mit 34 Prozent Konfessionslosen sowie weiteren 44 Prozent, die keine Angaben zu ihrer Religionszugehörigkeit machen, ist die Tschechische Republik das am stärksten atheistisch geprägte Land Europas. Zu kommunistischer Zeit war die damalige Tschechoslowakei eines der Länder, in denen die katholische Kirche am stärksten verfolgt wurde.

Das Hilfswerk „Kirche in Not“, das 1947 vom niederländischen Prämonstratenser Werenfried van Straaten als „Ostpriesterhilfe“ gegründet wurde, stand dieser „Kirche des Schweigens“ intensiv bei. Auch heute gehört die Unterstützung der katholischen Christen Osteuropas zu den Schwerpunkten des Werks.

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Foto: Miloslav Kardinal Vlk bei einem Besuch von „Kirche in Not“ im Jahr 2003 (c) Kirche in Not



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