Credo in unum Deum

24. März 2017 in Aktuelles


Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: In der Fastenzeit unterwegs zum Geheimnis Christi und dem Wesen des Glaubens. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Πιστεύω εἰς ἕνα Θεόν: „‚Der Glaube ist ein persönlicher Akt: die freie Antwort des Menschen auf die Einladung des sich offenbarenden Gottes’ (Katechismus desach katholischen Kirche, Nr. 166). Sagen zu können, an Gott zu glauben, ist also gleichzeitig Geschenk – Gott offenbart sich, kommt uns entgegen – und Aufgabe, es ist göttliche Gnade und menschliche Verantwortung, in einer Erfahrung des Dialogs mit Gott, der aus Liebe ‚die Menschen anredet wie Freunde’, der zu uns spricht, damit wir im Glauben und durch den Glauben in Gemeinschaft treten können mit ihm.“

In der Fastenzeit unterwegs mit Benedikt XVI. zum Geheimnis Christi und dem Wesen des Glaubens. Ein kleines Vademecum.

Leben aus der Schrift
Wo können wir Gott und sein Wort hören? Grundlegend ist die Heilige Schrift, in der das Wort Gottes für uns hörbar wird und unser Leben als »Freunde« Gottes nährt. Die ganze Bibel berichtet davon, wie Gott sich der Menschheit offenbart; die ganze Bibel spricht vom Glauben und lehrt uns den Glauben, indem sie uns die Geschichte erzählt, wie Gott seinen Erlösungsplan verwirklicht und uns Menschen nahe ist durch viele leuchtende Gestalten: durch Menschen, die an ihn glauben und sich ihm anvertrauen, bis zur Fülle der Offenbarung im Herrn Jesus Christus. (Generalaudienz, 23. Januar 2013)

Die Augen des Glaubens
Die Augen des Glaubens sind also fähig, das Unsichtbare zu sehen, und das Herz des Gläubigen kann hoffen gegen alle Hoffnung, genau wie Abraham, von dem Paulus im Brief an die Römer sagt: »Gegen alle Hoffnung hat er voll Hoffnung geglaubt« (4,18). (Generalaudienz, 23. Januar 2013)

Leben und Heil
Zu sagen: »Ich glaube an Gott«, spornt uns also an aufzubrechen, beständig aus uns selbst herauszugehen, genau wie Abraham, um in die tägliche Wirklichkeit, in der wir leben, die Gewissheit zu bringen, die uns aus dem Glauben erwächst: die Gewissheit der Gegenwart Gottes in der Geschichte, auch heute; eine Gegenwart, die Leben und Heil bringt und die uns öffnet für eine Zukunft mit ihm und für eine Fülle des Lebens, das nie vergehen wird. (Generalaudienz, 23. Januar 2013)

Der Glaube an Gott, den Allmächtigen
Wenn wir also sagen: »Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen«, dann bringen wir unseren Glauben an die Allmacht der Liebe Gottes zum Ausdruck, der in seinem gestorbenen und auferstandenen Sohn den Hass, das Böse, die Sünde besiegt und für uns das ewige Leben öffnet, das Leben als Kinder, die für immer im »Haus des Vaters« sein wollen. Zu sagen: »Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen«, an seine Macht, ist immer ein Akt des Glaubens, der Bekehrung, der Verwandlung unseres Denkens, all unserer Zuneigung, unserer ganzen Lebensweise. (Generalaudienz, 30. Januar 2013)

Verkündigung der Auferstehung
Daher müssen wir erneut mit Kraft und Freude das Ereignis des Todes und der Auferstehung Christi verkünden; es ist das Herz des Christentums, der tragende Mittelpunkt unseres Glaubens, der mächtige Antrieb unserer Gewissheiten, der starke Wind, der alle Angst und Unsicherheit, jeden Zweifel und jede menschliche Berechnung vertreibt. Allein von Gott kann die entscheidende Veränderung der Welt kommen. Nur von der Auferstehung her versteht man das wahre Wesen der Kirche und ihres Zeugnisses, das nicht vom Ostergeheimnis getrennt ist, sondern vielmehr dessen Frucht, Offenbarung und Verwirklichung durch diejenigen ist, die den Heiligen Geist empfangen und von Christus ausgesandt werden, seine eigene Sendung fortzusetzen (vgl. Joh 20,21–23). (Predigt in Verona, 19. Oktober 2006)

Das Gebet erweckt Berufungen
Das grundlegende und charakteristische Element jeder Berufung zum Priestertum und zum geweihten Leben ist die Freundschaft mit Christus. Jesus lebte in ständiger Einheit mit dem Vater. Das weckte auch in den Jüngern den Wunsch, dieselbe Erfahrung machen zu dürfen und von ihm zu lernen, in ständiger Gemeinschaft und in immerwährendem Dialog mit Gott zu leben. Wenn der Priester ein „Mann Gottes“ ist, der Gott gehört und der anderen hilft, Gott kennen und lieben zu lernen, muss er eine tiefe Verbindung mit Gott pflegen, in seiner Liebe verweilen und dem Hören auf sein Wort Raum geben. Das Gebet ist das wichtigste Zeugnis, das Berufungen weckt. Ebenso wie der Apostel Andreas, der seinem Bruder mitteilt, daß er den Meister kennengelernt hat, muss derjenige, der Jünger und Zeuge Christi sein will, ihn persönlich „gesehen“ und kennengelernt haben; er muss gelernt haben, ihn zu lieben und bei ihm zu sein. (Botschaft zum Weltgebetstag um geistliche Berufungen, 13. November 2009)

Die Gefahr des Hedonismus und Relativismus
Wir leben in einem kulturellen Umfeld, das von der hedonistischen und relativistischen Mentalität geprägt ist, die dazu neigt, Gott aus dem Horizont des Lebens zu entfernen, den Erwerb eines klaren Rahmens von Bezugswerten nicht fördert und die nicht dabei hilft, Gutes von Bösem zu unterscheiden und ein rechtes Sündenbewusstsein heranreifen zu lassen. Diese Situation macht den Dienst der Spender der göttlichen Barmherzigkeit noch dringender. Wir dürfen nämlich nicht vergessen, dass zwischen der Verdunkelung der Gotteserfahrung und dem Verlust des Sündenbewusstseins eine Art Teufelskreis besteht. (Ansprache, Pönitentiarie, 11. März 2010)

Das Hören des Wortes Gottes
Die erste Lehre, die wir aus dieser biblischen Erzählung ziehen und an die auch im Taufritus erinnert wird, ist, dass in der christlichen Perspektive das Hinhören von vorrangiger Bedeutung ist. Dazu stellt Jesus ausdrücklich fest: »Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen« (Lk 11,28).

Gemeinsam das Wort Gottes hören; die »lectio divina« der Bibel halten, das heißt das an das Gebet gebundene Lesen der Heiligen Schrift; sich überraschen lassen von der Neuheit des Wortes Gottes, die nie alt wird und sich nie erschöpft; unsere Taubheit für jene Worte überwinden, die nicht mit unseren Vorurteilen und unseren Meinungen übereinstimmen; hören und studieren in der Gemeinschaft der Gläubigen aller Zeiten; all das stellt einen Weg dar, der beschritten werden muss, um die Einheit im Glauben zu erreichen, als Antwort auf das Hören des Wortes. (Predigt zum Vespergottesdienst in Sankt Paul vor den Mauern, 25. Januar 2007)

Die Praxis des Glaubens und die Sakramente
Das Zentrum des Gottesdienstes der Kirche ist das Sakrament. Sakrament bedeutet, daß zuallererst nicht wir Menschen etwas tun, sondern dass Gott uns im voraus mit seinem Handeln entgegengeht, uns ansieht und zu sich hinführt. Und da ist noch einmal etwas Besonderes: Gott rührt uns an durch materielle Wirklichkeiten, durch Gaben der Schöpfung hindurch, die er in seinen Dienst nimmt, zu Instrumenten der Begegnung zwischen uns und sich selber macht. (Predigt zur Chrisam-Messe, 1. April 2010)

Liturgie ist der bevorzugte Ort, wo das Wort lebendig und gegenwärtig ist
Es ist darum wichtig, die Heilige Schrift in der Gemeinschaft der Kirche zu lesen und zu hören, das heißt mit allen großen Zeugen dieses Wortes, von den ersten Kirchenvätern bis zu den Heiligen von heute und dem Lehramt von morgen.

Es ist vor allem ein Wort, das in der Liturgie lebensspendend wird und lebt; deshalb, würde ich sagen, ist die Liturgie der bevorzugte Ort, wo jeder von uns im Gespräch mit Gott in das »Wir« der Kinder Gottes eintritt. Das ist wichtig: Das Vaterunser beginnt mit den Worten Vater unser; nur wenn ich in das »Wir« dieses »Unser« aufgenommen werde, kann ich den Vater finden; nur innerhalb dieses »Wir«, dem Subjekt des Vaterunser- Gebetes, hören wir das Wort Gottes richtig. Deshalb scheint mir Folgendes so wichtig zu sein: Die Liturgie ist der bevorzugte Ort, wo das Wort lebendig und gegenwärtig ist, ja, wo das Wort, der »Logos«, der Herr, zu uns spricht und sich in unsere Hände gibt. Wenn wir in dieser großen Gemeinschaft der Kirche aller Zeiten auf den Herrn hören, dann finden wir ihn (Besuch im römischen Priesterseminar anlässlich des Festes der „Gottesmutter vom Vertrauen“, 17. Februar 2007)

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