Jerusalem: Patriarchen feierten Wiedereröffnung der Grabkapelle

22. März 2017 in Weltkirche


Auch der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., reiste zu der Feier an - Hervorragende Kooperation der Kirchen an einem der wichtigsten Pilgerorte der Welt gewürdigt


Jerusalem (kath.net/KAP) Mit einer ökumenischen Feier in der Jerusalemer Grabeskirche sind am Mittwoch offiziell die Restaurierungsarbeiten an der Grabkapelle, der sogenannten Ädikula, beendet worden. An der Zeremonie beteiligten sich die Vertreter der drei Konfessionen, die sich die Besitzrechte an der heiligen christlichen Stätte teilen. Der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III., Franziskanerkustos Francesco Patton und der armenische Patriarch Nourhan Manougian lobten anlässlich in ihren Ansprachen die gute Zusammenarbeit während der Instandsetzung. Zu den Gästen in der voll besetzten Kirche zählten neben Vertretern der verschiedenen Kirchen, Ordensgemeinschaften, ziviler und politischer Autoritäten auch der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I.

Weiters nahmen der Leiter des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, sowie der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras, teil. Israelische Polizisten kontrollierten seit dem frühen Morgen die Zugänge zur Grabeskirche.

Theophilos, Patton und Manougian betonten einhellig, die Feier und die vorausgegangene mehrmonatige Kooperation markierten den Beginn einer neuen ökumenischen Ära in der Heiligen Stadt. Die durch die Chöre der drei christlichen Gemeinschaften musikalisch begleitete Feier schloss mit dem gemeinsamen Gebet des Vater Unser.

Die Ädikula-Kapelle über dem Heiligen Grab geht in ihrer aktuellen Gestalt im Stil des osmanischen Spätbarock auf das Jahr 1809/10 zurück. Die Kapelle bildet das Zentrum der Grabeskirche, die von den östlichen Christen Auferstehungskirche ("Anastasis") genannt wird. Diese Kirche wurde ursprünglich von Kaiser Konstantin ab dem Jahr 326 errichtet, nachdem seine Mutter, die Heilige Helena, die Orte der Passion Jesu in Jerusalem gefunden hatte. In der Folgezeit wurde die "Anastasis" immer wieder halb zerstört und wieder aufgebaut. Sie ist bis heute einer der wichtigsten Pilgerorte der Welt.

Die erste schwere Beschädigung der Basilika erfolgte im Zug des persisch-römischen Kriegs im Jahr 614. Im Jahr 1009 kam es auf Grund einer Anordnung des geistesgestörten Fatimiden-Kalifen al-Hakim zu einer weitgehenden Zerstörung der "Anastasis" samt dem Heiligen Grab. Der Vorgang war ein auslösendes Moment für den Ersten Kreuzzug.

Die Restaurierungsarbeiten an der Ädikula-Kapelle hatten im Mai 2016 begonnen. Die Kapelle wurde von den Stahltraversen befreit, mit denen sie 1947 von den britischen Mandatsbehörden abgesichert worden war, um die Auswirkungen des katastrophalen Erdbebens von 1927 in den Griff zu bekommen. Weitergehende Restaurierungsarbeiten waren damals geplant, konnten aber aufgrund der Uneinigkeit zwischen Katholiken, Orthodoxen und Armeniern und politischen Gründen nicht vollendet werden. Der provisorische Zustand von 1947 blieb Jahrzehnte hindurch erhalten. Erst nach Geheimverhandlungen in Athen im März 2016 wurde eine Übereinkunft erzielt, die eine Aufnahme gründlicher Restaurierungsarbeiten möglich machte.

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