Christenverfolgung und was man tun kann

20. März 2017 in Weltkirche


Es ist mutig und in Zeiten eines allgemein gepredigten pluralistischen Relativismus keineswegs selbstverständlich, dass Nachwuchspolitiker etablierter Parteien sich zu christlichen Werten bekennen. Gastbeitrag von Marie-Thérèse Knöbl


München (kath.net) In seinem Wahlkampf positioniert sich der junge Münchner CSU-Kandidat Stephan Pilsinger mit einer deutlichen Benennung der weltweiten Christenverfolgung. Pilsinger, der als Internist in einem kommunalen Krankenhaus tätig ist, engagiert sich auch sonst aus Überzeugung für christliche Werte. So etwa mit seiner Kampagne „Die Angst vor dem Sterben nehmen“ oder mit seinem besonderen Blick für Familien mit Kindern. Es ist mutig und in Zeiten eines allgemein gepredigten pluralistischen Relativismus keineswegs selbstverständlich, dass Nachwuchspolitiker etablierter Parteien sich zu christlichen Werten bekennen.

Anhand des im Februar veröffentlichten Weltverfolgungsindex 2017 des Vereins „Open Doors“ zeigte Pilsinger kürzlich bei einer Veranstaltung in München auf, wie schlecht es um die Religionsfreiheit in den meisten Ländern der Welt für die Christen bestellt ist – insbesondere in den mehrheitlich muslimischen Ländern, aber auch im kommunistischen Nordkorea. Religionsfreiheit sei ein elementarer Wert jeder Gesellschaft und ein genuines Menschenrecht. Dazu passe es nicht, dass im Nahen Osten nun kein Platz für Christen mehr sein soll.

Pastor Ado Greve, Vertreter des überkonfessionellen Hilfswerkes Open Doors, referierte als Gast. Weltweit nehme der religiös motivierte Nationalismus zu, so Greve, unabhängig von der jeweiligen Regierungsform oder vorherrschenden Religion in den einzelnen Ländern. Die weltweit zunehmende Christenverfolgung beinhalte zwar auch eine Verletzung von Art. 18 der Allgemeinen Menschenrechte der Vereinten Nationen, doch sei das Phänomen weniger ein ethisches als vielmehr ein geistiges Problem, weshalb auch die wichtigste Unterstützung für verfolgte Christen das Gebet sei. Aktuell lebten rund 70% aller Menschen in Ländern, in denen sie ihren Glauben nicht frei leben können, die Verhältnisse eines pluralistischen und toleranten Miteinanders seien weltweit eher die Ausnahme als die Regel. Dabei sei gerade die Religionsfreiheit der beste Garant für sozialen Frieden und soziale Stabilität, mithin also auch für die Entwicklungsmöglichkeiten und die Zukunftsfähigkeit entsprechend vorbelasteter Länder wie Syrien oder den Irak.

Auffällig sei in den genannten Regionen wie auch anderen Ländern zunehmender Christenverfolgung wie Pakistan, Sudan, Iran oder dem Jemen, dass man sich dezidiert am Kreuz störe.

Auf der Suche nach den Ursachen für diese Auffälligkeit skizzierte Greve die Rigorosität, mit der gegen „das Volk des Kreuzes“ in den entsprechenden Ländern vorgegangen werde. So würden beispielsweise in Nordkorea nicht nur die Personen bestraft, die eine Bibel besitzen, sondern im Umfeld von drei Generationen rund um diese Personen sämtliche Angehörige in Arbeitslager geschickt. Rund 50.000 Christen seien so wegen ihres Bekenntnisses zum Christentum Schätzungen zufolge derzeit in Nordkorea inhaftiert, in zentralasiatischen Staaten wie Usbekistan, Turkmenistan, Kasachstan werde der private Besitz einer Bibel mit 9-10 Monatsgehältern Bußgeld bestraft.

Ein drittes prominentes Beispiel ist das wirtschaftlich so erfolgreiche Indien. „Die größte Demokratie der Welt“, in der rund 64 Millionen Christen leben und deren seit 2014 amtierender Premierminister Narendra Modi unter dem Motto „Indien den Hindus“ verkündet, in fünf Jahren werde es in Indien nur noch Hindus geben, macht mit täglichen Gewaltverbrechen gegen Christen von sich reden. Die Übergriffe auf Christen in Indien reichen von Bedrängungen und Alltagsschikanen wie dem Verbot Brunnen zu benutzen, über niedergebrannte Kirchen, Morddrohungen und kaltblütige Ermordungen. Es sei jedoch für die Friedenssicherung vor Ort und weltweit von vitalem Interesse, den Beitrag der Religionen zum sozialen Miteinander zu schützen, wie auch Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller immer wieder betont. Die Anerkennung des Beitrags der Kirchen zum sozialen Frieden sei in Indien ebenso wichtig wie in Ländern, die des Wiederaufbaus und der Zukunftsperspektive für ihre Jugend bedürfen wie Syrien, der Irak und zahlreiche Länder Afrikas.

Die Christen haben dort wie auch hierzulande die Aufgabe, Zeugnis ihres Glaubens zu geben und einen Beitrag zu Versöhnung und Frieden zu leisten. Hierzulande sei es wichtig, den Christen in den von Christenverfolgung geprägten Ländern das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein sind – sei es durch Gebet, sei es durch Brieffreundschaften oder aktive Hilfe vor Ort.


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