Wahres Fasten, ohne der Eitelkeit Schmiergeld zu zahlen

3. März 2017 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: das heuchlerische Fasten einer faschen Religiosität verbunden mit schmutzigen Geschäften vergisst den Nächsten und setzt nur sich selbst in Szene. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Die beiden Lesungen vom Tag (Jes 58,1-9a; Mt 9,14-15) handeln vom Fasten. Sie „sprechen von der Buße, zu der wir in dieser Fastenzeit aufgerufen sind, um uns dem Herrn zu nähern“, so Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Freitag nach Aschermittwoch. „Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen“, so heiße es im Antwortpsalm. Es sei dies das Herz dessen, der sich als Sünder fühle und darum wissen, ein Sünder zu sein.

In der ersten Lesung tadle Gott die falsche Religiosität der Heuchler, die fasteten, während sie sich um ihre Geschäfte kümmerten: „Seht, an euren Fasttagen macht ihr Geschäfte und treibt alle eure Arbeiter zur Arbeit an“ (V. 3), „obwohl ihr fastet, gibt es Streit und Zank, und ihr schlagt zu mit roher Gewalt. So wie ihr jetzt fastet, verschafft ihr eurer Stimme droben kein Gehör“ (V. 4). Derartige Menschen täten einerseits Buße, während sie andererseits Unrecht täten und „schmutzige Geschäfte“ machten. Der Herr dagegen fordere wahres Fasten, das gegenüber dem Nächsten aufmerksam sei:

„Das andere ist ein ‚heuchlerisches’ Fasten – das ist das Wort, das Jesus viele Male benutzt –, es ist ein Fasten, um sich sehen zu lassen oder um sich gerecht zu fühlen, doch in der Zwischenzeit habe ich Unrecht getan, bin ich nicht gerecht, beute ich die Leute aus. ‚Aber ich bin doch großherzig, ich werde der Kirche eine schöne Spende machen’ – ‚Sag mir, zahlst du deinen Hausangestellten den rechten Lohn? Deine Angestellten – zahlst du sie in schwarz? Oder wie es das Gesetz vorsieht, damit sie ihren Kindern zu essen geben können?’“.

Der Papst erzählte dann von etwas, das unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg dem Jesuiten Pedro Arrupe geschehen war, als dieser sich als Missionar in Japan aufhielt. Ein reicher Geschäftsmann habe ihm für seine Missionsarbeit eine Spende angeboten, doch bei der Überreichung seien ein Fotograf und ein Journalist dabei gewesen. Im Umschlag seien dann zehn Dollars gewesen:

„Das ist dasselbe, was wir tun, wenn wir unseren Leuten nicht den rechten Lohn zahlen. Wir nehmen von unseren Bußetaten, von unseren Gesten des Gebets, des Fastens, des Almosengebens – wir nehmen ein Schmiergeld: das Schmiergeld der Eitelkeit, dass wir uns sehen lassen. Und das ist nichts Echtes, das ist Heuchelei. Wenn deshalb Jesus sagt: ‚Wenn ihr betet, tut dies im Verborgenen, wenn ihr Almosen gebt, dann blast nicht in die Posaune, wenn ihr fastet, dann seid nicht schwermütig’, so ist es, als sagte er: ‚Bitte: wenn ihr ein gutes Werk tut, dann zieht von diesem Werk kein Schmiergeld ab, es ist nur für den Vater“.

Franziskus zitierte den Propheten Jesaja, als der Herr den Heuchlern sage, was das wahre Fasten sei. Es seien dies Worte, als würden sie „für unsere Tage“ gesprochen werden:

„‚Nein, ist nicht dies ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen? Heißt dies nicht, an die Hungrigen das Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen?’ (vgl. V, 6.7). Denken wir an diese Worte, denken wir an unser Herz, wie wir fasten, beten, Almosen geben. Und es wird uns auch helfen, daran zu denken, was ein Mann nach einem Abendessen fühlt, für das er 200 Euro ausgegeben hat, zum Beispiel, und auf dem Heimweg sieht er dann einen Hungrigen und achtet nicht auf ihn und geht weiter. Es wird uns gut tun, daran zu denken“.

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