Luther-Theologie: Kardinäle Koch und Müller fordern Vertiefung

1. März 2017 in Weltkirche


Gemeinsames Reformationsgedenken laut Ökumenerats-Präsident "Dreiklang von Dankbarkeit, Buße und Hoffnung" - Glaubenspräfekt betont Differenzen im Kirchenbild


Rom (kath.net/KAP) Aus Sicht des vatikanischen Ökumene-Verantwortlichen, Kardinal Kurt Koch, kann das gemeinsame Reformationsgedenken eine Chance für die Ökumene sein. Voraussetzung sei jedoch, dass das Jahr 2017 "nicht der Abschluss, sondern der Neubeginn des ökumenischen Ringens um die volle Gemeinschaft zwischen Lutheranern und Katholiken sein wird", sagte der Schweizer Kardinal am Sonntagabend an der römischen Gregoriana-Universität in einem Vortrag zum Thema "Die Reformation und die katholische Kirche". Im Rahmen der internationalen Tagung "Luther und die Sakramente. Eine katholische Relecture in ökumenischer Perspektive" wird dort am Donnerstag auch Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller sprechen.

Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, betonte laut den am Montag verbreiteten Redeauszügen, dass beim gemeinsamen Reformationsgedenken der "Dreiklang von Dankbarkeit, Buße und Hoffnung" nötig sei, damit die "Symphonie des Reformationsgedenkens" wahrgenommen werden könne. Er würdigte das Zweite Vatikanische Konzil als Reformkonzil, das auch wichtige Forderungen Martin Luthers, etwa die Wiederentdeckung des gemeinsamen Priestertums aller Getauften, die Feier des Gottesdienstes in der Volkssprache und die Ermöglichung des Laienkelches, aufgegriffen und eingelöst habe.

Der Kardinal betonte erneut, Luther habe "keineswegs den Bruch mit der katholischen Kirche und die Gründung einer neuen Kirche gewollt". Es sei ihm vielmehr um die "Erneuerung der ganzen Christenheit im Geist des Evangeliums" gegangen. "Ihm ist es um eine durchgehende Reform der Kirche und nicht um eine Reformation im Sinne der mit ihr schließlich zerbrochenen Einheit der Kirche gegangen", so Koch.

Mit großem Interesse wird jetzt dem Vortrag von Kardinal Müller entgegengesehen, nachdem der Glaubenspräfekt ein Kapitel in seinem neuen Buch "Der Papst - Sendung und Auftrag" mit der provokanten Überschrift "Der protestantische Grundentscheid gegen den Papst" betitelt hat. Während sonst im Lutherjahr nur wenig von den noch bestehenden Unterschieden und viel von den Gemeinsamkeiten die Rede ist, benannte der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation hier klar, präzise und ohne Polemik die entscheidenden Unterschiede, die Katholiken und Lutheraner auch weiterhin trennen.

Der offensichtlichste Gegensatz zwischen Katholiken und Protestanten ist für Müller der Papst selbst, beziehungsweise das Kirchenbild, das in diesem Amt kulminiert. Damit setzte Müller einen Kontrapunkt zum Mainstream des ökumenischen Reformationsgedenkens, wo die Frage eines gemeinsamen Abendmahls dominiert. Der päpstliche Jurisdiktionsprimat ist für Müller unabdingbar. Ökumenisches Entgegenkommen ist aus seiner Sicht nur in der Ausübung dieses Primats möglich, als Dienst an Christus. So klar Müller die noch bestehenden Unterschiede benannte, so vage ließ er allerdings Perspektiven für das weitere Gespräche zwischen Katholiken und Lutheranern.

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