Schönborn: Glücklich wird, wer sich selbst hingibt

29. August 2003 in Österreich


Glück sei aber auch zutiefst mit Vergebung verbunden, meinte der Wiener Erzbischof beim "Meeting für die Freundschaft der Völker" in Rimini.


Rimini (www.kath.net / PEW) Papst Johannes Paul II. war gegen den Irak-Krieg, weiler überzeugt ist, dass eine "Politik des Friedens" nur auf einer "stabilenOrdnung des Rechts" aufgebaut werden kann. Dies betonte Kardinal ChristophSchönborn am Mittwochabend beim "Meeting für die Freundschaft der Völker"in Rimini. Das "Meeting" wird alljährlich in der zweiten Augusthälfte vonder kirchlichen Erneuerungsbewegung "Comunione e Liberazione" (CL) in derAdriastadt veranstaltet; es steht heuer unter dem Generalthema "Glück".

Wie Kardinal Schönborn betonte, war das Nein des Papstes zum Irak-Kriegnicht Ausdruck eines "naiven Pazifismus", sondern der Sorge um dieBewahrung des Völkerrechts. Letzten Endes sei dieses Nein durch dieÜberzeugung begründet, dass Krieg immer eine "Niederlage der Menschheit"ist. Im konkreten Fall sei das "Nein" des Papstes auch ein wichtigerHinweis darauf gewesen, dass es sich nicht um einen "Religionskrieg"zwischen Christentum und Islam handle.

"Verteidiger der Menschen"

Johannes Paul II. sei seit 25 Jahren nicht nur ein Verteidiger der Rechteder Kirche, sondern ein "Verteidiger der Menschen", unterstrich KardinalSchönborn. Er trete für die Menschenrechte, für die Familie, für dieUngeborenen, für die soziale Gerechtigkeit, für den Frieden ein, damit"Einzelne und Gemeinschaften ein glückliches Leben führen können". Diechristliche Soziallehre betrachte das "Gemeinwohl" als Voraussetzung des"glücklichen" Lebens, erinnerte der Wiener Erzbischof. Daher sei esnotwendig, dass sich die Politik auf das Prinzip des Gemeinwohls besinnt.

Kardinal Schönborn verwies darauf, dass das "kleine Glück" des Alltags unddas "große Glück" der Mystiker einen gemeinsamen Nenner haben: dieSelbsthingabe, wie sie vom Zweiten Vatikanischen Konzil in der Erklärungüber die Kirche in der Welt von heute ("Gaudium et spes") und im"Katechimus der Katholischen Kirche" (KKK) beschrieben wird. Glück sei aberauch zutiefst mit Vergebung verbunden, betonte der Erzbischof von Wien undwies auf die Feststellungen Papst Johannes Pauls II. bei der Weihe desHeiligtums der Göttlichen Barmherzigkeit in Krakau-Lagiewniki im Vorjahrhin. Damals habe der Papst deutlich gemacht, dass in der BarmherzigkeitGottes "die Welt den Frieden und der Mensch das Glück" finden werde.

Die italienische katholische Tageszeitung "Avvenire" berichtete in ihrerDonnerstagausgabe ausführlich über den Vortrag Kardinal Schönborns über das"große" und das "kleine" Glück. In der Reportage wurde dem Kardinal unteranderem bescheinigt, er besitze die bei Klerikern selten zu findende"wertvolle Gabe des Humors" und gewinne durch Einfachheit Sympathie. DerArtikel hob auch hervor, es seien so viele Menschen zu Schönborns Vortraggekommen, dass selbst der größte Saal des neuen Messegeländes von Rimininicht ausreichte und viele nur einen Stehplatz fanden.

Im Gespräch mit Radio Vatikan würdigt der Wiener Erzbischof die Rolle des"Meetings" in Rimini: "Das wächst ja von Jahr zu Jahr, wird größer und istinzwischen ein ganz erstaunliches Phänomen im europäischen Sommer geworden.Für mich ist das Schöne daran, wie aus einer der Bewegungen in der Kircheeine Wirklichkeit gewachsen ist, die weit ausstrahlt in alle Bereiche desgesellschaftlichen Lebens hinein, von Schule und Erziehung über die Kulturund den Sozialbereich bis zum politischen Leben. Hier wird wirklich diegestalterische Kraft des Christentums sichtbar".


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