Theologe: Der Papst ist nicht über jede Kritik erhaben

10. Februar 2017 in Weltkirche


Papst Franziskus trage für die gegenwärtige Verwirrung in der Kirche Verantwortung. Die Debatte betreffe nicht nur die Moral oder die kirchliche Ordnung, sondern die Sakramente, schreibt der kanadische Theologe Douglas Farrow.


Montreal (kath.net/jg)
Das richtige Verständnis des nachsynodalen apostolischen Schreibens „Amoris laetitia“ betreffe nicht nur die moralische oder kirchliche Ordnung, so wichtig diese Bereiche auch sind. Vielmehr seien die Sakramente selbst in Gefahr, schreibt der kanadische Theologe Douglas Farrow in einem Beitrag für die Onlineausgabe des Magazins First Things (siehe Link am Ende des Artikels).

Die Sakramente seien Instrumente der Gnade, mit denen Gott uns an seinem Leben teilhaben lasse. Wir könnten daher nicht nach Belieben über sie verfügen, weil sie die Sakramente Gottes seien. Es sei kein Akt der Barmherzigkeit, die Bedingungen für den Empfang der Sakramente nach privaten Ansichten von Gut und Böse zu ändern, schreibt Farrow.

Die regional verschiedenen Interpretationen von „Amoris laetitia“, die unter dem Begriff „Unterscheidung der Situationen“ laufen, seien in Wahrheit das Resultat einer falschen Einsicht in die Natur der Sakramente und der Kirche. Die alten Götter Sex, Mammon und Tod würden unter dem neuen Gott Autonomie wieder auftauchen, kritisiert der Theologe.

Papst Franziskus trägt nach Ansicht von Farrow einen großen Teil der Verantwortung für die gegenwärtige Verwirrung, die aus den beiden Familiensynoden und „Amoris laetitia“ entstanden sei. Seine Weigerung, die fünf „dubia“ zu beantworten, gehe angesichts der Probleme weit über eine reine Geschmacksfrage hinaus, schreibt er.

Eine Situation wie wir sie jetzt erleben, sei für die Kirche allerdings nichts Neues. Schon in der Apostelgeschichte habe es Widerstand gegen Petrus gegeben. Katholisch seien heiße nicht, jede Kritik am Bischof von Rom abzulehnen. Es gebe Zeiten, in denen man kritisch sein müsse und unsere Zeit sei eine davon, bringt es Farrow auf den Punkt.


Link zum Artikel von Douglas Farrow in First Things (englisch):
Discernment of Situation


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