'Eine Inspiration für Katholiken, ihr Leben in Gottes Hände zu geben'

1. Februar 2017 in Buchtipp


Buchbesprechung zu „Ein Lied für Nagasaki. Über das Leben von Takashi Nagai. Wissenschaftler, Konvertit und Überlebender des Atombombenabwurfes“. Gastbeitrag von Martin Bürger


Illertissen (kath.net) Nagasaki ist einer der wenigen Orte auf der Welt, mit dem ein großer Teil der Menschheit etwas verbinden kann. Über der japanischen Stadt wurde am 9. August 1945 nach Hiroshima die zweite US-amerikanische Atombombe abgeworfen. Paul Glynn, Maristenpater und langjähriger Missionar in Japan, zeichnet in „Ein Lied für Nagasaki“ das Porträt eines Überlebenden des Atombombenabwurfs. Das kurze Vorwort der beim Media Maria Verlag in deutscher Übersetzung von Petra Trischler veröffentlichen Biografie stammt übrigens von Shusaku Endo, dessen Roman „Schweigen“ über die japanische Christenverfolgung kürzlich von Martin Scorsese verfilmt wurde.

Takashi Nagai war natürlich nicht einfach ein Überlebender der großen Tragödie von 1945. Geboren im Jahre 1908, wuchs Nagai als Arztsohn innerhalb des religiösen Rahmens des Shintoismus auf. Spätestens an der Universität änderte sich jedoch seine Sicht der Dinge: „Nagai war überwältigt von dem neuen westlichen Denken und der Wissenschaft, die alles veränderte, was vorher in der Matsue-Highschool gelehrt worden war. Die späten 1800er- und frühen 1900er-Jahre waren eine Epoche, in der der Atheismus unter den japanischen Lehrern sehr modern war, weil er Teil der anregenden, wissenschaftlich basierten Philosophie war, die aus dem Westen kam.“

Während seines Medizinstudiums in Nagasaki entdeckte Nagai das Werk „Les Pensées“ von Blaise Pascal. Als Wissenschaftler schätzte er Pascal bereits, doch erst im Laufe der Zeit öffnete sich Nagai auch für die über das naturwissenschaftliche Denken hinausgehenden Dimensionen, die Pascal präsentiert. „Er wollte finden, was Pascal ‚die absolute Wahrheit‘ genannt hatte. Gab es diese tatsächlich oder hatte Pascal nur ins Blaue hinein gesprochen?“

Allerdings wurde Nagai 1933 erst einmal zum Militärdienst einberufen. Midori, die später seine Frau werden sollte, hatte ihm einen Katechismus geschickt. „In dem Buch standen in präzisen, wenn auch teilweise eigenartigen Worten die Antworten genau auf die Fragen, über die er sich schon seit Langem den Kopf zerbrochen hatte […].“ Nach dem Studium der Zehn Gebote fühlte Nagai sich „plötzlich schmutzig. Wenn es einen Gott und wenn es einen Teufel gab, dann hatte ich mein ganzes Leben damit verbracht, die Zehn Gebote des Teufels zu erfüllen – Stolz, Lust, Habsucht, Völlerei, Zorn … Ich hatte alles getan, was dieses Buch als falsch bezeichnete.“

Bald nach seiner Rückkehr an die Universität von Nagasaki, wandte sich der junge Mediziner an einen katholischen Priester, der ihn Mitte 1934 schließlich taufte. Bald heiratete er Midori, die ihm drei Kinder gebar, von denen eines jedoch früh starb. Durch seine Tätigkeit in der Röntgenabteilung der Universität war Nagai täglich viele Stunden der Strahlung ausgesetzt, sodass er an Leukämie erkrankte. Trotz allem wirkte er weiter mit großem Eifer als Arzt.

Die beiden noch lebenden Kinder von Midori und Takashi Nagai waren wenige Tage vor der Explosion der Atombombe in Nagasaki aus der Stand gebracht worden. Midori befand sich zu Hause und war sofort tot, während Takashi an der Universität arbeite und lediglich verletzt wurde. Gemeinsam mit anderen Überlebenden begann Nagai, die Verletzten zu versorgen, die besonders unter massiven Verbrennungen zu leiden hatten. Durch die Zerstörung fast aller medizinischen Ausrüstung stellte dies eine enorme Herausforderung dar.

In einer Rede vom 23. November 1945 deutete Nagai die Zerstörung von Nagasaki: „Ich glaube, dass nicht die amerikanische Flugzeugbesatzung unseren Vorort ausgewählt hat, sondern Gottes Vorsehung, sodass die Bombe direkt über unseren Häusern abgeworfen wurde. Gibt es da nicht einen tiefgründigen Zusammenhang zwischen der Vernichtung Nagasakis und dem Ende des Krieges? War Nagasaki vielleicht das auserwählte Opfer, das Lamm ohne Makel, das als brennendes Ganzopfer auf einem Opferaltar getötet wurde und damit für die Sünden aller Nationen während des Zweiten Weltkrieges Sühne leistete?“

Als sich die Leukämie weiter verschlimmerte, war Nagai ans Bett gebunden. Seine Zeit verbrachte er, neben dem Gebet, mit dem Schreiben von Büchern und Briefen. Diese Tätigkeit, welche dabei half, die vielen Wunden des japanischen Volkes zu heilen, verschaffte ihm Aufmerksamkeit nicht nur in Japan – der japanische Kaiser persönlich besuchte Nagai im Krankenbett –, sondern auf der ganzen Welt, sogar im Vatikan. Er starb am 1. Mai 1951, dem ersten Tag des Marienmonats.

Pater Paul Glynn urteilt in seinem Epilog: „Jeder von uns muss sich mit einer Midlife-Crisis oder einer Alterskrise auseinandersetzen oder den Bericht des Pathologen oder Herzspezialisten anhören. Wir müssen am eigenen Leib oder bei Menschen in unserem Umfeld die Auswirkungen von Alkoholismus, Drogenproblemen, Verkehrsunfällen, psychischen Krankheiten oder Scheidungen miterleben. Für mich ist Nagai deshalb so anziehend, weil er solche schweren modernen Probleme durchgestanden hat und noch anziehender wurde. […] Gottes Vorsehung führte ihn durch die schlimmsten Erfahrungen des 20. Jahrhunderts, um ihn zu einem Wegbereiter für andere zu machen.“ So wird „Ein Lied für Nagasaki“ zu einer Inspiration für alle Katholiken, ihr Leben ganz in Gottes Hände zu übergeben. Die heroischen japanischen Christen, von der Zeit des heiligen Franz Xaver bis zu Takashi Nagai, sind dabei unsere Vorbilder.

kath.net-Buchtipp
Ein Lied für Nagasaki
Über das Leben von Takashi Nagai. Wissenschaftler, Konvertit und Überlebender des Atombombenabwurfes
Von Paul Glynn
Hardcover. 320 Seiten
2016 Media Maria
ISBN 978-3-945401-29-3
Preis 19.50 EUR

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Titelblatt - Paul Glynn: ´Ein Lied für Nagasaki´



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