‚Ein Kardinal hat die Pflicht, dem Papst zu sagen, was er denkt’

23. Jänner 2017 in Weltkirche


Bereits im Dezember 2014 kritisierte Kardinal Burke einige Aspekte der ersten Bischofssynode zur Familie. Er zeigte sich über den Verlauf der Diskussion besorgt.


Rom (kath.net/jg)
„Ein Kardinal hat in bestimmten Situationen die Pflicht, dem Papst zu sagen was er wirklich denkt.“ Es sei Aufgabe der Kardinäle, den Papst zu beraten. Das sagte Raymond Kardinal Burke im Dezember 2014 gegenüber dem Wochenmagazin der französischen Tageszeitung Le Figaro. Das Magazin trug den Titel: „Der geheime Krieg im Vatikan“ und behandelte die von Papst Franziskus durchgeführten Veränderungen sowie dessen Umgang mit Personen, die damit nicht einverstanden waren.

Das Interview mit Kardinal Burke fand nur wenige Wochen nach dessen Versetzung vom Präfekten der Apostolischen Signatur zum Kardinalpatron des Malteserordens statt. Im Oktober hatte die erste der beiden Bischofssynoden zur Familie stattgefunden, auf welche Le Figaro Magazine ebenfalls zu sprechen kam.

Diejenigen, die vor und nach der Synode im Oktober 2014 die Lehre der katholischen Kirche über die Kommunionzulassung wiederverheirateter Geschiedener in Erinnerung gerufen und vertreten hätten, seien beschuldigt worden, gegen den Papst und gegen die Einheit der Kirche zu sein. Das sei eigenartig gewesen, stellte Kardinal Burke fest.

Die Synode selbst sei eine „schwierige Erfahrung“ gewesen, sagte Burke weiter. Ihm sei aufgefallen, dass viele derjenigen, in deren Händen die Leitung der Synode gelegen habe, hinsichtlich der wiederverheirateten Geschiedenen die Position von Kardinal Walter Kasper vertreten hatten.

Er habe den Eindruck gehabt, der Zwischenbericht (relatio post disceptationem) sei schon fertig gewesen, bevor die Synodenväter darüber beraten und abgestimmt hätten. Der Bericht habe außerdem keinerlei Bezüge auf die Heilige Schrift, die überlieferte Lehre der Kirche und die Aussagen von Papst Johannes Paul II. zur Ehe enthalten. Das sei ein weiterer problematischer Punkt, betonte Burke.

In einer Zeit der Verwirrung habe die Kirche die Pflicht, die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe zu betonen. Sie müsse die Ehe verteidigen, nicht schwächen, sagte Burke.


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