Die geparkten Christen mit ihrem Leben im Kühlschrank

17. Jänner 2017 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: die Kirche ist kein Parkplatz für Rentner. Der Christ geht mutig voran, in der Hoffung, die nie enttäuscht, weil Gott nie enttäuscht, und ist fähig, auch die finsteren Momente zu ertragen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Das Leben des Christen ist ein mutiges Leben, so Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe am Dienstag der 2. Woche im Jahreskreis in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“. Der Papst ging bei seinen Betrachtungen von der ersten Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Hebräer aus (Hebr 6,10-20).

Der Eifer und Mut, voranzugehen, müsse die Haltung des Christen gegenüber dem Leben sein, wie dies bei jenen der Fall sei, die in einem Stadion trainierten, um zu gewinnen. Paulus aber spreche auch von der Müdigkeit, dem Gegenteil des Mutes: „ein Leben im Kühlschrank, damit alles einfach so bleibt“:

„Die müden Christen, die Christen, die keine Lust haben, voranzugehen, die Christen, die nicht kämpfen, um die Dinge zu tun, die etwas ändern, die neuen Dinge, die Dinge, die allen gut täten, wenn sie sich ändern würden. Sie sind müde, die geparkten Christen: sie haben in der Kirche einen schönen Parkplatz gefunden. Und wenn ich sage ‚Christen’, dann meine ich Laien, Priester, Bischöfe... alle. Ja, da gibt es nicht wenige geparkte Christen! Für sie ist die Kirche ein Parkplatz, der das Leben beschützt, und sie machen mit allen möglichen Versicherungen weiter. Doch diese stillstehenden Christen – sie lassen mich an etwas denken, das die Großeltern zu uns Kindern sagten: ‚Passt auf, das stillstehende Wasser, das Wasser, das nicht fließt, ist das erste, das schlecht wird’“.

Was den Christen mutig werden lasse, sei die Hoffnung, während die müden Christen keine Hoffnung hätten, „sie sind in Rente“, so Franziskus. Natürlich sei es schön, nach vielen Jahren der Arbeit in Rente zu gehen, doch „das ganze Leben in Rente zu verbringen ist hässlich!“. Die Hoffnung sei dagegen der sichere und feste Anker, an dem man sich festhalten könne, um auch in schwierigen Momenten zu kämpfen:

„Das ist die Botschaft von heute: die Hoffnung, jene Hoffnung, die nie enttäuscht, die weitergeht. Und ich sage: eine Hoffnung, die ein sicherer und fester Anker für unser Leben ist. Die Hoffung ist ein Anker: wir haben ihn ausgeworfen und wir hängen am Tau, doch dort, während wir dorthin gehen. Das ist unsere Hoffnung. Da soll man nicht denken: ‚Ja, aber da ist der Himmel, wie schon, ich bleibe...’. Nein. Hoffen heißt kämpfen, während man sich am Tau festhält, um dorthin zu gelangen. Im Kampf aller Tage ist die Hoffnung eine Tugend der Horizonte, nicht der Verschlossenheit! Vielleicht ist sie die Tugend, die man am wenigsten versteht, doch sie ist die stärkste. Die Hoffnung: die Hoffnung leben, die Hoffnung leben und immer mutig vorwärts schauen. ‚Ja, Pater’ – könnte mir einer von euch sagen – ‚aber da sind hässliche Momente, wo alles finster scheint, was soll ich tun?’. Halte dich am Tau fest und ertrage!“.

„Keinem von uns wird das Leben geschenkt“, so der Papst. Es sei notwendig, den Mut aufzubringen, weiterzugehen und zu ertragen. Mutige Christen – oft machten sie Fehler, „doch wir alle machen Fehler. Fehler macht, wer weitergeht“, während derjenige, der stillstehe, dem Anschein nach keine Fehler mache. Und wenn man nicht zu gehen vermöge, weil alles finster und verschlossen sei, sei es notwendig, zu ertragen und standhaft zu sein.

Abschließend forderte Franziskus dazu auf, sich zu fragen, „ob wir verschlossene Christen sind oder Christen mit Horizonten und ob wir in den hässlichen Augenblicken fähig sind, in dem Bewusstsein zu ertragen, dass die Hoffnung nie enttäuscht. Denn ich weiß, dass Gott nie enttäuscht“:

„Stellen wir uns die Frage: wie bin ich? Wie ist mein Glaubensleben? Ist es ein Leben der Horizonte, der Hoffnung, des Mutes, weiterzugehen, oder ist es ein laues Leben, das die hässlichen Augenblicke nicht einmal zu ertragen vermag? Und der Herr schenke uns die Gnade, wie wir im Tagegebet gebetet haben, unsere Egoismen zu überwinden, denn die geparkten Christen, die Christen, die stillstehen, sind Egoisten. Sie blicken nur auf sich selbst, sie verstehen es nicht, auf ihn zu blicken. Der Herr schenke uns diese Gnade“.

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