Saalfelden sucht neuen Eremiten für Einsiedelei auf dem Palfen

14. Jänner 2017 in Österreich


Seit rund 350 Jahren bestehende Kapelle und Klause haben sich in vergangenen Jahren zu attraktivem Ziel für sinnsuchende Pilger und Touristen entwickelt - Hohes persönliches und spirituelles Anforderungsprofil für künftigen Bewohner der Einsiedelei.


Salzburg (kath.net/ KAP)
Die Stadt und die Pfarre Saalfelden im Bundesland Salzburg suchen einen neuen Bewohner für die Einsiedelei auf dem Palfen. Er soll die in den Fels gebaute Klause auf rund 1.000 Meter oberhalb von Saalfelden heuer ab April bewohnen und für die zahlreich erwarteten Pilger da sein. Die Einsiedelei ist eine der letzten bewohnten Eremitagen in Europa. Seit dem 16. Jahrhundert wird dort das Bildnis des Heiligen Georgs, des Schutzpatrons der Tiere, verehrt. Die natürliche Felshöhle wurde ab 1664 zu einer Kapelle und Klause ausgebaut.

Die "Saison" für den Einsiedler dauert von April bis November. Während der Wintermonate ist die Klause nicht bewohnbar, denn auch heute leben die Einsiedler in dieser Klause karg und einfach. "Ohne Strom und ohne fließendes Wasser. Aber mit viel Zeit zum Gebet und zur inneren Einkehr", wie es in einer Aussendung des Stadtamtes Saalfelden heißt. Die Einsiedelei gehört heute der Stadtgemeinde Saalfelden. Deshalb bemühen sich Bürgermeister und Pfarrer gemeinsam um den neuen Bewohner.

Für Bürgermeister Erich Rohrmoser muss der neue Einsiedler "zugleich Eremit und Psychologe sein". Für Pfarrer und Dechant Alois Moser braucht es einen Menschen, der in sich ruht und bereit für Gespräche ist. Wer nicht ohne Fernsehen, Computer und Zentralheizung auskommt, für den sei die Klause am Fuße des Steinernen Meeres nicht geeignet, betonte das Stadtamt Saalfelden in einer Aussendung.

Bis 2015 lebte Bruder Raimund von der Thannen vom Benediktinerstift St. Lambrecht in der Einsiedelei. Die Reduktion auf das Notwendigste irritiere und fasziniere zugleich die Menschen von heute, die von einem unglaublichen Überfluss an Materiellen und medialen Dingen umgeben seien, so der Eremit vor Jahren in einem Beitrag für die Schwerpunktreihe "viel mehr - wesentlich weniger", mit dem die Ordensgemeinschaften Österreich das "Jahr der Orden 2015" vorbereiteten. Die "Sinnleere" sei die "Seuche der Zukunft", warnte der Ordensmann.

Bruder Raimund lebte für zwölf Jahre immer von April bis Oktober in seiner Einsiedelei: "Die Kapelle ist das Zentrum. Darum hat sich dieser Ort gebildet. Zuhören, da sein, schweigen, Ermutigungen aussprechen, dem oft schweren Leben Erleichterung ermöglichen im Gebet und einfache Gastfreundschaft - all das ist mein Dienst für die Menschen, die hier herauf kommen."

Seine Erfahrung zeige, so der Ordensmann, dass sich viele Menschen mit ihm als Einsiedler leichter täten als mit einer kirchlichen Amtsperson. Bruder Raimund: "Ich habe kein Amtskappel. Viele Institutionen - so auch die Kirche - drehen sich um sich selber, um die Eigenerhaltung." Spiritualität müsse einfach und ohne Barrieren zugänglich sein. Tiefe Spiritualität habe freilich auch mit konsequenter "Einübung" zu tun, "mit Konsequenz, dabei zu bleiben".

Die Leute hätten mit seiner Einsiedelei einen Platz gefunden, "wo sie ihr oft brüchiges Leben herauftragen können. Das drogensüchtige Kind, der Todesfall, über den man nicht drüberkommt, oder auch Touristen, die ein schweres Schicksal zu tragen haben, kommen immer wieder."

Immer mehr Menschen besuchten Bruder Raimund, bis es ihm dann zu viel wurde. "Die Einsiedelei ist mir langsam zu laut geworden", brachte er es Ende 2015 auf den Punkt.

Sein Nachfolger Thomas Fieglmüller aus Wien blieb nur ein Jahr in der Klause. "Das Leben in der Klause ist spartanisch, aber die Natur wunderschön. Ich habe sehr viele nette Menschen getroffen und mit ihnen gute Gespräche geführt", so das Resümee des Psychotherapeuten und ehemaligen Priesters gegenüber den "Salzburger Nachrichten". Leider habe es auch Kritik an seiner Person gegeben - "aus scheinbar rechtskatholischen Kreisen, etwa, dass ich keinen Bart und keine Kutte trug".

Der neue Einsiedler von Saalfelden soll Mitte April bei der traditionellen Georgifeier sein Amt antreten. Die Bewerbungsfrist läuft bis 15. März. Die Bewerbung sollen ein Bewerbungsschreiben sowie einen Lebenslauf und ein aktuelles Foto enthalten und per Post erfolgen. "Für uns ist es wichtig, dass die Beweggründe für die Bewerbung klar ersichtlich sind", so Dechant Moser. (Bewerbungen an das Pfarramt Saalfelden, zH. Herrn Dechant Alois Moser, Lofererstraße 11, 5760 Saalfelden)

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