Das Heute des Glaubens, des Lebens mit dem Herrn

12. Jänner 2017 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: ‚Heute’ und ‚Herz’. Es gibt im Leben kein ‚Replay’. In unserem Herzen steht das Heute auf dem Spiel. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Beherzigt, was der Heilige Geist sagt: Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht wie beim Aufruhr, wie in der Wüste am Tag der Versuchung“. Von dieser Mahnung des Völkerapostels Paulus aus der ersten Lesung des Tages (Hebr 3,7-14; 7-8) ging die Predigt von Papst Franziskus am Donnerstag der 1. Woche im Jahreskreis bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ aus. Zwei Worte unterstrich der Papst: „heute“ und „Herz“.

Das Heute, von dem der Heilige Geist spreche, sei unser Leben, ein Heute, das von Tagen erfüllt sei. Doch nach diesem Heute „gibt es kein ‚Replay’, kein Morgen“. Es sei dies das Heute, in dem wir die Liebe Gottes empfangen hätten, die Verheißung Gottes, dass wir ihn fänden. Ein Heute, „in dem wir unseren Bund mit der Treue Gottes erneuern können“.

Es gebe aber ein einziges Heute in unserem Leben, und es bestehe die Versuchung zu sagen: „Ja, ich werde das morgen tun“. Es sei dies die Versuchung des Morgens, das nicht sein werde, wie Jesus selbst im Gleichnis von den zehn Jungfrauen erkläre. Die fünf törichten Jungfrauen, die das Öl nicht zusammen mit den Lampen genommen hätten, gingen später, um es zu kaufen. Doch als sie dann ankämen, stünden sie vor verschlossenen Türen. Ähnliches sei im Gleichnis von dem Mann zu erkennen, der an die Tür klopfe und dem Herrn sage: „Ich habe mit dir gegessen, ich war bei dir...“ – „Ich kenne dich nicht: du bist zu spät gekommen“:

„Das sage ich nicht, um euch zu erschrecken, sondern einfach, um zu sagen, dass unser Leben ein Heute ist: heute oder nie. Ich denke das. Das Morgen wird das ewige Morgen sein, ohne dass die Sonne untergeht, mit dem Herrn, für immer. Wenn ich in diesem Heute treu bin. Und die Frage, die ich euch stelle, ist jene, die der Heilige Geist stellt: ‚Wie lebe ich dieses Heute?’“.

Das zweite Wort aus dem Brief an die Hebräer, das Franziskus kommentierte, war die Rede vom „Herz“. Denn es sei mit dem Herzen, dass wir dem Herrn begegneten. Viele Male spreche Jesus den Tadel aus: „ihr, die ihr ein verhärtetes Herz habt, ihr, die ihr schwer versteht“. Die Aufforderung bestehe darin, das Herz nicht verhärten zu lassen und sich zu fragen, ob es nicht ohne Glauben oder von der Sünde verführt sei:

„In unserem Herzen steht das Heute auf dem Spiel. Ist unser Herz offen für den Herrn? Mich beeindruckt es immer, wenn ich mit einem alten Menschen zu tun habe – viele male Priester oder Schwestern –, die mir sagen: ‚Pater, beten Sie für eine Standhaftigkeit am Ende’ – ‚Aber du warst es doch ein ganzes Leben lang, alle Tage deines Heute stehen im Dienst des Herrn, und du hast Angst...?’ – ‚Nein, nein, mein Leben ist noch nicht zu Ende: ich möchte es in Fülle leben, beten, damit das Heute in Fülle komme, in Fülle, mit dem vom Glauben erwärmten Herzen, und nicht zerstört von der Sünden, von den Lastern, von der Korruption...’“.

Abschließend mahnte der Papst, sich nach unserem Heute und unserem Herzen zu fragen. Das Heute „ist voller Tage, aber es wird sich nicht wiederholen“. Die Tage gingen weiter, solange der Herr nicht sage: „Es reicht“:

„Das Heute wiederholt sich nicht. Dieses ist das Leben. Und: Herz, ein offenes Herz, offen für den Herrn, nicht verschlossen, nicht hart, nicht verhärtet, nicht ohne Glauben, nicht niederträchtig, nicht verführt von der Sünde. Und der Herr ist vielen von denen begegnet, die ein verschlossenes Herz hatten: den Gesetzeslehrern, all diesen Leuten, die ihn verfolgten, die ihn auf die Probe stellten, um ihn zu verurteilen... und am Ende ist es ihnen gelungen, dies zu tun. Wir wollen nur mit diesen beiden Worten nachhause gehen: Wie steht es um mein Heute? Zum Untergang kann es gerade heute kommen, diesen Tag oder viele Tage später. Aber: wie steht es um das Heute in der Gegenwart des Herrn? Und mein Herz: wie ist mein Herz? Ist es offen? Ist es fest im Glauben? Lässt es sich von der Liebe des Herrn führen? Mit diesen beiden Fragen bitten wir den Herrn um die Gnade, deren ein jeder von uns bedarf“.

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