Tück: Papst sollte bei Wiederverheirateten Klarstellung liefern

15. Dezember 2016 in Weltkirche


"Weiterentwicklung" der kirchlichen Ehelehre unter Franziskus sollte als solche benannt werden - Anfrage von vier Kardinälen (darunter Meisner und Brandmüller): Der Papst habe schließlich Kritik mehrmals ausdrücklich gewünscht


Salzburg (kath.net/KAP) In der Frage des kirchlichen Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen sollte Papst Franziskus noch in seiner Amtszeit weitere Klarstellungen liefern: Dafür hat sich der Theologe Jan-Heiner Tück in einem Interview mit der Kooperationsredaktion österreichischer Kirchenzeitungen (aktuelle Ausgabe) ausgesprochen. Unter Papst Franziskus stehe die Kirche vor der "neuen Herausforderung, Meinungsunterschiede offen auszutragen", sagte der Dogmatiker. Eine schwierige Aufgabe des Papstes selbst sei es dabei, die unterschiedlichen Stimmen zusammenzuführen.

Derzeit befinde sich die Kirche in vom Papst angestoßenen Reformen, sowie auch "mitten in einem Streit der Interpretationen" hinsichtlich des nachsynodalen Schreibens "amoris laetitia", befand Tück. Er halte es für "überzogen", aus der diesbezüglichen Anfrage von vier Kardinälen - Joachim Meisner, Walter Brandmüller, Raymond Leo Burke und Carlo Caffarra - an den Papst wegen der Kommunion von wiederverheirateten Geschiedenen "einen Skandal herbeizureden": Der Papst habe schließlich Kritik mehrmals ausdrücklich gewünscht.

Eindeutig sei jedoch Franziskus bei dem Wiederverheirateten-Thema "einen Schritt weiter gegangen als seine Vorgänger", sagte der Theologe: Er habe entschieden, die Frage des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen nicht für alle Fälle zu entscheiden und stattdessen einen Weg der Begleitung zu empfehlen, bei dem im Einzelfall die Kommunionsspendung durchaus möglich sei. Dies sei eine "Weiterentwicklung, die man klar benennen sollte", befand Tück. Dass dies bisher nicht geschehen sei, sehe er als einen Grund für das "Nachhaken" der vier Kardinäle, welches ein "einzigartiger Vorgang" gewesen sei.

Kirche aus den Negativschlagzeilen

Anlässlich des 80. Geburtstages von Papst Franziskus am Samstag zog Tück in den Kirchenzeitungen auch Zwischenbilanz über das aktuelle Pontifikat: Ein wichtiger Verdienst von Franziskus sei es, die katholische Kirche aus den Negativschlagzeilen gebracht zu haben. Mit seinem Stil der Amtsführung - wie etwa der Verzicht auf pontifikale Insignien und das authentische Zugehen auf Menschen, vor allem Arme und Benachteiligte - habe er für einen "Klimawandel in der öffentlichen und medialen Wahrnehmung" gesorgt.

Geprägt sei das aktuelle Pontifikat davon, dass der Abschied von einem eurozentrischen Papstamt eingeleitet sei, erklärte Tück. Durch die Schaffung des Rates der acht Kardinäle seien nun die kulturellen Großräume in die Leitung der Gesamtkirche eingebunden. Franziskus habe Europa mit seiner Lampedusa-Reise gezeigt, "dass die Frage der Flüchtlinge einvernehmlich und im Sinne der Werte, für die Europa steht, zu klären ist". Gesellschaftlich relevant sei auch der Aufruf zu nachhaltigem Umgang mit den begrenzten Ressourcen der Erde in der Enzyklika "Laudato si", sowie die Barmherzigkeit als Zentralbegriff und das Ideal einer "armen Kirche für die Armen".

Weiterführender Link: Gegenüber kath.net hat sich inzwischen auch Kardinal Cordes zu den Dubia geäußert.

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