Die Neu-Schöpfung in Christus von Innen her

5. Dezember 2016 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Jesus verwandelt, und das ist weder Make-up noch Schminke noch ein Pinselstrich mit etwas Farbe auf die Sünden. ‚Hab Mut! Gib mir deine Sünden und ich werde einen neuen Menschen aus dir machen’. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen. – Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen“: die Lesung aus dem Buch Jesaja (Jes 35,1-10) – sie spricht von Erneuerung, so Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Montag der 2. Woche im Advent. Alles werde vom Hässlichen ins Schöne, vom Schlechten ins Gute verwandelt – eine eindeutige Veränderung zum Besseren. Gerade dies habe sich das Volk Israel vom Messias erwartet.

Jesus heile, wie dies im Tagesevangelium deutlich werde (Lk 5,17-26). Der Herr lasse die Leute einen Weg der Veränderung sehen, so dass sie ihm gefolgt seien. Die Leute, merkte Franziskus an, „folgten ihm nicht, weil er etwas Aktuelles gewesen wäre. Sie folgten ihm, weil die Botschaft Jesu zum Herzen vordrang“. Dann habe das Volk gesehen, wie Jesus geheilt habe. So sei es ihm auch deshalb gefolgt:

„Doch was Jesus tat, war nicht einfach eine Veränderung vom Hässlichen zum Schönen, vom Schlechten zum Guten. Jesus hat eine Verwandlung gewirkt. Es geht nicht um das Problem, schön zu machen, um ein Problem des Make-up, der Schminke: er hat alles von Innen her verändert! Er hat mit einer Neu-Schöpfung verändert: Gott hatte die Welt geschaffen. Der Mensch ist in die Sünde gefallen. Nun kommt Jesus, um die Welt neu zu schaffen. Und das ist die Botschaft, die Botschaft des Evangeliums, die klar zu sehen ist: bevor Jesus jenen gelähmten Mann heilt, vergibt er ihm seine Sünden. Er geht dort hin, zur Neu-Schöpfung, er schafft jenen Mann neu, vom Sünder zum Gerechten. Er schafft ihn neu als Gerechten. Er macht ihn neu, gänzlich neu. Und das erregt Ärgernis: das erregt Ärgernis!“.

Aus diesem Grund „begannen die Gesetzeslehrer zu diskutieren, zu raunen, denn sie konnten die Vollmacht Jesu nicht akzeptieren“. Jesus sei fähig, uns Sünder zu neuen Menschen zu machen. Es sei dies etwas, was Magdalena geahnt habe. Sie sei gesund gewesen, doch mit einer Wunde in ihrem Innern: eine Sünderin. Daher habe sie geahnt, dass „jener Mann nicht nur den Leib, sondern die Wunde der Seele zu heilen vermochte. Er konnte sie neu schaffen! Und dazu bedarf es eines großen Glaubens“.

Der Herr, so die Bitte des Papstes, „helfe uns, uns auf Weihnachten mit einem großen Glauben vorzubereiten. Für die Heilung der Seele, für die existenzielle Heilung, für die Neu-Schöpfung, die Jesus bringt, braucht es einen großen Glauben“.

Verwandelt werden: dies sei die Gnade der Gesundung, die Jesus bringe. Daher sei es notwendig, die Versuchung zu besiegen, zu sagen: „Das schaffe ich nicht“. Man müsse sich verwandeln, sich neu von Jesus schaffen lassen. „Mut“ – so laute das Wort Gottes, „sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott!“ (Jes 35,4):

„Wir alle sind Sünder, doch: achte auf die Wurzel deiner Sünde! Achte darauf, dass der Herr da hinabsteige und sie neu schaffe! Und jene bittere Wurzel wird erblühen, sie wird mit den Werken der Gerechtigkeit erblühen. Und du wirst ein neuer Mann, eine neue Frau sein. Wenn wir dagegen sagen: ‚Ja, ja, ich habe gesündigt. Ich geh schon, ich beichte... zwei kleine Worte, und dann mache ich weiter wie bisher...’, dann lasse ich mich vom Herrn nicht neu schaffen. Nur zwei Pinselstriche mit etwas Farbe, und wir meinen, dass damit die Geschichte beendet ist! Nein! Meine Sünden, mit Namen und Nachnamen: ich habe das getan, das und das, und ich schäme mich im Herzen! Und ich öffne das Herz: ‚Herr, der einzige, den ich habe! Schaff mich neu! Schaff mich neu!’. Und so werden wir den Mut haben, wie wir es erbeten haben, mit wahrem Glauben zur Weihnacht vorwärtszugehen“.

Immer versuchten wir, die Schwere unserer Sünden zu verbergen, so zum Beispiel wenn wir den Neid schmälerten. Dies aber sei etwas sehr Hässliches. Es sei dies wie das Gift der Schlange, die versuche, den anderen zu vernichten.

Franziskus ermutigte dazu, in die Tiefe unserer Sünden vorzudringen, um sie dann dem Herrn zu geben, damit er sie auslösche und uns helfe, mit Glauben weiterzugehen. Diesen Schritt verdeutlichend erzählte der Papst abschließend eine Anekdote von einem Heiligen und Gelehrten der Bibel, der einen zu starken Charakter gehabt habe, mit vielen Anwandlungen des Zorns, und der den Herrn um Vergebung gebeten, viel Buße getan und Entbehrungen auf sich genommen habe:

„Als der Heilige zum Herrn sprach, sagte er: ‚Bis du zufrieden, Herr?’ – ‚Nein!’ – ‚Aber ich habe alles gegeben!’ – ‚Nein, etwas fehlt...’. Und dieser arme Mann tat weiter Buße, noch ein Gebet, noch eine durchwachte Nacht: ‚Ich habe dir das gegeben, Herr. Ist das gut so?’ – ‚Nein! Es fehlt etwas...’ – Aber was fehlt denn, Herr?’ – ‚Es fehlen deine Sünden! Gib mir deine Sünden!’. Das ist es, worum uns der Herr heute bittet: ‚Hab Mut! Gib mir deine Sünden und ich werde einen neuen Mann und eine neue Frau aus dir machen’. Der Herr schenke uns Glauben, um das zu glauben“.

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