Papst-Lob für umstrittenen Moraltheologen Häring

25. November 2016 in Chronik


Franziskus in neuem Interview:"Schwarz-Weiß-Denken in Moralfragen macht mir Angst"


Rom (kath.net/KAP) Bei moralischen Urteilen sollte die Kirche laut Ansicht von Papst Franziskus Einzelfälle stärker berücksichtigen. Ein "Schwarz-Weiß-Denken" mit übergroßer Strenge ohne jeweilige Fallunterscheidung mache ihm "Angst", sagte er in einer 90-minütigen Begegnung mit Jesuiten. Das Gespräch, in dem der Papst seinen Ordensbrüdern in freier Rede auf Fragen antwortete, hatte bereits am 24. Oktober stattgefunden. Am Donnerstag wurde das Transkript von der italienischen Jesuiten-Zeitschrift "Civilta Cattolica" veröffentlicht.

Auch in der Priesterausbildung spiele die Unterscheidung bislang noch kaum eine Rolle, er selbst sei nach dem Schema "Das kann man machen, oder das kann man nicht machen" unterrichtet worden, so der Papst. Heute gelte die "scholastische Methode" von Thomas von Aquin, wonach der allgemeine Grundsatz für alle gilt, jede Frage jedoch an Nuancen gewinnt, je mehr man in Einzelheiten geht. "Es ist die moralische Methode, die der Katechismus benutzt hat. Und es ist die Methode, die in der letzten Apostolischen Exhortation 'Amoris laetitia' benutzt wurde", so der Papst.

Als Vordenker einer stärker den Einzelfall berücksichtigenden Moraltheologie würdigte der Papst den aus Deutschland stammenden römischen Moraltheologen Bernhard Häring (1912-1998). Dieser sei seines Wissens nach der erste gewesen, der "einen neuen Weg gesucht hat, um die Moraltheologie neu aufblühen zu lassen".

In den 1990er Jahren leitete die vatikanische Glaubenskongregation ein Lehrbeanstandungsverfahren gegen Häring ein. Der zuständige Präfekt der Glaubenskongregation war damals Kardinal Joseph Ratzinger. Der Redemptorist Häring lehrte von 1951 bis 1987 an der römischen Hochschule seines Ordens Moraltheologie.

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