Neue Kardinäle: Sieben sind die ersten Purpurträger ihrer Diözese

17. November 2016 in Weltkirche


Papst leitet am Samstag das dritte Konsistorium seiner Amtszeit - Von den 13 neuen Kardinälen, die unter 80 Jahre sind und damit zur Papstwahl berechtigt wären, kommen nur vier aus Europa


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus kreiert am Samstag im dritten Konsistorium seiner Amtszeit 17 neue Kardinäle. Dabei bleibt er seinem Grundsatz treu und beruft engagierte Seelsorger auf schwierigen Posten in Randzonen der Welt und gibt diesen Vorrang vor Leitern prestigeträchtiger Diözesen in Europa. Allein fünf der insgesamt 17 neuen Kardinäle aus allen fünf Kontinenten kommen aus Ländern, die nie zuvor einen Purpurträger gestellt haben: Papua-Neuguinea, Malaysia, Lesotho, Bangladesch und die Zentralafrikanische Republik (RCA).

Europa ist derweil weiter auf dem Rückzug. Von den 13 neuen Kardinälen, die unter 80 Jahre und damit zur Papstwahl berechtigt wären, kommen nur vier aus Europa. Unter diesen wiederum sind nur zwei Ortsbischöfe, also keine Amtsträger der Kurie: Erzbischof Jozef De Kesel von Mecheln-Brüssel und Madrids Erzbischof Carlos Osoro Sierra. Beide waren bereits von Franziskus auf ihren derzeitigen Posten berufen worden.

Sieben der neuen Papstwähler sind Bischöfe von Diözesen, die nie zuvor einen Kardinal hatten. Unter ihnen sind Erzbischof Joseph Tobin von Newark an der US-Ostküste, Erzbischof Dieudonné Nzapalainga von Bangui/RCA, Erzbischof Patrick D'Rozario von Dhaka in Bangladesch, Erzbischof Baltazar Porras Cardozo von Merida in Venezuela und Erzbischof Carlos Aguiar Retes von Tlalnepantla in Mexiko. Zwei - Bischof Maurice Piat von Mauritius und Erzbischof John Ribat von Papua-Neuguineas Hauptstadt Port Moresby - kommen aus Inselnationen. Drei der Wähler sind die ersten Kardinäle aus ihren Ländern (Zentralafrikanische Republik, Bangladesch und Papua-Neuguinea), und vier der Ernannten sind bereits über 80 Jahre alt und daher nicht berechtigt, in einem Konklave zu wählen.

Von den künftig insgesamt 228 Kardinälen (Stand 19. November) kommen nun 112 aus Europa; von den 121 zur Papstwahl berechtigten Kardinälen stammen 54 aus Europa, 25 sind Italiener.

Eine Besonderheit ist die Kardinalswürde für den vatikanischen Botschafter in Syrien, Erzbischof Mario Zenari. Der Italiener, der lange Zeit auch an der "Zweiten Nuntiatur" in Wien tätig war - für die UNO und die OSZE - soll nach Aussage des Papstes auch als Kardinal auf seinem Posten in Damaskus bleiben. Ein derartiger Vorgang ist beispiellos in der jüngeren Kirchengeschichte. Damit will der Papst seine Solidarität mit der leidenden Bevölkerung des Landes dokumentieren.

Aus dem Vatikan selbst beruft der Papst nur den Präfekten der neuen Behörde für Familie, Laien und Lebensschutz, Kevin Joseph Farrell. Der gebürtige Ire war vormals Erzbischof von Dallas.

Bemerkenswert sind die beiden neuen Kardinäle aus den USA. Denn das Land liegt nicht an den von Franziskus vielzitierten "Rändern" und stellt zudem ohnehin bereits jetzt nach Italien die meisten Kardinäle. Mit Chicagos Erzbischof Blase Cupich befördert Franziskus seinen treuesten Gefolgsmann in der US-amerikanischen Bischofskonferenz. Mit dem Erzbischof von Newark, Joseph William Tobin, ernennt er einen Geistlichen, der bis zum Oktober 2012 Vize-Chef der Vatikanbehörde für Ordensgemeinschaften war. Beobachter spekulierten damals, er sei abgeschoben worden, weil er als zu liberal gegolten habe. Hinter beiden Personalien sehen manche Insider den Wunsch des Papstes, die katholische Kirche mehr in den USA mehr in die Mitte zu rücken.

Unter den vier neuen Kardinälen, die älter als 80 Jahre sind und wegen besonderer Verdienste geehrt werden, sticht einer hervor: Ernest Simoni. Der einfache albanische Priester saß unter den kommunistischen Machthabern im erklärtermaßen "ersten atheistischen Staat der Welt" 18 Jahre lang im Gefängnis. Auch nach seiner Freilassung konnte er bis zum Zusammenbruch des Regimes 1990 nur im Untergrund als Priester wirken.

Die "Hausmacht" von Franziskus im Kardinalskollegium wächst unterdessen weiter. Von den 121 wahlberechtigten Kardinälen hat er 44 in das Kollegium berufen. Bis die Mehrheit des Kollegiums von ihm ernannt ist, dürfte es noch ein bis zwei Jahre dauern.

Bei den Feierlichkeiten zur Kardinalserhebung wünscht der Papst Bescheidenheit. Am Samstag findet der Gratulationsparcours für die Kardinäle nur in der eher nüchternen Audienzhalle statt, nicht wie früher auch im Apostolischen Palast mit seinen prachtvollen Renaissance-Fresken. Der Ortswechsel soll allerdings nichts mit dem asketischen Kurs unter Franziskus zu tun haben. Grund seien Renovierungsarbeiten im Apostolischen Palast, heißt es im Vatikan.

Symbolbild: Kardinäle


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