Stellvertretender bild.de-Chefredakteur: 'Es ist Zeit für Haltung'

14. November 2016 in Deutschland


Daniel Böcking: Christen sollten sich nicht im „Klein-Klein“ verlieren


Kassel (kath.net/idea) Der stellvertretende Chefredakteur von bild.de, Daniel Böcking (Berlin), hat Christen dazu aufgerufen, auch öffentlich über ihren Glauben zu sprechen: „Es ist Zeit für Haltung. Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Böcking sprach am 12. November bei der Journalisten-Tagung „publicon“ in Kassel. Der dreifache Vater hatte im April 2015 einen Kommentar veröffentlicht mit dem Titel „Warum ich mich heute als Christ outen will“. Darin bezog er Stellung gegen eine verbreitete Sprachlosigkeit unter Christen angesichts der Gräueltaten der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Aus der Beobachtung, dass Religion zu Fanatismus führen könne, dürfe man nicht schlussfolgern, Christen müssten still sein. Radikal barmherzig, radikal nächstenliebend oder radikal hilfsbereit seien Attribute, zu denen er sich offen bekenne, schrieb der Journalist, der auf seinen Kommentar mehr als 19.000 Reaktionen bekam.

Unterschiede zwischen den Religionen nicht ausblenden

Wie Böcking in Kassel sagte, hat er seine Aussagen bis heute nicht bereut. Dadurch hätten sich Gespräche mit Menschen ergeben, von denen er bislang nicht gewusst habe, dass sie Christen sind. Andere hätten ihm Respekt für seine Haltung gezollt. Zudem sehe er es als eine Verpflichtung an, über den Glauben zu sprechen. Auf seinen Artikel habe er auch positive Reaktionen von Muslimen bekommen. So sei er beispielsweise in Moscheen eingeladen worden. Es sei ihm wichtig, dass bei dem Austausch die Unterschiede der Religionen nicht ausgeblendet würden. Das Christentum hat eine Einzigartigkeit, die betont werden sollte. Er wünsche sich, so Böcking, dass eine „Welle“ durch das Land rollt. Es sei an der Zeit, dass Christen sich zutrauten, ihren Glauben zu bekennen. Viele trügen ihn in sich, redeten aber nicht darüber.

Klar über Jesus Christus sprechen

Ihm zufolge würde das Christentum in der Gesellschaft deutlich mehr wirken, wenn es stärker als „Marke“ kommuniziert und sich nicht im „Klein-Klein“ verlieren würde. Statt über Unterschiede von Frei- und Landeskirchen oder über die Flüchtlingsfrage zu debattieren, müsse der Kern in den Mittelpunkt gestellt werden, so Böcking. Es gebe einen Grundkonsens, „und der ist Jesus Christus“. Christen könnten bei vielen Themen unterschiedlicher Meinung sein, etwa bei der Präsidentschaftswahl in den USA: „Im Kern ist die Frage Trump oder Clinton aber keine, die das Christentum entzweien sollte.“ Böcking berichtete, dass er öfters gefragt werde, wie er als Christ bei „BILD“ arbeiten könne: „Ich fühle mich wohl und richtig mit dem, was ich tue.“ Er empfinde es als richtig, dass die Zeitung polarisiere. Sie werde niemals eine „Missionszeitung“ werden. Das sei aber auch nicht ihr Auftrag, so Böcking.


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