Bischöfe fordern Gedenkstätten für in der NS-Zeit ermordete Roma

13. November 2016 in Chronik


KZ-Transporte vor 75 Jahren "dunkelstes Kapitel einer jahrhundertelangen Diskriminierung und Ausgrenzung", weiteres Schweigen darüber schaffe bloß "weiteres Unrecht"


Eisenstadt (kath.net/KAP) Österreichs Bischöfe haben ein würdiges Gedenken an jene Roma und Sinti gefordert, die Opfer der Zeit des Nationalsozialismus (1938-1945) wurden. Zurecht würde die jetzige Generation der seit 1993 anerkannten Volksgruppe fragen, wo die verschollenen und ermordeten Eltern, Großeltern und Familienangehörigen sind, betonten die Bischöfe am Freitag zum Abschluss ihrer Herbstversammlung in Eisenstadt. Erst die Erinnerung an die Opfer erlaube jene "Reinigung des Gedächtnisses, die für ein respektvolles und friedliches Zusammenleben notwendig ist". Jeder Mensch habe Anspruch auf eine Grabstätte, "zumindest aber auf eine Gedenkstätte", hieß es in der Erklärung.

Vor genau 75 Jahren habe mit den ersten Transporten in die NS-Vernichtungslager das "dunkelste Kapitel in einer jahrhundertelangen Geschichte der Diskriminierung und Ausgrenzung von Roma und Sinti" begonnen, erinnerten die Bischöfe. Nur zehn Projekt der rund 11.000 Roma und Sinti, die 1938 in Österreich lebten - 8.000 von ihnen allein im Burgenland - hätten die "systematische Verfolgung und geplante Vernichtung" überlebt. Wie die Bischöfe betonten, sei selbst nach Kriegsende die Politik der Ausgrenzung lange fortgesetzt worden. Nur am Stadt- bzw. Ortsrand seien Siedlungen von Roma und Sinti erlaubt gewesen.

Eindringlich warnten die österreichischen Bischöfe vor einem Schweigen über diese Ereignisse, welches bloß ein "neues Unrecht" gegenüber den Roma und Sinti schaffen würde. Aus kirchlicher Sicht sei das von Papst Franziskus ausgerufene "Jahr der Barmherzigkeit" Anlass, hier aktiv zu werden: Das "Siebente Werk der leiblichen Barmherzigkeit" - nämlich die Bestattung von Toten - sei "so zu fassen, dass zumindest ein würdevolles Gedenken für jene möglich wird, die Opfer der NS-Vernichtungspolitik wurden und deren Leichname namenlos verschollen sind".

Auch in der katholischen Kirche in Österreich habe es hinsichtlich der Roma und Sinti "Jahrhunderte der Versäumnisse" gegeben, bekannten die Bischöfe. Erst in den letzten Jahrzehnten habe man mit einer spezifischen seelsorglichen Begleitung dieser Gruppe begonnen. Wichtige Schritte seien dabei 1992 die Einsetzung eines österreichweit verantwortlichen Seelsorgers durch die Bischofskonferenz gewesen, sowie 1995 die zusätzliche Betrauung eines Bischofs für diese Aufgabe. Worauf es dabei ankomme, sei genauso die konkrete Hilfe in den spezifischen Lebenssituationen von Roma und Sinti wie auch die "Weitergabe des Glaubens in Wertschätzung ihrer Geschichte und Kultur".

Archivvideo: Papst Franziskus empfängt Sinti und Roma zur Audienz /2015)


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