Staatsminister: Das Christentum verbindet Europa derzeit nicht

8. November 2016 in Aktuelles


Die EKD-Synode diskutiert über die Zukunft des Kontinents


Magdeburg (kath.net/idea) Welche Zukunft hat Europa? Über diese Frage diskutierten Experten in einer Podiumsdiskussion auf der EKD-Synode am 7. November in Magdeburg. Der Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), vertrat die Ansicht, dass das Christentum in Europa derzeit nicht verbindend wirke. „Das komplette Gegenteil ist der Fall.“ So gebe es christliche Staatschefs, die keine muslimischen Flüchtlinge aufnehmen wollten. Europa sei hier zerrissen und dennoch ein Sehnsuchtsort für Menschen aus aller Welt. Angesichts des Bürgerkrieges in der Ukraine forderte Roth, Europa zu einem Friedensprojekt zu machen, von dem Strahlkraft auch auf andere Regionen ausgehe.

Erzbischöfin: Es gibt wenig Leidenschaft für Europa

Die Erzbischöfin der Kirche von Schweden, Antje Jackelén (Uppsala), sagte, dass es in ihrem Land wenig Leidenschaft für Europa gebe. Man sei „lauwarm“ eingestellt. Nach Einschätzung der Erzbischöfin bilden sich derzeit gegen den Islam Allianzen zwischen Rechtspopulisten, die mit dem christlichen Glauben nichts zu tun hätten, und sehr frommen Christen. Sie würfen den Kirchenleitungen vor, nicht an Jesus Christus zu glauben.

Prior: Tiefes Unverständnis zwischen den Ländern Europas

Nach Worten des Priors der ökumenischen Kommunität von Taizé (Burgund), Bruder Alois, gibt es ein tiefes Unverständnis zwischen den Ländern Europas. Manche Staaten fühlten sich zu schnell kritisiert, etwa Ungarn. Das Land habe viele Schwierigkeiten mit der Bevölkerungsgruppe der Roma und tue sich schwer mit der Aufnahme von Flüchtlingen. Deshalb müsse man mehr zuhören und weniger urteilen. Der Beitrag der Kirche müsse es sein, auf eine Vertiefung des Glaubens zu setzen. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass „das Christentum für alle möglichen Fahrwasser gebraucht wird“. Die EKD berät derzeit über eine Kundgebung zur Zukunft Europas. In einem Entwurf dazu heißt es, die EKD bekenne sich „zu einem Europa des Friedens, der Aussöhnung und der Gerechtigkeit“. Sie rufe „ihre Schwesterkirchen und alle Menschen guten Willlens zum Dialog über die Zukunft Europas auf“.


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