Wenn Jesus sich auf Tempelberg und in Jerusalem 'zurückgehalten' hätte

8. November 2016 in Kommentar


"Herr Kardinal Marx sei daran erinnert, dass sein Kardinalspurpur dafür steht, dass er für das Opfer Christi, das Kreuz, eher sein Blut vergießen sollte, statt es abzulegen." Gastkommentar von Michael Schneider-Flagmeyer


Bonn (kath.net/Blog Forum Deutscher Katholiken) Die Bischöfe sind die Nachfolger der Apostel. Es ist ihre selbstverständliche Pflicht, und sollte vor allem ihr tiefstes Bedürfnis sein, sich an Christus und seinen Aposteln auszurichten; denn hätte Jesus in Jerusalem nicht das Kreuz auf sich genommen; dann hätte er auch nicht auferstehen können und wir alle wären noch in unseren Sünden, wie der heilige Paulus sagt.

Das Kreuz, das die Bischöfe auf ihrer Brust tragen ist eben das Zeichen für Jesu Opfer und seine glorreiche Auferstehung und damit für unsere Erlösung. Nun geschah es aber jüngst, dass die katholischen Spitzenvertreter unserer Teilkirche und der EKD bei ihrem gemeinsamen Besuch im Heiligen Land auf dem Tempelberg ihre Brustkreuze abnahmen den Muslimen zuliebe oder deren Aufforderung nachkamen. Darauf erhob sich eine allgemeine große Entrüstung in- und außerhalb der Christenheit, die im Internet und auch in vielen der großen Mainstreammedien ihren Widerhall fand. Siehe hierzu u.a.: Link.Auf der Internet-Seite der DBK findet sich eine Erklärung im Auftrag der Bischöfe dazu, die das Verhalten zu rechtfertigen sucht. Siehe hier (aber auch in den oben verlinkten kath.net Artikel): Link.

Darin wird die Haltung der Delegation als „Zurückhaltung“ auf die angespannte Lage und den jüngsten Beschluss der UNESCO hingewiesen, der mit aller Ignoranz der historischen Tatsachen in plumper und dreister Geschichtsklitterung dem Tempelberg eine ausschließlich islamische Geschichte zuschreibt. Das ist ein so unerhörter Vorgang, dass man eigentlich von den Spitzen unserer Teilkirche und der EKD einen geharnischten Protest gerade in Jerusalem erwartet hätte statt einer von der DBK ausgedrückten Unterwürfigkeit. Das ist eine wirkliche Schande!

Gerade von den Spitzenvertretern der ökumenischen Delegation hätte man doch eine Ausrichtung an den Besuchen der beiden letzten Vorgänger von Papst Franziskus erwarten dürfen, die nicht daran dachten bei ihren offiziellen Moscheebesuchen das Brustkreuz abzulegen. Eher hätten beide auf den Besuch verzichtet.

So dürfen sich auch Kardinal Marx und Herr Bedford-Strohm nicht wundern, wenn es in der Kritik ihrem Verhalten gegenüber recht derb zuging. Von feige, angepasst bis kriecherisch vor dem Islam war da die Rede. Wir fühlen uns an ein Wort des Propheten Jesaja erinnert (30,17): „Tausende werden zittern, wenn ein einziger droht, wenn nur fünf euch drohen, lauft ihr alle davon, bis das, was von euch übrig ist, aussieht wie ein Fahnenmast auf dem Gipfel eines Berges, wie ein Feldzeichen auf dem Hügel.“

Der Tempelberg ist auch für uns Christen einer der heiligsten Orte, an dem Christus predigte, sein Blut in der Geißelung vergoss und vor allem den Tempel (die Kirche) von den Händlern (den Politik treibenden Hirten) mittels einer Geißel reinigte mit dem Ausruf, dass das Haus seines (unseres) Vaters ein Gebetshaus sein soll, „ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht.“ Gerade diesen obersten Hirten hätte dieses Wort in Jerusalem in den Ohren hallen müssen. Wer das Kreuz aus „Zurückhaltung“ ablegt schämt sich dessen, der an ihm für uns gestorben ist und damit Gottes Heilswerk vollendete. Was Jesus zu einem solchen Verhalten sagte, das steht geschrieben und sollte allen Mitgliedern dieser Delegation bekannt sein.

Herr Kardinal Marx sei daran erinnert, dass sein Kardinalspurpur dafür steht, dass er für das Opfer Christi, das Kreuz, eher sein Blut vergießen sollte, statt es abzulegen einiger islamischer Imame wegen. Der Islam respektiert sehr wohl eine feste Haltung, ja er erwartet sie geradezu von den Christen.

Und so ist dann der ganze beschämende Vorgang ein Zeichen für den Zustand unserer Teilkirche und der EKD, den man hierzulande seit Jahren beklagt und den Papst Franziskus in seiner Philippika den deutschen Bischöfen bei ihrem Ad limina-Besuch in Rom schriftlich mitgegeben hat und den diese bis heute totschweigen.

Wir aber, die Gläubigen, lernen aus all diesem noch mehr dem großen König David zu folgen der „ein Mann nach Gottes Herzen“ war: „Blickt auf zu Ihm (dem in Jerusalem Gekreuzigten) und euer Antlitz wird leuchten.“ (Psalm 34).

Der Autor Dr. phil. Michael Schneider-Flagmeyer (Foto) ist Gründungsmitglied des Forums Deutscher Katholiken sowie Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft katholischer Laien und Priester in der Diözese Trier e.V. Er führt den Blog des Forums Deutscher Katholiken.
Siehe auch kathpedia: Stichwort Michael Schneider-Flagmeyer.

Archivfoto Mai 2014: Papst Franziskus am Tempelberg


Foto von Dr. Michael Schneider-Flagmeyer, Gründungsmitglied des ´Forum Deutscher Katholiken´



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