Papst geißelt Menschenhandel als humanitäres Verbrechen

8. November 2016 in Aktuelles


Franziskus lobt europäische Ordensfrauen für ihren Einsatz gegen Menschenhandel - Kritik an "Gleichgültigkeit oder sogar Mittäterschaft"


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat erneut Menschenhandel als moderne Form der Sklaverei und als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" gegeißelt. Während die Schwere und Reichweite dieses Phänomens inzwischen besser bekannt sei, gebe es noch immer große Defizite im öffentlichen Bewusstsein und bei der Zusammenarbeit der Regierungen, Justizbehörden und Gesetzgebern sowie Sozialeinrichtungen, sagte er am Montag im Vatikan. Als Hemmnis im Vorgehen gegen Menschenhandel bezeichnete er "eine gewisse Gleichgültigkeit oder sogar Mittäterschaft". Dahinter stünden mächtige Wirtschaftsinteressen und kriminelle Netzwerke.

Franziskus äußerte sich beim Empfang des Netzwerks europäischer Ordensleute gegen Menschenhandel und Ausbeutung, das seit Sonntag seine zweite Konferenz in Rom hält. Dabei geht es unter anderem um die Situation weiblicher und minderjähriger Flüchtlinge aus Syrien. Ausdrücklich dankte der Papst den Initiativen der Ordensleute, unter ihnen vor allem Mitglieder der Frauenorden. Es sei "der vor allem weibliche Charakter der Hilfe, der eine Heilung und erneute soziale Wiedereingliederung der zumeist weiblichen Opfer in die Gesellschaft möglich macht", so der Papst.

Eine Sprecherin des Netzwerks sagte vor der Tagung, in Kriegsgebieten steige das Risiko, in die Fänge von Menschenhändlern zu geraten. Die Nötigung vor allem von Frauen in Prostitution und ausbeuterische Arbeitsverhältnisse im Ausland bilde inzwischen den drittgrößten Geschäftszweig für kriminelle Organisationen nach Waffen- und Drogenhandel.

Das Netzwerk der Ordensleute (Religious in Europe Networking Against Trafficking and Exploitation, RENATE) tagt noch bis diesen Samstag mit 130 Delegierten aus 27 Ländern. Das erste Treffen fand 2014 in Polen statt. Im gleichen Jahr gründete Papst Franziskus im Vatikan die sogenannte "Santa Marta Group" gegen internationalen Menschenhandel. Die Arbeitsgruppe versucht Aktivitäten von Polizei, Kirche und Sozialarbeitern auf diesem Feld zu bündeln und gemeinsame Strategien zu entwickeln. Sowohl RENATE als auch die Santa Marta Group unterhalten Kontakte zu Fachstellen der EU und nationalen Regierungen.

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