Malmö: Papst von Regierung und Lutherischem Weltbund begrüßt

31. Oktober 2016 in Österreich


Franziskus wird auf seiner Schwedenreise von Kardinal-Staatssekretär Parolin und dem Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Koch, begleitet.


Malmö (kath.net/KAP) Papst Franziskus ist am Montag kurz vor 11 Uhr zu einem zweitägigen Besuch in Schweden eingetroffen. Während des Fluges von Rom nach Malmö, sagte der Papst zu den mitreisenden Reportern, dass die Reise, die den Beginn des Gedenkjahrs "500 Jahre Reformation" markiert, "sehr wichtig" für ihn sei. Nach dem rund zweieinhalbstündigen Flug wurde Franziskus auf dem Flughafen Malmö vom Apostolischen Nuntius Erzbischof Henryk Jozef Nowacki, dem schwedischen Ministerpräsident Stefan Löfven und Kultusministerin Alice Bah-Kuhnke, sowie Vertretern des Lutherischen Weltbunds (LWB) begrüßt.

An Bord des Flugzeugs sandte der Papst wie üblich Telegramme an die Staats- und Regierungschefs der drei überflogenen Länder Italien, Österreich und Deutschland. Er rief seinen Segen für jedes Land herab und betete, dass Gott ihnen Frieden und Wohlergehen schenken möge.

Begleitet wird der Papst von Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Heiligen Stuhls, und dem Schweizer Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Nach einem Treffen mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Stefan Löfven am Flughafen der drittgrößten Stadt Schwedens wollte Franziskus um 13.50 Uhr einen Höflichkeitsbesuch bei der königlichen Familie im 30 Kilometer nordöstlich gelegenen Lund, der ältesten Stadt und dem "Cambridge Schwedens", absolvieren. Der Papst wird von Bischof Czeslaw Rozon, dem Vorsitzenden der Skandinavischen Bischofskonferenz, und Bischof Anders Arborelius von Stockholm begleitet.

Gemeinsam mit Spitzenvertretern des Lutherischen Weltbundes (LWB) nimmt das katholische Kirchenoberhaupt in Lund um 14.30 Uhr an einer ökumenischen Gedenkveranstaltung zum 500. Jahrestag des "Thesenanschlags" von Reformator Martin Luther teil. Zudem ist die Unterzeichnung einer Gemeinsamen Erklärung geplant.

Es ist das erste Mal, dass ein Papst gemeinsam mit ranghohen Vertretern des Protestantismus an die Reformation erinnert. Am Dienstag feiert Franziskus zu Allerheiligen mit Katholiken eine Messe in Malmö, bevor er nach Rom zurückfliegt.

Zeitungen halten sich zurück

Die schwedischen Tageszeitungen hielten sich am Montag in ihrer Berichterstattung zurück. Den meisten Blättern war das Ereignis zwar eine Doppelseite wert, aber auch nicht mehr.

Die landesweit erscheinende Zeitung "Dagens Nyheter" zitierte die Aussage von Kurienkardinal Koch, es sei ein Hindernis für den Dialog der Konfessionen, dass die Lutherische Kirche Schwedens eine Frau als Erzbischöfin habe. Weiter berichtete das Blatt von der Unterkunft des Papstes in Igelösa und seiner Freundschaft mit dem in Schweden lebenden Argentinier Carlos Luna, den Franziskus während seines Besuchs in privatem Rahmen treffen will.

Das Wirtschaftsblatt "Dagens Industri" wiederum beschäftigte sich mit der guten Buchungslage von Hotels in Lund und Malmö und veröffentlichte einen Gastbeitrag des ehemaligen Vorsitzenden der schwedischen Christdemokraten und früheren Europa-Parlamentariers Alf Svensson, in dem dieser sich dafür ausspricht, beim Heiligen Stuhl eine schwedische Botschaft zu eröffnen. Schweden unterhält dort keine Vertretung.

"Svenska Dagbladet" berichtete davon, dass der "charmierende Papst" im Vatikan Feinde habe. Diese sollten nicht unterschätzt werden, warnte die Zeitung.

Die pfingstkirchlich geprägte, christliche Zeitung "Dagen" veröffentlichte einen Gastbeitrag des Generalsekretärs der Schwedischen Evangelischen Allianz, Stefan Gustavsson. Er erinnert, dass die Reformation keineswegs vorbei sei, und Dogmen der katholischen Kirche, wie etwa die Unfehlbarkeit des Papstes oder die Himmelfahrt Mariens, vor einem Jahrhundert neuen Streit zwischen den Kirchen verursacht hätten. Zugleich veröffentlichte die Zeitung einen offenen Brief des ehemaligen Bischofs von Visby auf Gotland, Björn Fjärstedt, und dreier lutherischer Pfarrer. Fjärstedt und die Pastoren fordern, dass auch die Lutheraner die Rolle des Bischofs von Rom als sammelnde Gestalt der weltweiten Christenheit anerkennen sollen. Seine Stellung entspreche der von Petrus im Apostelkollegium.

Die in Malmö erscheinende Tageszeitung "Sydsvenskan" thematisierte das Treffen zwischen Schwedens König Carl XVI. Gustaf und dem Papst. Sie erinnerte daran, dass die schwedische Thronfolgeordnung den König auf das Augsburger Bekenntnis von 1530 festlegt. Die Zeitung nutzte dies dazu, ihren Lesern die wesentlichen Bestandteile der Confessio Augustana zu erklären.

Keine Berührungsangst zu Bischöfinnen

Papst Franziskus hatte am Wochenende mit einem Interview mit der Zeitschrift "Civilta Cattolica" für Aufhorchen gesorgt, indem er keinerlei Berührungsängste im Blick auf Bischöfinnen zum Ausdruck brachte. So äußerte sich Franziskus begeistert über die Ansprache der Erzbischöfin von Uppsala, Antje Jackelen, die er im Mai 2015 zu einer Audienz im Vatikan empfangen hatte. Der Papst sagte, sie und ihr Mann seien "sehr liebenswürdige Personen".

Solche Worte aus päpstlichem Munde wären früher schwer vorstellbar gewesen, erinnerten Medien am Wochenende. So habe etwa Johannes Paul II. Bischöfinnen grundsätzlich nicht empfangen. Sein Nachfolger Benedikt XVI. habe sie zwar empfangen, ein offizielles Foto von der Begegnung habe es jedoch nicht geben dürfen.

Es gilt daher als Durchbruch und keinesfalls als Zufall, dass die vatikanische Tageszeitung "Osservatore Romano" in ihrer Samstagsausgabe zusammen mit einem Interview auch einen Artikel von Jackelen veröffentlichte.

Papst Franziskus - Willkommenszeremonie in Schweden (Livemitschnitt ohne Kommentar)


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