Kardinal Koch vor Lund-Reise: Papst immer für Überraschungen gut

25. Oktober 2016 in Weltkirche


Vatikanischer "Ökumene-Minister" im Grazer "Sonntagsblatt": Gemeinsames Reformationsgedenken mit Franziskus und Spitzen des Lutherischen Weltbundes am 31. Oktober ein "wunderbares Zeichen"


Graz (kath.net/KAP) Die historische Bedeutung der kommenden Reise von Papst Franziskus zum Reformationsgedenken im schwedischen Lund hat der vatikanische Ökumene-Verantwortliche Kardinal Kurt Koch (Foto) hervorgehoben. Zum ersten Mal in der Geschichte finde ein Reformationsgedenken gemeinsam statt, betonte er im Interview für die in dieser Woche erscheinende neue Ausgabe der Grazer Kirchenzeitung "Sonntagsblatt". Der in genau einer Woche, am 31. Oktober, in Lund geplante Gottesdienst, dem der Papst sowie die Spitzen des Lutherischen Weltbundes gemeinsam vorstehen werden, sei ein "wunderbares Zeichen", so Koch. "Was daraus entsteht? Der Papst ist immer für Überraschungen gut und Überraschungen sind nur da, wenn man sie auch als Überraschungen empfindet", meinte der Schweizer Kurienkardinal über mögliche Impulse.

Neue Schritte in der Ökumene setzen für den Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen eine gemeinsame Vergewisserung über das Ziel voraus. "Wir reden alle von Einheit, haben aber unterschiedliche Vorstellungen davon", sagte Koch. Einheit lasse sich "nur im Glauben wiederfinden", so der Kurienkardinal. "Einheit ist letztlich immer ein Geschenk Gottes. Wir müssen bereit sein, dieses Geschenk zu empfangen, und voneinander zu lernen." In einem solchen "Austausch von Gaben" sieht Koch das eigentliche "Geheimnis der Ökumene": "Keine Kirche ist so reich, dass sie nicht der Bereicherung durch andere bedürfte und keine Kirche ist so arm, dass sie nicht einen Beitrag geben könnte."

Gesellschaftlich betrachtet stünden die Kirchen mit Säkularisierung und der Verdrängung der Religion gemeinsam vor den großen Herausforderungen, betonte der Kardinal. "Je mehr wir diesen gemeinsam begegnen, umso überzeugender wird unser Engagement sein." Als Positiv-Beispiel erinnerte er an den gemeinsamen Besuch von Papst Franziskus, dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios und dem griechisch-orthodoxen Erzbischof von Athen, Hieronymus, auf der Flüchtlingsinsel Lesbos im April.

"Ökumene lebt"

Gegen die Rede von einem "Winter in der Ökumene" war der Präsident des Einheitsrates bereits in der vergangenen Woche in Graz aufgetreten. Koch hielt dort am 20. Oktober den Festvortrag zum 70-Jahr-Jubiläum der Katholischen Hochschulgemeinde. Hinter der Frage, wo die Ökumene heute steht, verberge sich vielfach der Vorwurf, sie würde sich nicht bewegen, sagte der vatikanische "Ökumene-Minister": "Ich bin hingegen überzeugt davon, dass die Ökumene geht, weil sie lebt. Das gilt zumal wenn man auf die weltweite Ökumene blickt." Die Ökumene vor Ort könne nur gelingen, wenn sie stets eine umfassende Perspektive beinhalte.

Im vollbesetzten Vortragssaal der Hochschulgemeinde sprach Koch mit dem Dekan der Grazer Katholisch-Theologischen Fakultät, Reinhold Esterbauer, über Chancen und Herausforderungen für Religion, Wissenschaft und Gesellschaft. Gerade in einer zunehmend pluraler werdenden Gesellschaft hätten Philosophie und Theologie wichtige Aufgaben, um die Balance von Einheit und Vielfalt angemessen reflektieren zu können.

Thema des Abends war auch das Gedenkjahr "500 Jahre Reformation". 2017 werde eine "ökumenische Chance sein", sagte Koch, "wenn es nicht der Abschluss, sondern der Neubeginn des Ringens um die volle Gemeinschaft zwischen den Kirchen der Reformation und der katholischen Kirche verbunden mit dem Dreiklang Buße, Dankbarkeit und Hoffnung ist".

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Foto Kardinal Koch (c) kath.net/Petra Lorleberg


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