Das Wachsen des Reiches Gottes unterwegs

25. Oktober 2016 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist, keine gutgemachten Strukturen und Organigramme. Das Reich Gottes muss wie das Gesetz ‚gegangen werden’. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Das Senfkorn wuchs und wurde zu einem Baum: „Wem ist das Reich Gottes ähnlich, womit soll ich es vergleichen? Es ist wie ein Senfkorn, das ein Mann in seinem Garten in die Erde steckte; es wuchs und wurde zu einem Baum, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen. Außerdem sagte er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist wie der Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war“ (Lk 13,18-21).

„Selig die Menschen, die Gottes Wege gehen! Selig die Menschen, die im Gesetz des Herrn gehen!“. Papst Franziskus unterstrich gleich zu Beginn seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Dienstag der 30. Woche im Jahreskreis: „das Gesetz ist nicht dazu da, dass man es studiert, sondern ‚um es zu gehen’“.

Das Gesetz „ist für das Leben, es ist dazu da, das Reich zu schaffen, das Leben zu schaffen“. Heute sage uns der Herr, dass auch das Reich ein Reich „unterwegs“ sei:

„Was ist das Reich Gottes? Nun – das Reich Gottes ist vielleicht eine Struktur, die ganz gut gemacht ist, alles in Ordnung, gut eingerichtete Organigramme... und das hat nichts damit zu tun, das ist nicht das Reich Gottes. Nein. Mit dem Reich Gottes kann dasselbe geschehen wie mit dem Gesetz: das Fixiertsein, die Starrheit... Das Gesetz ist dazu da, ‚um es zu gehen’, das Reich Gottes ist ‚unterwegs’. Es steht nicht still. Mehr noch: das Reich Gottes ‚schafft man alle Tage’“.

Jesus spreche in seinen Gleichnissen von Dingen aus dem alltäglichen Leben: der Sauerteig, der nicht Sauerteig bleibe, da er zum Schluss mit dem Mehl vermischt werde. So sei er „unterwegs“ und schaffe das Brot. Und dann sei da das Senfkorn, das nicht Senfkorn bleibe, da er sterbe und den Baum leben lasse. „Sauerteig und Senfkorn“, so der Papst, „sind ‚unterwegs’, um etwas zu wirken“. Indem sie jedoch dies täten, „sterben sie“. Es stelle kein Problem dar, ob es sich dabei um etwas Kleines oder Großes handle. Das Problem sei vielmehr das des Unterwegsseins, denn unterwegs vollziehe sich die Verwandlung.

Damit das Reich Gottes wachse, bedürfe es der Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist. Denn einer, der das Gesetz sehe und sich nicht auf den Weg mache, nehme eine starre Haltung ein, eine Haltung der Rigidität:

„Welche Haltung fordert der Herr von uns, damit das Reich Gottes wachse und Brot für alle und auch Wohnstatt für alle sei? Die Fügsamkeit. Das Reich Gottes wächst in der Fügsamkeit gegenüber der Kraft des Heiligen Geistes. Das Mehl hört auf, nur Mehl zu sein, und wird Brot, da es sich der Kraft des Sauerteig fügt, und der Sauerteig lässt sich mit dem Mehl vermischen... Ich weiß nicht, das Mehl hat keine Gefühle, doch sich mit dem Sauerteig mischen und kneten lassen... da kann man denken, dass das ein gewisses Leiden ist, nicht? Und dann lässt es sich backen, nicht? Nun, auch das Reich Gottes... doch so wächst das Reich Gottes, und dann ist es am Schluss Speise für alle“.

„Das Mehl fügt sich dem Sauerteig“, so Franziskus, es wachse. So sei das Reich Gottes. Der Mann oder die Frau, „die dem Heiligen Geist gegenüber fügsam sind, wachsen und sind ein Geschenk für alle. Auch der Same ist fügsam, um fruchtbar zu sein, und er verliert sein Sein als Same und wird etwas anderes, etwas viel Größeres: er verwandelt sich“. So sei das Reich Gottes: „unterwegs“. Unterwegs zur Hoffnung, unterwegs zur Fülle.

Das Reich Gottes „schafft man alle Tage, in der Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist, der unseren kleinen Sauerteig oder unseren kleinen Samen mit der Kraft eint und sie verwandelt, um wachsen zu lassen“. Wenn wir dagegen nicht unterwegs seien und nicht gingen, „werden wir starr, und die Starrheit, die Rigidität macht uns zu Waisen, vaterlos“:

„Der Starre und Rigide hat nur Herren, keinen Vater. Das Reich Gottes ist wie eine Mutter, die wächst und fruchtbar macht, sie schenkt sich selbst, damit ihre Kinder Essen und Wohnstatt haben, nach dem Beispiel des Herrn. Heute ist ein Tag, um um die Gnade der Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist zu bitten. ‚Aber ich, ich mache, was ich will...’ ... So wächst das Reich nicht, so wachsen wir nicht. Es wird die Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist sein, die uns wachsen und uns verwandeln lässt wie der Sauerteig und das Senfkorn. Der Herr schenke uns allen die Gnade dieser Fügsamkeit“.

Dem Autor auf Twitter folgen!



© 2016 www.kath.net