Kirchen sollten sich mit Äußerungen zur Politik zurückhalten

25. Oktober 2016 in Deutschland


Früherer bayerischer Ministerpräsident Beckstein (CSU): Christen können in politschen Fragen zu sehr unterschiedlichen Antworten kommen - Es ärgere ihn, „dass die Kirche die Muslime, die zu uns kommen, nicht missionieren will“.


Wittenberg (kath.net/idea) Mehr Zurückhaltung bei Verlautbarungen zu politischen Themen empfiehlt der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) den beiden großen Kirchen. „Ich kenne viele, die wegen politischer Äußerungen von Bischöfen aus der Kirche ausgetreten sind, aber niemanden, der deswegen eingetreten ist“, sagte der ehemalige Vize-Präses der EKD-Synode am 22. Oktober in der Lutherstadt Wittenberg. Er sprach dort bei der ersten gemeinsamen Tagung des Verbandes „Christen in der Wirtschaft“ (CiW), der „Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute“ (IVCG) und „Christen im Beruf“ (CiB). Das dreitägige Treffen mit rund 450 Teilnehmern steht unter dem Thema „Reich Gottes in Wirtschaft und Beruf“.

Nach Becksteins Worten können Christen in politischen Fragen zu ganz unterschiedlichen Antworten kommen. Beckstein bekannte, dass er jeden Tag mit der Lektüre der Herrnhuter Losungen beginne. Besonders während seiner aktiven politischen Zeit habe er allmorgendlich darum gebetet, dass Gott ihm dabei helfen möge, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Mindestens ebenso wichtig seien ihm Dankgebete gewesen, wenn etwas gut verlaufen sei: „Wer betet, weiß: Nicht ich bin der Allerhöchste, sondern ich bin dem Allerhöchsten verantwortlich.“

„Wir haben den schöneren Glauben“

Mit Blick auf die Zuwanderung nach Deutschland erklärte der CSU-Politiker, es ärgere ihn, „dass die Kirche die Muslime, die zu uns kommen, nicht missionieren will“.

Es gehe ja nicht darum, jemanden in aggressiver Weise zu etwas zu überreden: „Aber selbstverständlich schulden wir diesen Menschen das Zeugnis des christlichen Glaubens.“

Er habe weniger Angst vor einer Islamisierung als vor einer Entchristlichung, sagte Beckstein: „Wir haben den viel schöneren Glauben und trotzdem sind unsere Kirchen leer.“

Der Politiker zeigte sich überzeugt, dass es „natürlich schwieriger ist, Muslime in großer Zahl aufzunehmen als Menschen aus dem christlichen Umfeld“.

Deutschland werde es nicht schaffen, alle Menschen aufzunehmen, die weltweit auf der Flucht sind. Denn allein in Syrien seien davon acht Millionen betroffen.

Dennoch habe Deutschland die Aufgabe, jeden, der komme, „anständig zu behandeln“.

Dass so viele Migranten nach Deutschland wollten, zeige zugleich, dass die Deutschen unendlich viel Grund zur Dankbarkeit hätten: „Kein Flüchtling will nach Russland, Bulgarien oder Estland.“

Die Deutschen sollten sich immer wieder klarmachen, dass sie fast die ganze Welt um ihre Freiheit und ihr Sozialsystem beneide.


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