Grünenpolitiker Palmer: 'Die Diskursstruktur ist latent totalitär'

12. Oktober 2016 in Deutschland


Tübinger Oberbürgermeister nach Kritik durch „queer.de“ wegen angeblicher „Homophobie“: Hier könne man „lernen, wie man Leuten das Wort im Mund rumdreht und versucht sie fertig zu machen“


Tübingen (kath.net) „Mir ist es mittlerweile echt Wurscht, wie oft mich queer.de noch als homophob bezeichnet.“ Das schreibt der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) auf seinem Facebookauftritt spürbar verärgert in Reaktion auf einen Artikel des LGBTI-Internetmagazins „queer.de“. Das Magazin, das sich selbst als „das Zentralorgan der Homolobby“ vorstellt, publizierte am Dienstag einen Artikel über Palmer und meinte: „An diesen Sätzen erkennt man einen homophoben Menschen – wie Boris Palmer“.

Palmer kommentierte diese „amtliche Homophobiediagnose“ mit der Bemerkung: „Zumindest kann man aus den Überschriften über meine Zitate, dem Weglassen der Kommentare auf die sich das jeweils bezieht, lernen, wie man Leuten das Wort im Mund rumdreht und versucht sie fertig zu machen.“ Dazu passe „auch das Schweigen zu meinem Nachweis, dass mir von Queer Behauptungen in den Mund gelegt wurden, die ich nie gemacht habe“.

Aus der Sicht von „queer.de“ sei wohl jeder homophob, „der es wagt, zu widersprechen. Die Diskursstruktur ist latent totalitär“, so Palmer weiter. Doch so bekämpfe man „die falschen Leute und die falschen Themen und schadet euch damit nur selbst“.

Die Diskussion, die dem queer-de-Artikel über Palmer vorangegangen war, hatte sich ursrpünglich an einer Äußerung des grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann entzündet. Er hatte im Interview mit der „Zeit“ geäußert: „Außerdem müssen wir deutlich machen, dass die neuen Freiheiten in der Lebensgestaltung ein Angebot und keine Vorgabe sind. (…) Es geht darum, dass jeder nach seiner Fasson leben kann und nicht darum, traditionelle Lebensformen abzuwerten oder die Individualisierung ins Extrem zu treiben. Individualismus darf nicht zum Egoismus werden, sonst wird gesellschaftlicher Zusammenhalt unmöglich. So ist und bleibt die klassische Ehe die bevorzugte Lebensform der meisten Menschen – und das ist auch gut so.“


© 2016 www.kath.net