N24: 'Die plötzliche Merkel-Begeisterung der Katholiken irritiert'

30. September 2016 in Kommentar


Kommentar des bekannten Journalisten Robin Alexander: Kardinal Marx sollte „bei aller Obrigkeitsbegeisterung darauf achten, wie ein Hirte einer vielfältigen Herde zu wirken – und nicht wie einer von den Zeugen Angelas“.


Berlin (kath.net) „Gerade noch wurde die geschiedene Protestantin im Kanzleramt vielfach kritisiert. Jetzt erhält sie von der katholischen Kirche Applaus für ihre Flüchtlingspolitik. Eine solche Nähe ist befremdlich.“ Das vertritt Robin Alexander in seinem pointierten Kommentar „Flüchtlingspolitik - Die plötzliche Merkel-Begeisterung der Katholiken irritiert“ auf dem Online-Auftritt des privaten TV-Senders „N24“. Alexander, von Haus aus Redakteur bei der „Welt“-Gruppe und auch durch seine Auftritte beim ARD-Presseclub und ZDF-Morgenmagazin bekannt, formulierte, dass das Interview des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Reinhard Kardinal Marx in der „taz“ auf die Kanzlerin wohl durchaus berauschend wirken konnte. Denn „schon auf der Titelseite“ der „taz“ verdammt der DBK-Vorsitzende „die Einwände der CSU gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und ließ sich dafür tatsächlich in der Kanzlerinnen-Pose ablichten: Ein selig lächelnder Kardinal, der die Merkel-Raute zeigt“. Alexander schildert, dass er beim ersten Anblick des „taz“-Titelblattes überlegt hatte, ob die Kollegen „die neue Begeisterung der Katholiken für die Kanzlerin“ satirisch auf die Schippe genommen hätten.

Doch „seit Merkel überraschend in die Rolle der Flüchtlingskanzlerin stolperte“, schalle es „aus erzbischöflichen Palais und angeschlossene(n) Medien: ‚Santo subito!‘“.

Er könne dies zwar verstehen, denn „es ist ja auch christlich, im Fremden den Bruder zu sehen“, doch seien eben „auch manchem Gläubigen“ inzwischen Zweifel gekommen. Und eigentlich könne sich Kardinal Marx „darauf nicht einmal mit den Brüdern aus Polen einigen“. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz sollte „bei aller Obrigkeitsbegeisterung darauf achten, wie ein Hirte einer vielfältigen Herde zu wirken – und nicht wie einer von den Zeugen Angelas“.

Auch das Münchner Nachrichtenmagazin „Focus“ berichtete in einem Artikel, dem man zumindest ein leichtes Staunen anzumerken meinte, über den Jahresempfang der katholischen Kirche „Es mag der Bundeskanzlerin wie ein Jungbrunnen vorgekommen sein: So viel Unterstützung und lang anhaltenden Applaus für ihre Flüchtlingspolitik hat Angela Merkel lange nicht mehr bekommen.“ Kardinal Marx hatte der Kanzlerin „versichert“: „Wir stehen hinter Ihnen.“ Die katholische Kirche habe vor einem Jahr die Entscheidung der Kanzlerin „zur Aufnahme von Flüchtlingen mitgetragen. ‚Ich nehme das nicht zurück‘, sagte Marx. ‚Ich unterstreiche es. Die Kirche gibt Ihnen Rückenwind.‘“.

Link zum Kommentar in voller Länge auf N24: „Flüchtlingspolitik - Die plötzliche Merkel-Begeisterung der Katholiken irritiert“

Kardinal Marx - Pressetermin zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz: ´Ich habe einen langen Atem´


Foto Kardinal Marx (c) Erzbistum München und Freising



© 2016 www.kath.net