Gefährliche päpstliche Metaphern

30. September 2016 in Kommentar


Kirche als Lazarett - was wäre ein Lazarett ohne Ärzte und Krankenschwestern? Wenn man die Mühseligen und Beladenen einlädt, dann kommen sie auch. Sind aber auch welche da, die sie erquicken? Von Helmut Müller


Vallendar (kath.net) Papst Franziskus ist ein Mann starker Metaphern, deren Duktus zu strenger Befolgung verführen kann. Wer dies nicht tut, schlägt sich bisweilen mit einem schlechten Gewissen durchs Leben, muss fürchten unbarmherzig, dogmatisch, ungelenk und von gestern zu sein. „Kirche als Lazarett“ oder „verbeult“ erscheint so treffend, dass mancher sich in der Wieskirche oder im Kölner Dom einfach nur noch unwohl fühlen muss. Schon vom Galiläer, auf den wir uns alle berufen, werden die Mühseligen und Beladenen, die Armen und Schwachen, Lahme, Blinde und Aussätzige, besonders angesprochen. Vom päpstlichen Namensgeber aus Assisi wird nichts anderes berichtet.

Die „Eucharistie ist keine Belohnung für die Frommen, sondern Heilmittel für die Schwachen“. Die Normen der Lebensordnungen erscheinen wie „Felsblöcke“, die auf Lebenswirklichkeiten nieder krachen. Der Hinweis auf sie gerät ins Licht einer „unerbittlichen Moral“. Wer in ein größeres Auto als einen Fiat steigt, bekommt, wenn er sensibel ist, ein schlechtes Gewissen, ebenso ergeht es dem, der die Heizung höher dreht, anstatt sich einen „Pullover überzuziehen“. In deutschen politischen Debatten wird das nackte Wort „Obergrenze“ in manchen Kreisen schon zum Nazivokabular. Als Lebenszeitbeamtem, der bald in Pension geht, kann es einem einfach nur noch schlecht gehen, wenn er auch nur halbwegs eine moralische Persönlichkeit ist. Ich glaube nicht, dass Franziskus das alles so verstehen wollte, aber seine Metaphern drohen ein Eigenleben zu führen, wenn nicht an ihre Grenzen erinnert wird.

Was wäre denn ein Lazarett, wenn es da nicht neben all den Siechen auch noch Krankenschwestern und Ärzte gäbe? Wenn man die Mühseligen und Beladenen einlädt, dann kommen sie auch. Sind aber auch welche da, die sie erquicken? Wer fährt in Deutschland schon gerne in einem verbeulten Auto? Es wird schleunigst repariert. „Verbeulungen“ gibt es sowohl bei Hirten und Herde gleichermaßen. Ein humorvoller rheinischer Prälat bezeichnete schon vor Jahren selbstkritisch Seinesgleichen als Krampfadern am Corpus Christi mysticum. Aber selbst römische Kuriale leiden nicht alle an „spirituellem Alzheimer“, auch wenn sich hier am Rhein reihenweise Kirchenkritiker schadenfroh auf die Schenkel klopften als Franziskus römische Kuriale so charakterisierte. Jedenfalls sollte man auf päpstliche Metaphern nicht unbedingt so reagieren wie ein Zehnjähriger vor Jahren nach einem Mottozeltlager zu Franz von Assissi: Wir bekamen als Verantwortliche nämlich von einem Vater zu hören, dass der Sprössling zu Hause angekommen, verlangte, Haus und Auto zu verkaufen und alles den Armen zu geben und so zu leben wie Franziskus.

Wer nicht so radikal gerufen ist wie Franz von Assisi, das gibt es auch heute noch, sollte Augenmaß an päpstliche Metaphern anlegen.

kath.net-Lesetipp:
Unterirdische Ansichten eines Oberteufels über die Kirche in der Welt von heute
Von Helmut Müller
80 Seiten
2015 Dominus Verlag
ISBN 978-3-940879-38-7
Preis 5.10 EUR

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