Regisseur: Fehlendes christliches Kino ist 'Unterlassungssünde'

27. September 2016 in Aktuelles


Macher von "Mary's Land", Cotelo: Wollte Glaube als ein "Medikament, das immer funktioniert" zeigen - Heilige Maria ist "Chefin von Gottes Serviceteam"


Wien (kath.net/KAP) Als "Unterlassungssünde" der heutigen Christen hat der spanische Regisseur Juan Manuel Cotelo das Fehlen christlicher Kinofilme bezeichnet: "Früher wurde der Glaube von den besten Künstlern, Bildhauern, Architekten und Komponisten zum Ausdruck gebracht, da Gott immer alles in der besten Form macht. Wenn wir heute nicht mehr in der qualitativ hochwertigsten Form von Jesus oder Maria reden, sind wir Leute von gestern und lassen Spinnweben um uns ranken", so der Schöpfer von "Mary's Land", am Dienstag im Interview mit "Kathpress". "Niemand verbietet uns zu reden, wovon wir begeistert sind", so Cotelo.

Teils Spiel-, teils Dokumentarfilm, betritt "Mary's Land" inhaltlich Neuland für kommerzielles Kino: Des Teufels Advokat zieht im Stil eines Agenten-Thrillers durch die Welt und befragt Menschen, die eine Bekehrung erlebt haben, bei der Maria eine besondere Rolle gespielt hat. Durchmischt sind die Szenen von einer stark gekürzten "nicht-autorisierten Bibel" und einem Streifzug durch die großen Marienwallfahrtsorte. Der Plot sei erst bei den Dreharbeiten entstanden, berichtete Cotelo, "ich wusste anfangs nicht, wohin er mich führt".

Alle Hauptdarsteller spielen sich selbst - darunter ein kolumbianisches Supermodel, ein amerikanischer Abtreibungsarzt und ein mexikanischer Krankenpfleger, der abends im Rotlichtmilieu von Gott erzählt. Trotz aufwühlender Lebensgeschichten habe er keine Extreme dargestellt, beteuerte der Filmemacher. "Längst sind heute Depression, Hoffnungslosigkeit, häusliche Gewalt oder Suizide normal geworden, so sehr uns die Werbung auch die glückliche Gesellschaft vorgaukelt." Darüber zu sprechen halte er für "unaufschiebbar", dies dürfe jedoch nicht bloß durch die "Seelen-Striptease" jener TV-Formate geschehen, deren Teilnehmer am Ende nur bemitleidet und vertröstet würden.

"Ich wollte zeigen, dass es ein Medikament gibt, das heilt, immer funktioniert und noch dazu gratis ist", erklärte Cotelo. Zuseher des Films sollten die Existenz Gottes und das Wirken seiner Liebe im Leben jedes Menschen erfahren, "dass er jedem Menschen dienen will, wenn man ihn nur lässt, denn er zwingt nie dazu". Die Jungfrau Maria habe bei diesem Geschehen eine "Schlüsselrolle", sie sei "die Chefin von Gottes Serviceteam". Gott habe Maria damit beauftragt, allen Menschen zu dienen und sie zu Jesus zu führen - "und zwar als Mutter. Das ist ein derart starker Begriff, dass er niemanden teilnahmslos lassen kann".

Medjgorje: Ein "Tsunami"

Unter den vielen Drehorten von "Mary's Land" nimmt der vom Vatikan bislang nicht anerkannte Wallfahrtsort Medjugorje eine zentrale Rolle ein. Cotelo sprach von einem "Tsunami": "Durch dieses kleine Dorf in den bosnischen Bergen gibt es weltweit so viele Bekehrungen, dass seine Wirkung gar nicht gemessen werden kann." Wer nur frage, ob es nun die berichteten Erscheinungen gebe oder nicht, übersehe dies; auch die bisherigen Filme über andere Marienheiligtümer griffen hier zu kurz. "Das Muster war immer: Jemand sagt, er habe die Jungfrau gesehen, ein anderer glaubt es nicht. Dann wächst die Anhängerschaft und schließlich auch die Anerkennung und Verehrung im Volk", so Cotelo.

Sein Film blende alle journalistisch relevanten Ereignisse bewusst aus, erklärte der Regisseur. "Ich will wissen: Wer ist diese Frau? Was hat sie mit mir zu tun? Kann ich mit ihr reden? Was ist Gott, Kirche, Wunder? Da geht nicht um Theologie, sondern um das, was ein Zweifler, ein Kind wissen will." Cotelo, auch Schauspieler, stellt in "Mary's Land" diese Fragen selbst, wenn er als "Advokat des Teufels" die Rolle des Zweiflers verkörpert.

"Mary's Land" erschien bereits Ende 2013 in Spanien und hat seither in 26 Ländern debütiert. In Wien feiert am Donnerstag die deutschsprachige Fassung Premiere - mit einer bereits ausverkauften Vorführung im Cineplexx Wien-Mitte in Anwesenheit des Regisseurs. Weitere Vorstellungen sind außer in Wien ab Oktober in Wiener Neustadt, Innsbruck und Linz geplant, in Lustenau läuft der Film bereits seit der Vorwoche.

FILM MARYS LAND - Trailer 1


FILM MARYS LAND - Trailer 2


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