Papst gratuliert Schönborn zum Silbernen Bischofsjubiläum

27. September 2016 in Österreich


Kardinal Schönborn empfing vor 25 Jahren am 29. September 1991 in Wien die Bischofsweihe - Franziskus: Wiener Erzbischof ist "Zeuge der Übereinstimmung von Wort und Werk"


Vatikanstadt-Wien (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat dem Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn in einem persönlichen Glückwunschschreiben zum Silbernen Bischofsjubiläum für dessen glaubwürdigen Hirtendienst gedankt. Anlass für das auf Latein verfasste dreiseitige Schreiben aus dem Vatikan ist die Bischofsweihe Schönborns vor 25 Jahren am 29. September 1991 im Wiener Stephansdom. Das Silberne Bischofsjubiläum begeht der Kardinal bewusst ohne Feierlichkeiten, zumal es bereits im Vorjahr zum 70. Geburtstag und zum 20-Jahr-Jubiläum seines Wirkens als Wiener Erzbischof offizielle Veranstaltungen gab.

In dem "Kathpress" vorliegenden Schreiben würdigt der Papst Schönborns Wirken als Verkündiger des Evangeliums, sowohl durch das Wort als auch durch sein Beispiel. "Wir wissen, dass du in deinem Dienst ein Zeuge jener Übereinstimmung von Wort und Werk bist, durch die wir Hirten, mit der Hilfe des Herrn, die Kraft bekommen zu bekennen, was wir glauben, und auszuführen, was wir lehren, und dass du so in deinem höchsten Hirtenamt der Verkündigung der Frohbotschaft darauf bedacht bist, dass die Schafe durch die von dir übernommene Sorge für die heilige Lehre, durch dein Wort genährt und durch dein Beispiel geformt, dem Weg folgen mögen, den du durch Wort und Beispiel zeigst. Das Leben Jesu hast du unaufhörlich als Grundlage der wahren Freiheit gezeigt, die die Menschen der Hinfälligkeit der irdischen Gewohnheit entreißt und Raum schafft für die göttliche Barmherzigkeit, die das herausragende Hilfsmittel von Christus selber ist, das wir für jeden einzelnen erflehen", heißt es in dem auf Latein verfassten Glückwunschschreiben.

Weiters würdigt Franziskus die vielfältigen Aufgaben des Wiener Erzbischofs im Vatikan selbst, und dass er seit Jahren "in lobenswerter Weise" den Vorsitz in der Österreichischen Bischofskonferenz führt. Das Glückwunschschreiben endet mit einem Segenswunsch auf die Fürsprache des hl. Erzmärtyrers Stephanus und der Bitte, "alle zu lieben und immer die Einmütigkeit aller herzustellen".

Ernennung in turbulenten Zeiten

Die Ernennung Schönborns zum Weihbischof in Wien war in kirchlich turbulenten Zeiten am 11. Juli 1991 erfolgt: Am selben Tag wurde der Wechsel des damaligen Wiener Weihbischofs Kurt Krenn zum Diözesanbischof von St. Pölten bekannt gegeben. In der Erzdiözese Wien sowie in der Öffentlichkeit wurde die Bischofsweihe Schönborns damals begrüßt. Mit dem international renommierten Theologen und Dominikaners verband man die Hoffnung auf einen Abbau der innerkirchlichen Polarisierungen.

Eine massive Bewährungsprobe dafür kam auf Schönborn mit dem Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Hans Hermann Groer im März 1995 zu. Im Zuge dessen wurde Schönborn am 13. April 1995 zum Koadjutorerzbischof der Erzdiözese Wien ernannt. Am 14. September desselben Jahres folgte er schließlich Kardinal Groer als Erzbischof nach. Seit Februar 1998 ist Schönborn Mitglied des Kardinalskollegiums, im selben Jahr wurde er zum Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz gewählt.

Kardinal Schönborn ist in der Bischofskonferenz u.a. Vorsitzender der Glaubenskommission, fungiert als Medienbischof und vertritt die Bischofskonferenz im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Daneben sind dem Kardinal auch zahlreiche weltkirchliche Funktionen übertragen. So ist er nicht nur Mitglied der vatikanischen Kongregationen für Glaubenslehre, Bildung sowie Ostkirchen, sondern auch der Päpstlichen Räte für Laien und Neuevangelisierung. Dass Papst Franziskus den Wiener Erzbischof überdies in die Kardinalskommission der Vatikanbank (IOR) berufen und im Frühjahr 2016 mit der Präsentation des päpstlichen Familiendokuments "Amoris laetitia" beauftragt hat, wird allgemein als Zeichen des Vertrauens und der Wertschätzung verstanden.

"Mission first"

Als Erzbischof von Wien ist Schönborn die Reform der pfarrlichen Seelsorgestrukturen ein besonderes Anliegen, die sich am Leitsatz "Mission first" orientieren soll. Seit 2008 läuft ein vom Kardinal angestoßener diözesaner Entwicklungsprozess. Langfristiges Zielbild ist dabei die "Pfarre Neu", die aus mehreren Teilgemeinden (bisherigen Pfarren) mit unterschiedlichen Schwerpunkten besteht und unter der Verantwortung eines Pfarrers von einem Team aus mehreren Priestern und Laien geleitet wird. Essenziell für die neuen Strukturen bleibt die Maßgabe, die Glaubensweitergabe durch missionarische Initiativen zu stärken.

Immer wieder hat sich der Wiener Erzbischof für eine "offene Kirche" in mehrfacher Weise ausgesprochen: Menschen sollten offene und nicht versperrte Kirchengebäude vorfinden, sie sollten dabei geistige und geistliche Offenheit und Tiefe gleichermaßen erfahren. Die Kirche müsse dabei offen und gastfreundlich sein vor allem Armen und Flüchtlingen gegenüber, betonte der Erzbischof anlässlich seines 20-jährigen Amtsjubiläums an der Spitze der Erzdiözese vor einem Jahr.

Dominikaner und Theologieprofessor

Christoph Schönborn wurde am 22. Jänner 1945 in Skalken bei Leitmeritz (Diözese Leitmeritz, heute Tschechien) geboren. Die Familie musste nach Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Heimat verlassen und floh nach Österreich, wo Schönborn in Vorarlberg aufwuchs. 1963 trat er in den Dominikanerorden ein. Die Priesterweihe erfolgte am 27. Dezember 1970 in Wien.

Schönborn war in Folge u.a. Studentenseelsorger an der Grazer Hochschulgemeinde und von 1976 bis 1991 Professor für Dogmatik an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Fribourg (Schweiz), ab 1978 Professor für Theologie des christlichen Ostens. Von 1987 bis 1992 wirkte Schönborn als Sekretär der Redaktions-Kommission für den Katechismus der Katholischen Kirche. Gegen Ende seiner Redaktionstätigkeit, am 11. Juli 1991, wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Sutri und Weihbischof der Erzdiözese Wien ernannt.

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Archivfoto Kardinal Schönborn (c) Erzdiözese Wien


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