Evangelische Allianz: Mission und Dialog zwei Seiten einer Medaille

27. September 2016 in Deutschland


81 Prozent der Muslime in Deutschland sehnen sich nach Kontakten zu Christen


Bad Blankenburg (kath.net/idea) Mission und der Dialog der Religionen sind zwei Seiten einer Medaille. Diese Ansicht vertrat Andrea Meyerhoff (Berlin) vom Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz und dem Vorstand des überkonfessionellen Netzwerks „Gemeinsam für Berlin“ am 24. September beim Allianztag im thüringischen Bad Blankenburg. „Ohne Gespräch gibt es keine Mission“, sagte sie. Für einen echten Dialog sei es jedoch notwendig, den eigenen Glauben zu kennen. Christen sollten sich immer wieder einmal selbst fragen, was sie glaubten: „Nur wenn wir in unseren Überzeugungen sicher sind, werden wir auch als Gesprächspartner ernstgenommen.“ Meyerhoff ermutigte dazu, im interreligiösen Dialog nicht nur über die Gemeinsamkeiten, sondern auch über die Unterschiede zu sprechen: „Gleichmacherei verhindert einen echten Dialog.“ Ziel sei es nicht in erster Linie, das Gegenüber zu bekehren, sondern Brücken zu bauen und dafür zu sorgen, „dass Frieden und Zusammenhalt in Deutschland zunehmen“. Zugleich dürften eigene Überzeugungen und der Glaube an Jesus Christus in solchen Dialogbegegnungen nicht verschwiegen werden.
„Die Apostelgeschichte geht gerade weiter“
Meyerhoff regte mehr Begegnungen zwischen Christen und Muslimen an. Im Alltag gebe es sie noch zu selten. Laut einer Untersuchung wünschten sich 81 Prozent der Muslime Kontakt zur Christen; aber nur 13 Prozent hätten wirklich Berührungen im Alltag. Sie beobachte unter Muslimen eine große Offenheit für den christlichen Glauben: „Viele kommen nach Deutschland und sagen: Der Islam ist so schrecklich. Ich will mehr über das Christentum erfahren.“ Manchmal habe sie den Eindruck, „die Apostelgeschichte geht gerade weiter“. Wenn die Christen in Deutschland keine Antworten auf die Glaubens- und Sinnfragen der Migranten hätten, versündigten sie sich an ihnen. Der in Ägypten geborene Evangelist und Islamexperte Elia Morise (Wiesbaden) warb darum, die Menschen, die nach Deutschland kommen, mit den Augen Jesu zu sehen: „Wenn wir uns nur über sie beklagen, werden wir nichts ändern. Wir müssen diese Menschen zum christlichen Glauben einladen.“ Morise regte an, Taxifahrer, Krankenschwestern und Ärzte zu schulen, wie sie über ihren christlichen Glauben sprechen. Denn sie hätten täglich Kontakt zu Muslimen. Christen sollten in Glaubensthemen klar und unmissverständlich sein, anstatt „bei den vielen Dialogveranstaltungen Zeit zu verlieren mit Kaffee und Kuchen“.
In vielen Gemeinden werden mehr Migranten als Deutsche getauft
Der Pastor der Freien evangelischen Gemeinde Nürnberg, Friedrich Zahn, sagte, es stimme ihn mitunter nachdenklich, wenn in vielen Gottesdiensten inzwischen mehr Migranten als Deutsche getauft würden. Das sei ein Anlass, neu über Mission nachzudenken. Zugleich warnte er davor, unter den Migranten „Fast-Food-Christen“ zu erziehen, die zu schnell getauft würden. Um auszuschließen, dass sich junge Muslime nur taufen ließen, um einen sicheren Aufenthaltsstatus zu bekommen, regte Zahn an, keine Taufbescheinigungen mehr auszustellen. Dann werde man sehen, wer noch Interesse daran habe.
idea e.V. Evangelische Nachrichtenagentur Pressedienst vom 25. September 2016 Nr. 233
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Christen brauchen in einer multireligiösen Welt keine Angst zu haben
Nach Ansicht des neuen Referenten für Migration und Integration innerhalb der Deutschen Evangelischen Allianz, Herbert Putz, müssen viele Deutsche es erst wieder lernen, offen über ihren Glauben zu sprechen, nachdem Religion in den letzten Jahrzehnten immer stärker in den Bereich des Privaten abgedrängt worden sei. Wie der Leiter der Freien evangelischen Gemeinden in Norddeutschland, Reinhard Spincke (Hamburg), sagte, brauchen Christen keine Angst zu haben, ihren Glauben in einer multireligiösen Welt zu bekennen. Das Evangelium gelte heute wie vor 2.000 Jahren. Gemeinden ermutigte Spincke, Christus als das Zentrum des Glaubens im Blick zu behalten, in den Formen aber flexibler zu werden, um „beieinander bleiben zu können“. Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), sagte, Ziel des Allianztages sei es, Christen aus unterschiedlichen Regionen und mit verschiedenen Hintergründen miteinander zu vernetzen.


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