Indischer Prälat verteidigt Mutter Teresa gegen Kritik

8. September 2016 in Weltkirche


Pater Thevalakara kannte Mutter Teresa persönlich. Gastbeitrag von Michael Hesemann


Rom (kath.net) Trotz der überwältigenden Beweise für ihre Heiligkeit verstummt nicht die Kritik an Papst Franziskus, der am 4. September Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997) zur Ehre der Altäre erhob. Pater Louis Thevalakara (Foto), ein aus Kerala/Indien stammender Priester und Kirchenrechtler, der seit 1992 an der vatikanischen Glaubenskongregation tätig ist und zu den engsten Mitarbeitern des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger zählte, kannte Mutter Teresa persönlich. Als päpstlicher Zeremoniar führte er die Bischöfe, die an der Heiligsprechungsfeier teilnahmen. In einem Beitrag für diverse indische und amerikanische Kirchenzeitungen antwortete er jetzt auf die Angriffe:

„Eine Heiligsprechung ist ein öffentlicher, formeller Akt des Papstes als souveränes Oberhaupt der römischen Kirche. Durch sie bestätigt die Kirche die Heiligkeit eines Christen, der auf heroische Weise sein Leben nach den Lehren Jesu Christi, des Erlösers der Menschheit, ausrichtete. Diese feierliche Erklärung findet gewöhnlich im Rahmen einer Heiligen Messe statt.

Ihr geht eine umfassende Untersuchung durch die Kirche voraus, in der geklärt wird, wie der Kandidat die drei theologischen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Nächstenliebe praktizierte. Kommt eine Kommission nach jahrelanger Erwägung jedes einzelnen Aspektes dieser Frage zu einem positiven Ergebnis, so wird dieses dem Papst vorgelegt, der letztendlich über die Heiligsprechung entscheidet. Das spiegelt sich auch im Rahmen der Heiligsprechungszeremonie wieder, wenn der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen noch einmal vor den Augen der Weltkirche seine Anfrage an den Heiligen Vater richtet. Nach einer Präsentation des Kandidaten und der Schlussfolgerungen der Kongregation erklärt der Papst feierlich, dass der Name des Kandidaten in die Liste der Heiligen aufgenommen werden soll, die von der universalen Kirche verehrt werden.

Seit 1992 hatte ich das Privileg, an zahlreichen Heiligsprechungen in Rom teilzunehmen. Mutter Teresa ist die vierte Persönlichkeit aus Indien, die in diesem Zeitraum zur Ehre der Altäre erhoben wurde. Von ihr kann ich sagen, dass ich sie persönlich kannte, denn ich durfte ihr bei verschiedenen Anlässen begegnen und mit ihr sprechen. Dabei war ich immer tief bewegt von ihrem tiefen Glauben und ihrem barmherzigen Handeln. Ich erinnere mich besonders an ein gemeinsames Essen in Indien, als sie uns ermahnte, dass alles, was wir regelmäßig an Lebensmitteln verschwenden, den Armen fehlt.

Während wir sie in diesen Tagen feiern, sollten wir immer daran denken, dass die angemessenste Form, Mutter Teresa zu ehren, doch die ist, das Antlitz Jesu in den Armen zu finden und ihnen, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Glauben, so zu dienen wie sie es tat.

Während sie den Armen diente, hat Mutter Teresa nie ihr Gebetsleben vernachlässigt. Oft war ihr Dienst an den Armen überschattet von Widrigkeiten, die nur dazu dienten, ihr Vertrauen in Jesus Christus wachsen zu lassen, dem Gekreuzigten, an dessen Füße sie sich selbst in den Stunden tiefster Finsternis klammerte.

Ich bin überzeugt, dass die Kirche in Indien einen großen Segen durch die Fürsprache der heiligen Mutter Teresa von Kalkutta empfangen wird. Ihre Heiligsprechung war tatsächlich eine Würdigung der Armen dieser Welt, die voller Stolz auf ihre neue Heilige blicken können.“



Foto Prälat Thevalakara © Michael Hesemann


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