Die Barmherzigkeit ist die Gerechtigkeit Gottes und rettet

7. September 2016 in Aktuelles


Franziskus: Die Frage des Johannes des Täufers und das Leiden an einer Finsternis. Barmherzigkeit und Umkehr. Die Notwendigkeit, sich vor falschen Gottesbildern zu hüten. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Johannes hörte im Gefängnis von den Taten Christi. Da schickte er seine Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt“ (Mt 11,2-6).

„Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?“ – Die Frage des Johannes des Täufers im Evangelium, eine Frage, die aus einer doppelten Finsternis komme – der des Herzens und der der Gefängniszelle – bildete den Ausgangspunkt der Katechese von Papst Franziskus bei der heutigen Generalaudienz vor rund 25.000 Pilgern und Besuchern.

Mit seiner Antwort, so der Papst, mache Jesus deutlich, dass er das konkrete Werkzeug der Barmherzigkeit Gottes sei. Er sei vom Vater gesandt worden, um allen Trost und Heil zu bringen, nicht um die Sünder zu verurteilen oder die Bösen zu vernichten, sondern sie zur Umkehr zu rufen, damit sie die Zeichen der göttliche Güte sähen und so den Weg der Rückkehr finden könnten.

Die Gerechtigkeit, die der Täufer in den Mittelpunkt seiner Verkündigung gestellt habe, offenbare sich in Jesus vor allem als Barmherzigkeit. Die Zweifel des Johannes nähmen so die Verwunderung vorweg, die Jesus später in Folge seines Wirkens und seiner Worte hervorrufe.

Der Herr mahne daher abschließend, an seinem Wirken keinen Anstoß zu nehmen, und warne vor einer besonderen Gefahr: wenn das Hindernis für den Glauben an ihn vor allem in seinem barmherzigen Wirken bestehe, so bedeute dies, dass man ein falsches Bild vom Messias habe. Barmherzigkeit dagegen bilde die Synthese des Wirkens Jesu.

Gerade diese Mahnung sei immer aktuell. Auch heute mache sich der Mensch Vorstellungen von Gott, die ihn daran hinderten, Gottes wahre Gegenwart zu erfahren. Die einen legten sich Gott nach den eigenen Wünschen und Überzeugungen in einer Art „Self-made-Glauben“ zurecht. Andere wiederum machten Gott zu einem falschen Götzen, indem sie seinen Namen für persönliche Interessen oder sogar für Gewalt gebrauchten.

Wieder andere reduzierten Gott auf eine psychologische zuflucht in schwierigen Lebensmomenten oder sähen in Jesus bloß einen Meister ethischer Lehren. Schließlich gebe es welche, die in einer rein innerlichen Beziehung die missionarische Kraft des Glaubens, der die Welt und die Geschichte verändern könne, erstickten.

Wir dürften dem barmherzigen Handeln des Vaters keine Hindernisse in den Weg legen, so Franziskus abschließend. Vielmehr sei es notwendig, um das Geschenk eines großen Glaubens zu bitten, damit wir Zeichen und Werkzeuge der Barmherzigkeit werden könnten: „Wir Christen glauben an den Gott Jesu Christi, und sein Verlangen besteht darin, in der lebendigen Erfahrung seines Geheimnisses der Liebe zu wachsen“.


Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Mit Freude heiße ich die Pilger aus den Ländern deutscher Sprache sowie aus den Niederlanden willkommen. Besonders grüße ich die Gläubigen des Bistums Passau mit ihrem Bischof Stefan Oster, die Mitglieder der Historischen Bürgerwehr Dietenheim und die Gruppe der Kardinal-von-Galen Gesamtschule Nordwalde. Eure Romwallfahrt stärke euch im Glauben und in der tätigen Nächstenliebe. Von Herzen segne ich euch alle.


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