Nordkirche: 29 % der Mitglieder verzichten auf kirchliche Bestattung

7. September 2016 in Chronik


Studie der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland ergibt: Auch Christen suchen sich Rituale außerhalb der Kirche


Rostock (kath.net/idea) Fast drei von zehn Mitgliedern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) lassen sich kirchlich nicht bestatten. Das geht aus einer Studie mit dem Titel „The times, they are a-changin’ ...“ (Die Zeiten ändern sich) der Arbeitsstelle „Kirche im Dialog“ der Nordkirche hervor. Sie hatte sich in den vergangenen fünf Jahren mit dem Thema „Kasualien neben der Kirche“ befasst. So wurden 2010 in Hamburg und Schleswig-Holstein von 28.350 verstorbenen Mitgliedern nur 20.207 mit einer kirchlichen Trauerfeier begleitet. Das bedeutet, dass etwa 29 Prozent darauf verzichteten.

Die Herausgeber der Studie vermuten, dass die Zahl in der Zwischenzeit weiter gestiegen ist. Neuere Erhebungen gebe es aber nicht.

Sie folgern, dass die kirchliche Begleitung in den „Schwellenmomenten des Lebens“ für Kirchenmitglieder „nicht mehr selbstverständlich“ ist. Viele suchten sich für besondere Situationen Rituale außerhalb der Kirche. Bei Hochzeiten und Trauerfeiern registriert die Studie eine zunehmende Konkurrenz durch nichtkirchliche Ritualdesigner, Trauungsredner oder Trauersprecher.

Abneigung gegen Orgel, Angst vor Kirchenräumen

Die Untersuchung nennt mehrere Gründe, warum die Kirche nicht mehr in Anspruch genommen wird: So berichteten Interviewpartner häufig, dass sie Angst vor der Atmosphäre und Größe von Kirchenräumen hätten. Dies verbinde sich oftmals auch mit einer Abneigung gegen traditionell-kirchliche Musik und gegen die Orgel als Instrument.

Zum anderen wird die Befürchtung genannt, seitens der Kirche würden Gestaltungswünsche abgelehnt – etwa dass der Brautvater die Braut zum Altar führt. Hinzu kämen Vorbehalte gegenüber der Kirche als Institution. Damit verbinde sich das Bild, die Kirche sei „altbacken, verstaubt und traditionell“. Es gebe auch die Sorge, dass bei einer Trauerfeier der Verstorbene und die Angehörigen nicht genug im Mittelpunkt stünden.

Die Arbeitsstelle empfiehlt darum, bei den kirchlichen Handlungen die Perspektive der Betroffenen stärker in den Blick zu nehmen und sich auf ihre Bedürfnisse einzustellen.


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