Syrien: Patriarchen verlangen Aufhebung der EU-Sanktionen

27. August 2016 in Chronik


Erklärung von Youhanna X., Gregorios III. und Ignatius Aphrem II. - Sanktionen dienen "nur den Zielen jener Gruppen, die sich nicht am Allgemeinwohl des Landes orientieren" und wirken sich dramatischer auf Alltagsleben der Menschen aus.


Damaskus (kath.net/ KAP)
Die drei in Damaskus residierenden christlichen Patriarchen - der antiochenische Patriarch Youhanna X. (Yazigi), der melkitische griechisch-katholische Patriarch Gregorios III. Laham und der syrisch-orthodoxe Patriarch Ignatius Aphrem II. - haben in einem gemeinsamen Appell die Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Syrien gefordert. Das berichtete die Stiftung "Pro Oriente" am Donnerstag. Die EU hatte nach Beginn des Bürgerkrieges in Syrien im Jahr 2011 Wirtschaftssanktionen gegen das Land verhängt. Sie waren im Juni für ein weiteres Jahr verlängert worden. Blockiert werden u.a. Finanztransaktionen sowie das Handelsverbot für viele Güter und Produkte.

Die Patriarchen betonen, dass die Sanktionen auch Einfuhr und Verteilung von Nahrungsmitteln und Hilfsgütern behindern. Die "Belagerung des syrischen Volkes" müsse aufhören, die Bürger des Landes hätten das Recht, in Würde zu leben und die gleichen Grundrechte wie alle Welt zu genießen. Die Wirtschafts- und Finanzsanktionen "wirken sich seit 2011 immer dramatischer auf das Alltagsleben der Menschen in Syrien aus", schreiben die Patriarchen. Die Sanktionen dienten nur den Zielen jener Gruppen, die sich nicht am Allgemeinwohl des Landes orientierten. Eine Aufhebung der Sanktionen dagegen würde die Arbeit der kirchlichen und humanitären Organisationen bei der Verteilung von Nahrungsmitteln und Medikamenten erleichtern.

Durch die Sanktionen würden die "Leiden des syrischen Volkes" verstärkt. Der Druck auf die Einzelnen, die Institutionen, die Wirtschaftsunternehmen und "damit auf die ganze Bevölkerung" steige ständig.

Die Patriarchen bedauern, dass sich durch die Unmöglichkeit neuer Investitionen, das Verbot internationaler Flüge nach Syrien, die Importrestriktionen und die "schwarze Liste" syrischer Unternehmen, die nicht im Ausland tätig werden dürfen, das Klima der Isolierung in Syrien zunehme. Die Schließung der meisten Botschaften und der Rückzug des diplomatischen Personals hätten die Beziehungen zum Ausland noch mehr eingeschränkt, so die Patriarchen. Das Verbot internationaler Bankoperationen versetze viele Menschen in Syrien in eine schwere finanzielle Krise. Die Bürger des Landes würden immer ärmer, ihr Unterhalt sei gefährdet, die menschliche Würde werde ihnen vorenthalten. Die natürliche Folge sei die Erhöhung der Preise für alle Güter des Grundbedarfs, der Zusammenbruch der nationalen Währung und das Auftauchen neuer sozialer Probleme.

Auch wenn die Sanktionen eine politische Zielrichtung hätten, sei es doch das ganze syrische Volk, das die Konsequenzen tragen müsse, "vor allem die Armen und die arbeitenden Menschen aus den einfachen Klassen". Die Realität werde immer schlimmer, unterstreichen die Patriarchen und verweisen darauf, dass sie als Bewohner von Damaskus tagtäglich das Leiden der Bevölkerung vor Augen hätten. Daher verlangen Youhanna X., Gregorios III. und Ignatius Aphrem II. "mit Entschiedenheit" die Aufhebung der Sanktionen. Vielmehr sollten "außerordentliche Maßnahmen" auf der Basis der Erklärung der Menschenrechte und anderer internationaler Abkommen getroffen werden.

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