Mission: Die Flüchtlinge 'nicht den Evangelikalen überlassen'

17. August 2016 in Aktuelles


Journalistin erinnert die beiden großen Kirchen an den biblischen Missionsbefehl


Berlin (kath.net/idea) Angesichts der anhaltenden Flüchtlingsthematik sollten die beiden großen Kirchen das Thema Mission wieder ernster nehmen. Durch ihre Zurückhaltung überließen sie „den anderen das Feld, den Freikirchen, den Evangelikalen, Pfingstkirchen und Zeugen Jehovas“. Diese Ansicht vertritt die Journalistin Claudia Keller in einem Essay im „Tagesspiegel“ (Berlin). Er trägt den Titel „Wir dürfen die Flüchtlinge nicht den Evangelikalen überlassen“. Wie sie schreibt, haben Christen ihre Religion in der Vergangenheit vielfach Andersdenkenden aufgezwungen: „Doch nun schlägt das Pendel in die andere Richtung aus. Die Scheu, anderen etwas aufzudrängen, ist so groß, dass man den Eindruck bekommen kann, die Kirchen hätten Angst vor den Taufbewerbern aus Nahost.“

Ist die gegenwärtige Zurückhaltung richtig?

Die Evangelische Kirche im Rheinland habe sich gleich ganz von Jesu Missionsbefehl verabschiedet, weil „eine Begegnung mit Muslimen in Konversionsabsicht“ den „innergesellschaftlichen Frieden“ bedrohe. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm (München) sei der Ansicht, Migranten müssten „von sich aus Interesse am Glauben finden“. Und auch in der katholischen Kirche sei die Sorge groß, etwas falsch zu machen. Laut Keller ist die Zurückhaltung verständlich: „Doch ist sie auch richtig?“

Viele Flüchtlinge, die jetzt an die Kirchentüren klopften, suchten ja tatsächlich nach Orientierung und Religion und wünschten einen Ansprechpartner: „Sie nehmen schlicht ein Menschenrecht für sich in Anspruch: das, ihren Glauben frei zu wählen.“

Die beiden großen Kirchen sollten selbstbewusst für sich werben. Ein erster Schritt wäre laut Keller eine Bestandsaufnahme. Denn während die Freikirchen genau angeben könnten, wie viele Flüchtlinge sie schon getauft haben, würden EKD und Bischofskonferenz keine Zahlen nennen. Wer bei den Landeskirchen und Bistümern nachfrage, könne den Eindruck bekommen, „dass man es gar nicht so genau wissen will“.


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