Hat ein Berliner Nobelhotel 'Israel ausgemerzt'?

15. August 2016 in Deutschland


Französischer Regisseur erhebt in "Frankfurter Zeitung" schweren Vorwurf: Er vermisse die israelische Ländervorwahl in der Telefonliste


Berlin (kath.net/idea) Schwere Vorwürfe gegen ein Berliner Nobelhotel hat der französische Regisseur Claude Lanzmann erhoben. In einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ warf er dem Kempinski-Hotel am Kurfürstendamm vor, „Israel ausgemerzt“ zu haben. Der Grund: Die Herberge hatte das Land nicht auf seiner Telefonliste mit den internationalen Ländervorwahlen aufgeführt. Auf die Frage, warum Israel fehle, habe ihm ein Mitarbeiter an der Rezeption erklärt, es handele sich um eine bewusste Entscheidung der Hotel-Direktion. Die Mehrheit der Hotelgäste seien Araber und die hätten „verlangt, dass Israel gestrichen werde.“ Lanzmann: „Dass Israel ausradiert wird, hatte ich in Gaza erlebt, in einer eher ruhigen Phase, als ich dort die arabischen Schulen besuchte. Man zeigte mir die Karten der Region: Israel war auf ihnen nicht verzeichnet, denn Israel darf in den Köpfen der Araber nicht existieren. Hier und jetzt, in Berlin, das Gleiche: Israel wird von der Telefonliste gestrichen."
Hotelleitung: Es gab keine Anweisung, Israel zu streichen
Das Hotel widersprach der Darstellung. Es erklärte, auf der Telefonliste seien nur 35 von insgesamt 193 weltweiten Vorwahlen verzeichnet: „Es gab und gibt keine Anweisung seitens der Hoteldirektion und auch nicht von der Kempinski AG, die israelische Vorwahl nicht in die Ländervorwahl-Liste aufzunehmen.“ Dies würde den Grundsätzen von Gastfreundschaft und Offenheit gegenüber allen Menschen widersprechen. Inzwischen habe man die Ländervorwahl von Israel aber ergänzt.
Die Kritik hält an
Die Kritik hält dennoch an. Der Israelexperte Alexander Schick (Westerland/Sylt) schrieb dem Hotel, ihn überzeuge diese Argumentation nicht. Um Vertrauen wiederherzustellen, müsse mehr getan werden: „Wie wäre es mit einem Israelabend mit israelischen Gerichten in Ihrem Restaurant? Einem Konzertabend mit bekannten israelischen Künstlern?“ Das hielte er für überzeugender als eine „Standardmail“. Schick: „Ich bin gespannt auf Ihre kommenden Taten. Gerade der Name Ihres Hauses und die Tafel am Eingang Ihres Hotels verpflichten Sie dazu.“ Kempinski ist eine der ältesten Luxus-Hotelketten der Welt. Sie geht zurück auf den deutsch-jüdischen Unternehmer Berthold Kempinski, der sich 1872 in Berlin niederließ und eine Weinhandlung betrieb. 1927 eröffnete die Familie ein Restaurant an der Stelle, wo heute das Hotel steht. 1937 wurden die Kempinskis enteignet, viele Mitglieder der Familie im Holocaust ermordet.


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