15. August: Türkei verbietet geplante Marienfeiern in Sumela

14. August 2016 in Aktuelles


Zu den Feiern am 15. August hätte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. anreisen sollen - Jetzt Befürchtungen, dass das Kloster dauerhaft gesperrt wird, offenbar im Zusammenhang mit der Islamisierungspolitik der aktuellen türkischen Regierung.


Paris (kath.net/ KAP)
Nach sechs aufeinanderfolgenden Jahren, in denen die türkischen Behörden die Feiern zum Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August im historischen Kloster der Gottesmutter von Sumela in der Region von Trapezunt erlaubt hatten, ist für dieses Jahr ein Verbot erlassen worden. Die Behörden rechtfertigen das Verbot mit Restaurierungsarbeiten an den Gebäuden und "Stabilitätsproblemen", berichtete das französische Ostkirchenportal "www.orthodoxie.com" am Freitag. Dem Patriarchat von Konstantinopel nahe stehende Kreise und Vertreter der griechischen Minderheit der Region Pontus sehen in den genannten Gründen allerdings nur Ausreden. Sie äußern Befürchtungen, dass das Kloster dauerhaft gesperrt wird, offenbar im Zusammenhang mit der Islamisierungspolitik der türkischen Regierung.

Zu den Feiern am 15. August hätte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. anreisen sollen. An der Liturgie mit dem Patriarchen in den Ruinen der 1922 durch Freischärler niedergebrannten Abtei hatten vor einem Jahr tausende orthodoxe Christen aus der Türkei, Griechenland, Georgien, Russland und der Ukraine teilgenommen. Besonders stark waren Nachkommen der 1922/23 vertriebenen christlichen Bevölkerung aus ihren Zufluchtsgebieten am Balkan und in der ehemaligen Sowjetunion vertreten.

Die Ruinen des Klosters wurden 1972 von der Regierung in Ankara zum Nationaldenkmal erklärt. Patriarch Bartholomaios durfte 2010 erstmals, und danach von 2011 bis 2015, am Fest "Entschlafung Marias" eine Eucharistiefeier in der Klosterkirche von Sumela feiern. Sein wiederholtes Ersuchen, das verlassene Kloster wieder mit Mönchen besiedeln zu dürfen, wurde von der türkischen Regierung nie beantwortet.

Gegründet 386, von Fanatikern 1922 zerstört

Das Höhlenkloster von Sumela wurde im Jahr 386 gegründet und war viele Jahrhunderte hindurch der bedeutendste Wallfahrtsort am Schwarzen Meer, vor allem wegen der in Sumela verehrten Marienikone, die dem Evangelisten Lukas zugeschrieben wurde. Die ältesten erhaltenen Gebäude des Klosters in dem romantischen Gebirgstal stammen aus der Zeit der Komnenen, die ab 1204 als Kaiser von Trapezunt herrschten. Mehrere Kaiserkrönungen fanden in Sumela statt. Auch nach der Eroberung durch die Osmanen im Jahr 1461 blieb das Kloster ein spirituelles und kulturelles Zentrum, das auch von den Sultanen durch große Schenkungen gefördert wurde.

Im 19. Jahrhundert erfolgte noch einmal ein großer Ausbau des Klosters, das sowohl christliche als auch muslimische Pilger aus dem ganzen kleinasiatischen Raum, aber auch aus Russland und Kaukasien anzog. Vom türkischen Genozid an Armeniern und anderen Christen ab 1915 blieb das Kloster verschont. Zwischen 1918 und 1922 beherbergte es in Harems verschleppte Genozid-Witwen mit ihren Kindern.

Das Ende kam im Herbst 1922, als türkische Nationalisten das Kloster zerstörten. Eine Handvoll überlebender Mönche konnte sich mit dem Gnadenbild in das noch abgelegenere Priorat zur heiligen Barbara retten. Sie mussten dieses aber schon 1923 unter Zurücklassung aller Heiligtümer verlassen, da der damalige griechische Ministerpräsident Eleftherios Venizelos die Umsiedlung der Griechen akzeptierte.

1930 setzte Venizelos beim türkischen Staatschef Kemal Atatürk die Herausgabe der Marienikone von Sumela durch. Sie wird seitdem im nordgriechischen Vermion bei Naousa verehrt.

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