Lourdes: Nach Rouen-Attentat Sorge um Marienfeier am 15. August

6. August 2016 in Aktuelles


Deutscher Konzelebrant beim Requiem für ermordeten Jacques Hamel, Pfarrer Stadtmüller, sieht "Verehrung für einen Märtyrer" - Von Gläubigen aufgesuchte Andachtsecke auch im Wiener Stephansdom.


Paris-München-Wien (kath.net/ KAP)
Das Attentat von Saint-Etienne-du-Rouvray auf den Priester Jacques Hamel beunruhigt das Leben in Lourdes im Vorfeld der Nationalwallfahrt zu Mariä Himmelfahrt und der Messe am 15. August. Das berichten die Zeitungen "Le Figaro" und "Die Tagespost" am Donnerstag. Es müsse für die Sicherheit von etwa 30.000 Pilgern gesorgt werden. Das Begleitpersonal sei nicht bewaffnet, sondern zur Orientierung der Wallfahrer da, wird betont. An den Tagen vom 11. bis 15. August würden deshalb Soldaten der französischen Armee am Heiligtum patrouillieren.

Aus Deutschland konzelebrierte laut "Tagespost" der Priester Christian Stadtmüller (Diözese Würzburg) beim Requiem für Abbé Jacques Hamel in Rouen. Der "Tagespost" sagte er, dass das Motiv des Martyriums beim Requiem vorhanden gewesen sei. "Am Eingang, gleich nach dem Portal des Domes, stand auf einer Staffelei ein Bild von Abbé Jacques, das ihn mit einem Heiligenschein zeigte. Beim Ritus des Weihwassergebens, den nach dem Klerus so gut wie alle Anwesenden vollzogen, knieten viele kurze Zeit vor dem Sarg nieder. Man kann dies schon als ein Zeichen der Verehrung für einen Märtyrer sehen", erklärte Stadtmüller.

Das starke Polizeiaufgebot rund um den Dom und die dominante Präsenz der Medien hätten der Feier den Charakter eines "Spektakels" vermittelt, so der Geistliche weiter. Die konzelebrierenden Priester hätten aber keinen Eindruck von Angst oder gar Schockstarre vermittelt: "Die Situation erinnerte mich eher an eine Priesterbeerdigung in Deutschland, wo sich viele nach langer Zeit einmal wiedersehen und sich auch in der Sakristei ausgiebig austauschen."

Neben den Vertretern des Islam seien auch Vertreter der Orthodoxie und der anglikanischen Kirche anwesend gewesen, so Stadtmüller. Insgesamt könne man damit von der "Beteiligung und Solidarisierung aller Bürger und ihrer Religionen" sprechen, wobei die Präsenz der Muslime "natürlich von besonderem Gewicht" gewesen sei. "Ich glaube, dass die Tatsache, dass die muslimischen Geistlichen beziehungsweise deren Gemeinde dem Attentäter, dem Mörder von Abbé Jacques, ein rituelles Begräbnis verweigerten, ein von allen wahrgenommenes starkes Zeichen war." Die Muslime seien dadurch bei der Trauerfeier "wirklich herzlich willkommen" gewesen.

Gedenken auch im Wiener Stephansdom

Auch im Wiener Stephansdom wird des in der Vorwoche ermordeten Priesters gedacht: Zum einen in Fürbitt-Gebeten für ihn und seine Mörder bei zahlreichen Messen, zum anderen durch eine Fotografie Hamels, die schon seit dem Folgetag des Attentats gleich rechts hinter dem Hauptportal aufgestellt ist, unmittelbar neben dem Eingang zur Eligius-Kapelle und direkt unter dem Gemälde, das an Johannes Paul II. erinnert. Dutzende Apostellichter, die von den Gläubigen sonst zu Ehren des polnischen Heiligen am selben Platz hinterlassen werden, scharen sich nun um das Konterfei des jüngst verstorbenen Geistlichen.

Der 85-jährige Priester Jacques Hamel war am Dienstag vergangener Woche bei einem Überfall zweier Islamisten auf seine Kirche im nordfranzösischen Saint-Etienne-du-Rouvray brutal mit einem Messer ermordet worden. Die Angreifer wurden kurz darauf von der Polizei erschossen. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) beanspruchte die Tat für sich.

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