Wo die Beichte angeboten wird, da wird auch gebeichtet

29. Juli 2016 in Weltkirche


Barmherzigkeit durch Vergebung – Beichte auf dem Weltjugendtag in Krakau - Ein Bericht von Peter Winnemöller aus Krakau


Krakau (kath.net)
Barmherzigkeit ist ohne die Beichte nicht denkbar. Nur wer sich Christus zuwendet, kann die Barmherzigkeit Gottes erfahren. So ist es kein – oder eben gerade doch ein – Wunder, daß auch hier in Krakau die Beichte wieder eine große Rolle spielt. An zwei zentrale Orten des Weltjugendtages sind Open Air Beichtstühle aufgebaut. Im Jordana Park und am Sanktuarium der Göttlichen Barmherzigkeit stehen diese einfach gearbeiteten Beichtstühle bereit. Allein über fünfzig sind es am Sanktuarium der Göttlichen Barmherzigkeit. Weil das nicht ausreicht, hat man seit gestern noch einfache Klappstühle an der Seite aufgestellt, die auch zur Beichte zur Verfügung stehen.

Pfadfinder aus Krakau übernehmen hier die Koordination. Sie führen die Pönitenten zu den Beichtvätern in der gewünschten Sprache und stehen mit Rat und Tat zur Verfügung.

Erika ist aus Kanada. Sie sucht eine Beichtvater in Englisch. Derzeit ist keiner frei. Also muß sie noch warten. Warum beichtet sie hier? „Die Atmosphäre des Gebets, die Anwesenheit des Papstes und die Sehnsucht nach Barmherzigkeit“, nennt sie als Gründe, „da müsse sie einfach Christus ihr Herz öffnen.“

P. Gino kommt von den Philipinen und hört die Beichte in Englisch. Trotzdem darf ich ihn kurz vor Erika noch eben sprechen. „Ich bin sehr glücklich hier die Beichte hören zu dürfen“, sagt er. Dann deutet er mit der Hand auf die Kirche der Göttlichen Barmherzigkeit. „Wo, wenn nicht hier? Das ist ein besonderer Gnadenort für die Beichte.“ Er wünscht sich, daß alle Weltjugendtagspilger in diesen Tagen beichten.

Ein wahres Sprachgenie stellte mir der Leiter der Pfadfinder danach vor. P. Darius aus Krakau hört die Beichte in fünf Sprachen. Er spricht sie alle fließend. „Das ist ein großes Geschenk Gottes“, so sieht er seine Sprachbegabung. Und diese Gabe setzt er hier voll ein, weil er sich in den Dienst nehmen lassen will. Es gehe in der Beichte darum, zu wachsen und zu reifen, indem man Gott immer wieder seine Sünden bekennt. Geistlich erwachsen werden, nennt er das. Für ihn als Priester ist die Beichte ein Geschenk Gottes an die Menschen. Der Priester mit der Gabe die Sünden zu vergeben, ist nur der Mittler, der die Begegnung mit Gott ermöglicht. In diesen Dienst läßt er sich gerne nehmen.

Auf die Frage, warum in den Gemeinden so wenig gebeichtet werde, antwortet er, die Menschen suchten die Beichtväter oft vergebens. Es gebe zu wenig Angebot. Wo die Beichte angeboten werde, da werde auch gebeichtet. Beichtväter bräuchten manchmal etwas Geduld und Durchhaltevermögen, aber am Ende kommen die Menschen, weil sie Gottes Liebe suchen.

Hier am Sanktuarium fehlen am frühen Morgen auch noch die Beichtväter. Die Pilger stehen schon Schlange zum beichten. Aber die Priester kommen mit ihren Gruppen und die dringen auf dem Weg nur sehr langsam voran. Es sind schon wieder tausende, die hier herkommen. Also trudeln auch die Beichtväter erst nach und nach am Vorbereitungszelt ein. Auch hier haben die Pfadfinder alles in der Hand. Sie verteilen die violetten Stolen an die Priester, führen sie zu freien Beichtstühlen und bringen die Schilder mit den Sprachen an. Kaum sitzt ein Beichtvater, leitet ein anderer Pfadfinder einen Pönitenten zu ihm.

Heute sind die Kanadier am Sanktuarium der Göttlichen Barmherzigkeit. „Wir brauchen jetzt dringend Englisch und Französisch“, sagt mir der Koordinator mit Blick auf die ankommenden Pilger, die sich zur Vorbereitung auf den Rasen knien oder setzen. Manche haben einen Rosenkranz in der Hand, einige lesen in der Hl. Schrift oder machen sich einen Beichtzettel. Jetzt kommen immer mehr Priester, kaum 10 Minuten später sind 10 weitere Beichtstühle besetzt. Der Pilgerstrom reist nicht ab. P. Darius hat es jetzt eilig, wieder in den Beichtstuhl zu kommen. Ein Segen für den Journalisten und der Rat, doch auch die Gelegenheit zu nutzen. Das ist ein Vollblutbeichtvater. Und der neben uns stehende Pfadfinder hat auch gleich schon einen Pönitenten im Schlepp. Welche Sprache? Französisch. Für P. Darius kein Problem.

Das geht so seit Ankunft der Pilger und das wird so weiter gehen, bis die Pilger Krakau verlassen haben. Nicht nur in Open Air Beichtstühlen wird gebeichtet. In den meisten Kirchen stehen die Beichstühle offen. Zuweilen muß auch ein Mauerabsatz oder ein Bordstein als Beichtstuhl herhalten.

Bei so vielen Beichten hat man das Gefühl, ganz Krakau atme Barmherzigkeit. Und diesen Atem nehmen die Pilger mit in ihre Heimat. Auch Erika aus Kanada will, wenn sie wieder daheim ist, mal etwas öfter beichten.

Papst Franziskus hört auf dem Petersplatz die Beichten von Jugendlichen


Foto: (c) Peter Winnemöller


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