Sicherheit auf dem Weltjugendtag in Krakau

27. Juli 2016 in Jugend


Niemand macht sich Illusionen darüber, dass die Gefahr für Weltjugendtag virulent ist - Aus geöffneten Hubschraubertüren überwachen bewaffnete Sicherheitskräfte aus der Luft - kath.net-Bericht unseres Weltjugendtagskorrespondenten Peter Winnemöller


Krakau (kath.net/pw) Angesichts der Terroranschläge der vergangenen Tage ist die Frage nach der Sicherheit in Krakau sicher berechtigt. Immerhin kommen hier in diesen Tagen weit über eine Million Pilger aus aller Welt zusammen. Weltjugendtage sind dafür bekannt, dass sie friedliche Feste sind, auf denen sich die Sicherheitskräfte eher langweilen. Allenfalls noch das leiten und kanalisieren der Pilgerströme und die Sperrung von Straßen für den Autoverkehr stellten ernste Herausforderungen dar.

In Zeiten von Terror gerade auch gegen Katholiken, wie man jüngst in Frankreich erleben musste, stellen sich für einen Weltjugendtag andere Fragen. Niemand wird sich Illusionen darüber machen, dass die Gefahr für den Weltjugendtag virulent ist. Vor wenigen Tagen erst wurde ein Islamist in Lodz festgenommen. Grund genug sich Sorgen zu machen.

Im Gegensatz dazu feiern die Jugendlichen hier vor Ort völlig unbefangen und unbeeindruckt von der latenten Gefahr. Sie lassen sich nicht einschüchtern, das ist die großartige Botschaft der jungen Menschen, die hier in Krakau zusammen kommen, um zu beten und zu feiern. Es ist, als schwebten die Worte „Non abbiate paura“ (Habt keine Angst), die der Heilige Papst Johannes Paul II. Am Anfang seines Pontifikats gesprochen hatte, über diesem großen Jugendtreffen.

Ein wenig anders sehen das natürlich die Sicherheitskräfte. Krakau ist ab heute zu. Niemand kommt mehr nach Krakau rein. Nur wer in Krakau wohnt, Weltjugendtagspilger ist, als Volunteer hier arbeitet oder als Journalist beim WJT akkreditiert ist, kommt noch in die Stadt. Zahlreiche Straßen sind gesperrt. Ganze Gebiete sind Sperrgebiete. Nur noch Taxis und Autos von Anwohnern können dort fahren. Rund um die Zentren des Weltjugendtages sind diese Sperrgebiete angelegt.

An allen sensiblen Orten in Krakau findet sich polnisches Militär. Die Soldaten stehen zu zweit, zu viert und teilweise zu sechst Wache. Auf den großen Plätzen sind zuweilen ganze Kompanien zu sehen. Die Pilger nehmen die Soldaten zur Kenntnis, stören sich aber nicht daran. Manche Pilgergruppen gehen auch bewusst zu den Soldaten und bedanken sich bei ihnen. So gestern als auf dem Hauptmarkt von Krakau eine Pilgergruppe ein paar Soldaten mit „High five“ abklatschen wollten, was die Soldaten lachend ablehnen mussten. Sie müssten aufpassen, sagte einer der Soldaten, da könnten sie sich nicht ablenken lassen.

Auch die Polizei ist in großer Zahl präsent. Es gibt wohl keine Kreuzung in der Innenstadt von Krakau mehr, an der nicht mindestens ein Polizeiauto steht. Private Sicherheitskräfte sichern den Zugang zu den Veranstaltungsorten und unterstützen die staatlichen Sicherheitskräfte. Gestern Nacht war wegen den großen Pilgerandrangs der Hauptbahnhof von Krakau komplett gesperrt. Polizei und Feuerwehr waren im Einsatz. (s. Foto)

Über dem Stadtgebiet von Krakau kreisen permanent Hubschrauber von Polizei und Militär. Aus geöffneten Hubschraubertüren überwachen bewaffnete Sicherheitskräfte das Geschehen aus der Luft. Die ersten Hubschrauber sind zu hören, wenn gerade die Sonne aufgegangen ist. Bis in die Abenddämmerung gehört das Knattern der Rotoren zum Hintergrundgeräusch dieses WJT. Auch über dem Quartier des kath.net–Teams in Krakau kreist gerade jetzt wieder ein Hubschrauber. In drei bis vier Kreisen zieht er dann weiter und es ist ein Augenblick Ruhe, bis nach einiger Zeit der nächste zu hören ist.

Niemand wird in der Lage sein, mit hundertprozentiger Sicherheit garantieren zu können, dass nichts passiert. Man sollte sich da keine Illusionen machen. Übertriebene Angst ist dennoch nicht angezeigt. Die polnischen Sicherheitskräfte sind gut aufgestellt. Sie tun das denkbar mögliche, den Pilgern hier einen sicheren und fröhlichen Weltjugendtag zu gewährleisten.

Bislang wirken die Soldaten, Polizisten und private Sicherheitskräfte noch sehr entspannt. Bei aller Wachsamkeit gibt es offensichtlich bislang keine konkrete Gefährdungslage. Ein paar Gebete aus den Heimatländern der Pilger um einen weiterhin guten und sicheren Verlauf dieses großen Glaubensfestes könnten dennoch nicht schaden.



Foto (c) Peter Winnemöller



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