‚Mit Mut, aber ohne Hass’

1. August 2016 in Chronik


Ein Interview mit dem französischen Religionsphilosophen Remi Brague über Terror, Islam und Islamismus. Die eigentliche Frage sei, was die Attentäter mit der Gewalt erreichen wollten.


Paris (kath.net/jg)
„Es gibt keine echte Trennlinie zwischen Islam und Islamismus. Das ist eine Frage der Gradualität, nicht der Art.“ Das sagt der französische Religionsphilosoph im Interview mit der Zeitung Famille chretienne. Daher müsse man zwischen dem Islam in seinen verschiedenen Varianten und Intensitäten einerseits und den Moslems andererseits unterscheiden. Hier verlaufe die wahre Grenze, betont Brague.

Die Gewalt und die mediale Berichterstattung über die Anschläge würden uns sprachlos machen. Darüber würden wir vergessen, dass die Gewalt ein Mittel für ein bestimmtes Ziel sei, sagt Brague. Das Ziel der Attentäter sei die Scharia einzuführen, die das Verhalten der einzelnen Personen, der Familien, der Wirtschaft und letztlich des ganzen politischen Systems bestimmen solle. Der Fokus auf die spektakulären Gewalttaten würde den Blick auf die eigentlichen Fragen verstellen, befürchtet der Philosoph.

Vergebung sei zwar nie kontraproduktiv, man dürfe sich aber nicht erwarten, dass Vergebung den Hass der Feinde tilgen könne. Das geschehe nur selten, wie etwa bei Mahatma Gandhi. Vergebung könne nur durch eine Umkehr des eigenen Herzens wirklich etwas bewirken. Wer sich weigere, sich in den Kreislauf der Rache, in die Eskalation der Gewalt hineinziehen zu lassen, werde die Situation richtig und ohne falsche Schuldzuweisung verstehen könne. „Er wird kämpfen, wenn er muss, und er wird es mit Mut, aber ohne Hass tun“, sagt Brague abschließend.


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