Durchhalten in Ehekrisen

25. Juli 2016 in Familie


Wie Ehepaare Krisen überstehen können. Von Luitgardis Parasie


Wetzlar (kath.net/idea) Es war einer der Aufreger des Frühjahrs: „Ich war Helmut Kohls Geliebte“, enthüllte eine Frau der Presse. 20 Jahre sei das her, und nun wolle sie ein Buch darüber schreiben. Man reibt sich verwundert die Augen und fragt sich: Was treibt diese Frau an? Gehört so ein Geständnis nicht in die Beichte statt in die Zeitung? Ist Ehebruch etwas, worauf man stolz sein kann? Erhöht er sogar den Promifaktor? Ehebruch ist doch vor allem Lüge, Betrug und auf Jahre zerstörtes Vertrauen.

Wärt ihr doch eher gekommen

Ja, es gibt viel Not in Ehen. Dem Mann fehlt die Anerkennung, die Frau beklagt sich, dass er nicht zuhört. Er redet nicht, sie verweigert den Sex. Und viel zu oft lassen Paare unbefriedigende Zustände schleifen und denken, es wird schon wieder. Aber von selbst wird da gar nichts. Leider gehen viele Paare auch zu spät in eine Beratung. Dann, wenn einer der Partner innerlich schon mit der Ehe abgeschlossen hat. Keine Hoffnung mehr hat, dass sich noch mal Neues entwickelt, dass da noch mal was prickelt. Oder sich neu verliebt hat. Oft denke ich bei ratsuchenden Paaren: Wärt ihr doch bloß schon vor fünf Jahren gekommen.

Ehemalige Streithähne feiern jetzt Silberhochzeit

Vor einiger Zeit bekam ich einen Brief. Eine Frau schrieb mir: „Ob Sie sich noch an uns erinnern? Wir saßen als ‚Streithähne’ öfter bei Ihnen in der Beratung. Inzwischen ist viel Zeit ins Land gegangen. Wir haben uns als Paar wieder neu entdeckt und genießen, nachdem beide Kinder aus dem Haus sind, unsere Zweisamkeit. Gerade sind wir dabei, unsere Silberhochzeit zu organisieren. Wir werden am Nachmittag mit einem Dankgottesdienst beginnen und dann hoffentlich lange weiterfeiern. Dass wir dieses Fest feiern können, verdanken wir auch den Gesprächen mit Ihnen. Vielen Dank für Ihre Geduld, Ihr Zuhören. Wir halten fest an unserem Trauspruch aus Psalm 33: ‚Wir hoffen auf den Herrn. Er hilft und beschützt uns, wir vertrauen ihm, denn auf ihn ist Verlass.’“

Ich habe mich geschämt

Mir kamen die Tränen, als ich diesen Brief las, und ich habe mich geschämt. Denn nur zu gut konnte ich mich an dieses zerstrittene Paar erinnern. Sie beklagten sich ständig übereinander und kamen aus dieser Spirale kaum raus. Ich fühlte mich manchmal mit meiner Weisheit am Ende und fand mich gar nicht geduldig.

„Du mit deinem Kleinglauben“

Wenn mich damals einer gefragt hätte, ich hätte für diese Ehe nicht mehr viel gegeben. „Siehst du“, sagte mein Mann, „du mit deinem Kleinglauben.“ Ja, in der Tat, so war es. Dass die beiden nun ihre Silberhochzeit feiern, ist in meinen Augen ein Wunder Gottes. Der auch festgefahrene Beziehungen aus der Sackgasse holen kann.

Ein Happy End mit Gottes Hilfe

Sie haben übrigens erlaubt, dass ich ihre Geschichte erzähle. Denn sie wollen anderen weitergeben: In die eigene Ehe investieren lohnt sich. Es kann ein Happy End geben, mit Gottes Hilfe.

Die Autorin, Luitgardis Parasie, ist Pastorin der evangelischen Kirchengemeinde Langenholtensen bei Northeim (Niedersachsen).


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