Parteitag der Republikaner: Trump dankt Evangelikalen

23. Juli 2016 in Aktuelles


Der reformierte Christ ist aber unter theologisch Konservativen umstritten


Cleveland (kath.net/idea) Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat sich bei seinen evangelikalen Befürwortern bedankt. In seiner Rede auf dem Parteitag in Cleveland (Ohio) sagte der Presbyterianer, dass ihre Unterstützung großartig gewesen sei. Er sei sich nicht sicher, ob er sie gänzlich verdiene. Aber sie sei ein Grund, dass er so weit gekommen sei. Die Evangelikalen hätten ferner viel zu den politischen Inhalten der Partei beizutragen. Genauer führte er diesen Punkt aber nicht aus.

Trump ist unter Christen umstritten. So waren Leiter der Presbyterianischen Kirche (in Deutschland wäre es die reformierte Kirche) bereits im Vorfeld des Parteitags der Meinung, dass Trumps Einstellung zum Thema Einwanderung nicht mit der Lehre der Kirche übereinstimme. Laut der biblischen Botschaft sollten sich Christen um Bedürftige kümmern. Trump hatte im Vorwahlkampf unter anderem vorgeschlagen, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen. Auch aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika kam Kritik. Der Bischof der Synode von Nord Carolina, Timothy Marcus Smith (Salisbury), sagte, dass Trump eine peinliche Farce sei. Seine Wut- und Angstreden stünden den Aussagen der Bibel diametral entgegen.

James Dobson: Trump ist in diesen schwierigen Zeiten der beste Kandidat
Unterstützung erhält Trump hingegen beispielsweise vom Präsidenten der evangelikalen Liberty Universität, Jerry Falwell Jr. (Lynchburg), sowie dem Hauptpastor der Megagemeinde „First Baptist Church“ in Dallas (Texas), Robert Jeffress. Seine Gemeinde hat 12.000 Mitglieder und gehört zum Bund der Südlichen Baptisten.

Während des Parteitags stellte sich ferner der Gründer und frühere Leiter der Organisation „Focus on the Family“ (Brennpunkt Familie), James Dobson (Colorado Springs), hinter Trump. Er sei der beste Kandidat, um die USA in dieser schwierigen Zeit zu führen. Es habe ihn überzeugt, dass Trump konservative Richter für den Obersten Gerichtshof ernennen, das Militär stärken und die Unverletzlichkeit des menschlichen Lebens verteidigen wolle, so der 80-Jährige. Trump sei zwar früher ein Abtreibungsbefürworter gewesen, doch er habe sich geändert. Ferner freue er sich, so Dobson, dass Trump den Gouverneur des Bundesstaates Indiana, Mike Pence, als seinen Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten gewählt habe.

Pence bezeichnet sich selbst als „wiedergeborenen, evangelikalen Katholiken“. Er gilt als Abtreibungsgegner. Das im vergangenen Jahr von Trump geforderte Einreiseverbot für Muslime lehnte Pence als verletzend und verfassungswidrig ab.

Deborah Fikes: Trump gefährdet die internationale Religionsfreiheit

Gegen Trump hat sich von evangelikaler Seite unter anderen der Präsident der Kommission für Ethik und Religionsfreiheit der Südlichen Baptisten, Russell Moore (Washington), ausgesprochen. Trump habe sich ebenso wie Clinton moralisch disqualifiziert. Nur eine Gesellschaft, „die sich an Pornografie gewöhnt hat, könnte einen so frauenfeindlichen Mann“ wählen, so Moore. Mit rund 15,5 Millionen Mitgliedern in 43.000 Gemeinden sind die Südlichen Baptisten die größte protestantische Kirche in den USA. Deborah Fikes, Vorstandsmitglied der Evangelischen Allianz in den USA und Beraterin der Weltweiten Evangelischen Allianz, unterstützt die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Hillary Clinton.

Fikes ist über Trumps Intoleranz gegenüber religiösen Minderheiten sehr besorgt: „Internationale Religionsfreiheit wird durch die Ideen Donald Trumps gefährdet.“

Auch der US-Pastor und Bestsellerautor Max Lucado (San Antonio) ist gegen eine Wahl des Immobilienunternehmers.

Auch mehrere katholische Führungspersönlichkeiten hatten aufgerufen, nicht für ihn zu stimmen: Der Princeton-Professor Robert George ist der Meinung, dass die Präsidentschaftswahlen Christen vor eine „fürchterliche Entscheidung“ stellen. Er halte Clinton für ebenso ungeeignet wie Trump. Der in dritter Ehe verheiratete Multimillliardär stehe nicht für die katholischen Werte, etwa den Wiederaufbau einer Kultur der Ehe oder den Schutz des Lebens, so der Katholik.

Laut einer Umfrage des Forschungsinstituts „Pew“ (Washington) wollen vor allem weiße Evangelikale für Trump stimmen (78 Prozent). Bei den liberalen Protestanten kommt Trump laut Umfrage auf 50 Prozent. Schwarze Protestanten hingegen wollen die Demokratin Clinton als zukünftige Präsidentin (89 Prozent), ebenso 67 Prozent der konfessionslosen und 56 Prozent der katholischen Wähler. Bei weißen Katholiken ist die Zustimmung für Clinton mit 46 Prozent geringer als unter hispanischen Katholiken (77 Prozent).


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