Klare Sprache, nicht politisch korrekte seichte Rede

21. Juli 2016 in Kommentar


„Sprachlos angesichts des Terroranschlages im Regionalzug nach Würzburg fühlt sich Bischof Friedhelm Hofmann.“ kath.net-Kommentar von Peter Winnemöller


Würzburg (kath.net/pw) Sprachlos angesichts des Terroranschlages im Regionalzug nach Würzburg fühlt sich Bischof Friedhelm Hofmann. Menschlich ist es total verständlich, denn wer hält nicht einen Augenblick den Atem an, wenn einen solch eine Nachricht erreicht.

Leid, auch das Leid, das durch schlimme Verbrechen ausgelöst wird, ist Bestandteil des Lebens der Menschen. Immer mehr und immer wieder kommt es vor.

Gerade in jüngster Zeit machen Gewaltverbrechen des IS mehr und mehr von sich reden. In einer Zeit, in der immer weiter Flüchtlinge in unser Land kommen, hilft es nichts die Augen davor zu verschließen. Vor allem wegen derer, die vor Krieg, Terror und Gewalt fliehen und in unserem Land Sicherheit suchen, ist es unsere Verantwortung klar zu sehen und klar zu reden. Wir sind es denen schuldig, denen wir hier Sicherheit versprechen, diese Sicherheit auch zu bieten. Wir sind es uns selber schuldig, einen realistischen Blick auf terroristische Akte zu werfen, um sie wo nur immer möglich zu verhindern. Das ist Aufgabe der Politik und der Sicherheitskräfte. Wohl kaum ein Bischof hat die Möglichkeit, dies zu leisten.

Es ist ein anderes, was die Aufgabe der Bischöfe ist. So spricht der Vorsitzende der DBK, Reinhard Kardinal Marx davon, dass die europäischen Außengrenzen nicht zu Todesgrenzen werden dürfen. Das ist richtig so. Diese Mahnung sollte Europa hören! Aber Binnenraum unseres Europa, unserer Länder, darf ebenfalls nicht zu einem Raum des Todes werden.

„Diese Tat ist nicht zu verstehen“, zitiert eine Pressemeldung den Bischof von Würzburg zum Terrorakt im Regionalzug. Es macht den Laien mehr als sprachlos, wenn der Hirte nicht mehr zu verstehen scheint, dass das Böse in unserer Welt eine Realität ist. Fassungslos steht man davor, wenn ein Bischof hier die Augen zu verschließen sucht, statt die unbedingt nötige geistliche Deutung zu geben. Sind Sicherheitspolitik und die praktische Umsetzung eines Mindestmaßes an Sicherheit und einer nachdrücklichen Strafverfolgung in der Tat Weltdienst der Laien, so ist es umso mehr Aufgabe der Hirten unserer Kirche, die Augen zu öffnen für die Wirklichkeit des Bösen in der Welt. Die Konsequenzen aufzuzeigen, die sich daraus ergeben und klar zu sagen, wer der Feind ist, kurz gesagt die unbedingt nötige geistliche Deutung zu gewähren, ist es, was uns die Hirten schuldig sind.

Eine klare Sprache in deutlichen Worten sind es, die den Menschen helfen; nicht politisch korrekte seichte Rede. „Ausdrücklich warnte Bischof Hofmann davor, jetzt alle Asylsuchenden unter Generalverdacht zu stellen. ,Vielleicht müssen wir die unbegleiteten Minderjährigen noch mehr begleiten und ihnen dabei helfen, die eigenen Traumata zu überwinden.'“ So schließt die Pressemeldung. Da bleibt einem die Luft weg ob dieser seichten Übergriffigkeit. In welcher Weise unbegleitete jugendliche Flüchtlinge enger an die Hand genommen werden müssen, um sich in unserer für diese Jugendlichen so völlig fremden Welt besser orientieren zu können, kann jeder Sozialarbeiter in der Flüchtlingshilfe hundert mal besser und fundierter erklären, als ein Bischof oder sein Pressesprecher. Während erstere nämlich jeden Tag mit der Wirklichkeit dieser jungen Leute konfrontiert sind, verkünden letztere doch nur ihre soften Weisheiten aus ledergepolsterten Schreibtischsesseln. Das ist wenig hilfreich.

Mangelnde Klarheit und mangelnde Wahrheit führen nämlich, das kann jeder mit nur wenig Nachdenken selber herausfinden, zu gerade jenem Generalverdacht, vor dem hier mit erschreckendem Pathos gewarnt wird. Der Angriff dieses jungen Terroristen war nämlich in der Tat auch ein Angriff auf die Zukunft der Jugendlichen, die sich vor eben diesem Krieg und Terror in unser Land flüchten.

Wer nicht Klarheit und Wahrheit über diesen Terror mit deutlichen Worten formuliert, macht sich am Ende mit schuldig daran, wenn der Zorn sich gegen alle richtet.

Da braucht es wahrlich keine sprachlosen Bischöfe, ganz im Gegenteil. Wir brauchen Bischöfe, die sich mit der ganzen Sprachgewalt des Evangeliums dafür einsetzen, dass die Menschen ihre Angst verlieren, um der Gewalt mutig entgegen zu treten, um eben auch die Schwachen und Wehrlosen zu schützen, die unseren Schutz suchen.

Und das Evangelium ist hier sehr klar: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann.“ (Mt 10,28) Mut ist gefragt, Klarheit und Wahrheit. Angst, politisch korrekte Verzagtheit und Worte, die mehr verschleiern als Aufdecken, helfen nicht den friedlichen Menschen, sie helfen den Terroristen.

Furcht haben sollten wir langsam in der Tat wirklich mehr vor denen, die nach jedem terroristischen Gewaltakt die Beschwichtungsspirale drehen, als vor denen, die tatsächlich Gewalt ausüben. Das ist eine absurde Wirklichkeit unserer Tage.

Merkur - Axt-Attacke in Regionalzug bei Würzburg - Täter hatte handgemalte IS-Flagge



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