Erstmals Feuerbestattung für einen Mafia-Boss

16. Juli 2016 in Chronik


Keine öffentliche Trauerfeier, aber privates Gebet erlaubt.


Rom (kath.net/ KNA)
Der verstorbene frühere Mafia-Boss Bernardo Provenzano (83) soll nach dem Willen seiner Ehefrau und der beiden Söhne in Mailand eingeäschert werden. Wie die italienische Tageszeitung «Corriere della Sera» (Freitag) meldete, ist es das erste Mal, dass ein großer Pate der von katholischem Brauchtum geprägten «Cosa Nostra» eine Feuerbestattung erhält. Das Blatt verwies darauf, eine Urne lasse sich ohne Aufsehen in Provenzanos Heimatort Corleone in Sizilien überführen und dort beisetzen.

Provenzano, dem Dutzende von Morden zur Last gelegt werden, war nach 43 Jahren vergeblicher Fahndung 2006 in einem Versteck bei Corleone gefasst worden. Seither in Hochsicherheitshaft, erlag er am Montag einem Krebsleiden. Der Polizeichef von Palermo, Guido Longo, untersagte eine öffentliche Trauerfeier in Corleone, da diese für Kundgebungen ausgenutzt werden könnte. Keineswegs jedoch solle den Angehörigen ein «privates Gebet auf dem Friedhof» verwehrt werden, sagte er laut Medienberichten.

Der zuständige Erzbischof von Monreale, Michele Pennisi, erklärte, ein Priester werde den Leichnam des Verstorbenen segnen. «Ein Gebet kann man niemandem verwehren», sagte Pennisi laut dem «Corriere». In Provenzanos Heimatort Corleone habe sich zwischenzeitlich viel verändert. Die Stadt werde sich jetzt «wirklich freier fühlen», so der Erzbischof.

Ein Sprecher des Erzbistums Monreale, zu dem Corleone gehört, betonte auf Nachfrage am Donnerstag, die Beisetzung Provenzanos werde in jedem Fall ohne Messe stattfinden. Eine Eucharistiefeier sei Ausdruck der Kirchengemeinschaft, die man bei dem früheren Mafia-Boss nicht vorauszusetzen könne. Er befinde sich «in einer Art Exkommunikation», sagte Bistumssprecher Antonio Chimenti.

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