Hasenhüttl: Signal der Hoffnung?

19. Juli 2003 in Deutschland


Ein Kommentar von Guido Horst / DIE TAGESPOST


Bischof Marx löffelt nun die Suppe aus. Kaum jemand wird dem Oberhirten vonTrier einen Vorwurf machen, im Fall Hasenhüttl so gehandelt zu haben, wie er nun gehandelt hat. Selbst der Präsident des Zentralkomiteesder deutschen Katholiken, Hans-Joachim Meyer, dem kaum ein liebedienerischesVerhältnis zur katholischen Hierarchie nachgesagt werden kann, zeigteVerständnis: Er bedauerte den Konflikt, den Hasenhüttl durchDialogverweigerung dramatisiert habe. Und Marx nannte er einen dialogoffenenBischof, der kein "Hardliner" sei.

Tatsächlich: Marx ist kein "Hardliner". Der Verlauf der Ereignisse ließ ihmkeine Wahl. Die Wahl hätten andere gehabt, die seit zwanzig, dreißig Jahrenvom Schreibtisch oder Lehrstuhl aus solche Provokationen wie die Hasenhüttlsvorbereitet haben - oder dies auch hätten lassen können. Aber mangelndesAugenmaß und ökumenische Ungeduld waren wohl jeweils stärker. So schriebWalter Kasper im Jahr 1970 - damals war der Kardinal und Präsident despäpstlichen Einheitsrats noch Theologieprofessor in Münster - zuökumenischen Gottesdiensten mit Kommunionempfang von Katholiken undProtestanten:

"Die eigentliche Irregularität sind nicht solche offenen Kommunionfeiern,sondern die Spaltung und gegenseitige Exkommunikation der Kirchen. Die nichtpositiv genug zu würdigende Funktion einzelner Gruppen, welche hiervorpreschen, ist es, dass sie den Kirchen den Skandal ihrer Trennung imSakrament der Einheit immer wieder vor Augen führen und dafür sorgen, dasswir uns nicht bequem mit dem Status quo abfinden. Deshalb können einzelnegemeinsame Eucharistiefeiern, wenn sie in christlicher Verantwortungbegangen werden, ein Zeichen der Hoffnung sein, dass die trennenden Gräbenaus der Vergangenheit durch gemeinsame Anstrengung überwunden werden können,indem sich alle im Glauben an den einen Herrn um den einen Tisch versammeln,um das eine Brot zu teilen und sich zu einem Leib verbinden zu lassen" (in:Christen wollen das eine Abendmahl, hg. von Publik, Mainz 1971, S. 40-50).

Was der Theologe Walter Kasper damals als "nicht positiv genug zu würdigen"und als "Zeichen der Hoffnung" pries, muss der Bischof Reinhard Marx heutemit einer Suspendierung ahnden. Da hat sich die Kirche wieder einmal ins Bein geschossen. Und interessant ist es zu sehen, wie eine theologische Elite schon seit Jahren an der Aufweichung des katholischen Kirchenbildes arbeitet - und dabei von höchster Seite stets Förderung und persönliche Unterstützung erfuhr.


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